17.06.2014 14:05:47
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ROUNDUP 2/DIW: Binnenwirtschaft treibt Konjunktur - Finanzexperten skeptischer
BERLIN/MANNHEIM (dpa-AFX) - Angetrieben von der starken Binnenwirtschaft steht Deutschland nach Überzeugung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vor einem kräftigen Aufschwung. Nach der am Dienstag veröffentlichten DIW-Prognose wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten europäischen Volkswirtschaft im laufenden Jahr um 1,8 Prozent (März-Prognose: 1,8) zulegen, 2015 sogar um 2,0 (2,1) Prozent.
Während sich die Berliner Ökonomen in den Reigen der Konjunkturoptimisten einreihen, steigt unter Finanzexperten dagegen die Skepsis. Im Juni fielen die Erwartungen überraschend zum sechsten Mal in Folge, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim mitteilte. Sie liegen nun auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2012.
Allerdings verbesserte sich gleichzeitig die Beurteilung der aktuellen Lage: Finanzexperten schätzen sie so gut ein wie seit Juli 2011 nicht mehr. "Zwar läuft die deutsche Konjunktur derzeit sehr gut, doch die Luft nach oben wird dünner", kommentierte ZEW-Präsident Clemens Fuest die Daten. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, rechnete gar mit weiter sinkenden Erwartungen der Finanzexperten: "Die Querelen mit Russland und der nun eröffnete Gasstreit dürften das Konjunkturbarometer wohl weiter belasten."
Das DIW sieht die privaten Haushalte in diesem und im kommenden Jahr als Wachstumstreiber Nummer eins. "Der private Konsum wird kräftig zum Wachstum der deutschen Wirtschaft beitragen, dank einer Kombination aus einem stabilen Arbeitsmarkt, merklichen Einkommenszuwächsen und niedrigen Inflationsraten. Die Reallohnentwicklung ist derzeit die kräftigste seit der deutschen Wiedervereinigung", berichtete DIW-Deutschlandexperte Simon Junker.
Aber auch vom Außenhandel, der das deutsche Wachstum zuletzt gebremst hatte, erwartet DIW-Konjunkturexperte Ferdinand Fichtner wieder positive Impulse: "Die Weltwirtschaft wird nach einem eher mauen Jahresauftakt wieder in die Gänge kommen und für steigende deutsche Exporte sorgen." Etwas zurückhaltender beurteilten die Berliner Forscher die Investitionstätigkeit, der sie nur eine verhaltene Entwicklung zutrauen.
Trotz der insgesamt positiven Prognosen sieht das DIW auch große Risiken für Deutschland und Europa, darunter die schleppende Erholung der Wirtschaft im Euroraum. Institutschef Marcel Fratzscher warnte: "Bankenprobleme, die hohe Verschuldung von Unternehmen und Staaten in manchen Teilen des Euroraums und der zunehmende Deflationsdruck könnten zu einem Bremsklotz für die Wirtschaft im Euroraum werden."/hqs/jsl/DP/bgf

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