01.09.2008 18:06:00
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ROUNDUP 3/Commerzbank nach Fusion auf Kostenbremse - Angriff auf Deutsche Bank
POLITIKER BEGRÜSSEN ZUSAMMENSCHLUSS
Trotz der drastischen Einschnitte, die auch das Filialnetz betreffen, begrüßten Politiker den Zusammenschluss. "Die Entscheidung ist gut für den Finanzplatz Deutschland", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) in Peking während seiner China-Reise. Diese Einschätzung teile auch die gesamte Bundesregierung, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erklärte: "Eine erfolgreiche neue Bank kann auf Dauer mehr Arbeitsplätze schaffen als jetzt in Gefahr sind."
AKTIONÄRSSCHÜTZER ERLEICHTERT
Aktionärsschützer zeigten sich erleichtert, dass bei der seit Monaten diskutierten Neuordnung der Bankenbranche eine nationale Lösung gefunden wurde. Als Kaufinteressent war auch die China Development Bank (CDB) gehandelt worden. Der Markt goutierte den Deal jedoch nicht: Commerzbank-Aktien verloren am Montag zeitweise mehr als zehn Prozent und rutschten ans Ende des Deutschen Aktienindex.
"Wir rechnen mit Synergien in Höhe von etwa fünf Milliarden Euro. Davon entfallen 3,6 Milliarden Euro auf klassische Kosteneinsparungen", sagte Blessing, der auch das fusionierte Institut führen wird. Der bisherige Dresdner-Bank-Eigentümer, der Versicherungskonzern Allianz, will die neue Bank nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Michael Diekmann als Großaktionär mit einem Anteil von knapp 30 Prozent "einen Weg weit begleiten".
Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter, der Marketingvorstand der neuen Commerzbank werden soll und damit der einzige aus der Dresdner- Führungsriege im künftigen Management ist, versicherte, es werde eine "intensive Diskussion mit den Arbeitnehmervertretern" über den "unvermeidlichen Stellenabbau" geben. Bis Jahresende 2011 soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Ver.di-Bundesvorstand und Commerzbank-Aufsichtsrat Uwe Foullong betonte in einem dpa-Gespräch: "Das ist ein Ergebnis, das uns noch nicht ausreicht. Wir fordern jetzt Verhandlungen zur Integration der Dresdner Bank, in denen weitere Vereinbarungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung getroffen werden."
TAUSENDE STELLEN GESTRICHEN
In Deutschland sollen laut Commerzbank 6.500 Vollzeitstellen wegfallen, 2.200 davon im Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden. Grund dafür sei die geplante Ausdünnung des Filialnetzes und die Zusammenlegung der Kreditbearbeitung. Das neue Institut soll 1.200 Filialen haben. Derzeit hat die Commerzbank 820 Filialen, die Dresdner Bank ohne ihre Allianz-Bank-Filialen 720.
Im Konzern sollen weitere 750 Stellen in der Mittelstandsbank der Commerzbank wegfallen, 1.950 durch Zusammenlegung der zentralen Konzernsteuerung, 2.750 durch Zusammenschluss der Service-Bereiche. Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz stellte klar: "Wir brauchen in Zukunft keine zwei Konzernzentralen mehr, in denen zwei Abteilungen das Gleiche machen". Auch der Name Dresdner Bank dürfte auf lange Sicht wegfallen. Als Arbeitstitel für das fusionierte Institut nannten Blessing und Walter "Commerzbank, die Beraterbank".
KERNGESCHÄFT BLEIBT
Insgesamt will sich die Bank von zahlreichen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten trennen. Vor allem das Investmentbanking, das bei der Dresdner seit Jahren massiv Probleme macht, soll eingedampft werden. Die jährlichen Kosten sollen um insgesamt rund 1,9 Milliarden Euro gedrückt werden. Medienberichten zufolge dürften allein im Londoner Finanzzentrum 1.000 Jobs bis 1.200 Jobs bei der Sparte Dresdner Kleinwort wegfallen.
Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 23 Milliarden Euro übernommen und teuer saniert. Die Bank war infolge der Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht. "Wir sehen eine Konsolidierung als Chance für den deutschen Finanzplatz", sagte Diekmann. Die zwischenzeitlich erwogene Aufteilung der Dresdner Bank sei vom Tisch. Abgeschlossen sein soll die Transaktion, gegen die es laut Medienberichten sowohl im Dresdner-Bank-Vorstand als auch von Arbeitnehmervertretern erheblichen Widerstand gegeben haben soll, spätestens Ende 2009. Nach Abschluss des ersten Schrittes bis Januar 2009 sollen die Aktionäre der Commerzbank im Februar in einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Verschmelzung abstimmen.
Nach Ansicht des Kölner Wirtschaftswissenschaftlers Thomas Hartmann-Wendels wird die neu formierte Bank international keine Rolle spielen. Die Übernahme werde aber ein Kraftakt für die Commerzbank, sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Commerzbank-Finanzchef Strutz sagte: "Wir erwarten 2009 Restrukturierungsaufwendungen von 2 Milliarden Euro, rechnen aber damit, dass wir profitabel bleiben." Von weiteren Zukäufen will die Commerzbank vorerst absehen und auch von der Postbank die Finger lassen. Zwischenzeitlich war über ein Dreier-Bündnis aus Commerzbank. Dresdner und Postbank spekuliert worden.
Führen werden die neue Bank neun Vorstände. Die Allianz schickt zwei Vertreter in den Aufsichtsrat, der weiterhin vom früheren Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller geleitet wird: Konzernchef Diekmann, wird stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums. Außerdem rückt Allianz-Vorstand Helmut Perlet in den Aufsichtsrat. Eurohypo-Chef Bernd Knobloch legt sein Vorstandsamt und die Führung des Immobilienfinanzierers Ende September nieder./jb/DP/gr
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