18.01.2013 16:15:32
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ROUNDUP 2: Aktionärsschelte bei ThyssenKrupp - Cromme gibt Fehler zu
BOCHUM (dpa-AFX) - Verärgerte Aktionäre des angeschlagenen Stahlriesen ThyssenKrupp haben den Aufsichtsrat um Chefkontrolleur Gerhard Cromme wegen Milliardenverlusten heftig attackiert. Bei der Hauptversammlung am Freitag in Bochum sprachen zahlreiche Anteilseigner angesichts eines Fehlbetrages von rund fünf Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr von einem Desaster. Cromme gestand eine Mitverantwortung des Kontrollgremiums für das Debakel und andere Fehlentwicklungen ein.
Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), nannte das derzeitige Bild des Konzerns "verheerend". Viele Aktionäre seien entsetzt. Ein anderer Aktionärssprecher beantragte vergeblich die Abwahl Crommes als Versammlungsleiter, der auch von anderen Kleinaktionären angegriffen wurde.
'ZU LANGE VERTRAUT'
Zuvor hatte der 69-jährige Cromme zugegeben, zu spät reagiert zu haben: "Ja, wir haben zu lange vertraut, wir hätten früher handeln können." Allerdings habe der Aufsichtsrat immer dann, wenn entsprechende Fakten dies ermöglicht hätten, konsequent gehandelt. "Wir haben die Kraft gehabt, Fehler zu erkennen, zu korrigieren und die Weichen für die Zukunft zu stellen", sagte Cromme. Bereits vor Beginn der Veranstaltung hatte sich der Chef der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, im Blitzlichtgewitter mit einer demonstrativen Geste hinter den Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt.
Er sei auch persönlich betroffen, beteuerte der Manager. Er kündigte an, dass das komplette Kontrollgremium für 2011/12 nachträglich auf die Hälfte seiner Vergütung verzichten werde. Den Verzicht bezeichnete er als eine Geste der Betroffenheit und Solidarität mit den Anteilseignern des Konzerns.
LANGE AUSSPRACHE
Im Geschäftsjahr 2011/2012 hatte die feste Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder bei insgesamt rund 1,4 Millionen Euro gelegen. 200.000 Euro davon waren an den Aufsichtsratsvorsitzenden gegangen.
Während der Aussprache, die sich bis weit in den späteren Nachmittag hinzog, forderten zahlreiche Aktionäre, dem Aufsichtsrat einen Denkzettel zu verpassen und die Entlastung zu verweigern. Andere verlangten eine Vertagung der Entlastung, bis alle Vorfälle geklärte seien, oder auch den Rücktritt von Cromme.
MILLIARDENVERLUSTE
Zu den Milliardenverlusten im Zusammenhang mit Stahlwerken in Übersee sagte Cromme, es sei trotz aller Anstrengungen in der Vergangenheit nicht gelungen, Fehlentwicklungen zu verhindern. "Rechtlich korrekte Entscheidungen bedeuten nicht zwangsläufig auch gute unternehmerische Entscheidungen." Massive Probleme bei den Stahlwerken in den USA und in Brasilien hatten ThyssenKrupp tief in die roten Zahlen gestürzt. Vor dem Hintergrund von Kartell- und Korruptionsfällen betonte Cromme, dass derartige Verstöße vom Aufsichtsrat "mit Nachdruck" verurteilt werden.
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger zeigte sich zuversichtlich, den geplanten Verkauf der Stahlwerke des Konzerns in Brasilien und den USA bis zum Herbst abschließen zu können. Der Verkauf gehe voran. Bei den Stahlwerken handele es sich um die "größte Baustelle" des Konzerns. Am europäischen Stahlgeschäft werde das Unternehmen aber festhalten. Mit dem Betriebsrat sei eine Verlängerung der Kurzarbeit bis zum Mitte des Jahres vereinbar worden.
NEUE STRUKTUR
"Alle Weichen sind gestellt, damit wir künftig schlanker, schneller, effizienter und profitabler sind." Bereits im Oktober dieses Jahres werde der Konzern in einer neuen Struktur arbeiten, kündigte der Vorstandschef an. Mit der Neuordnung im Vorstand habe das Unternehmen bereits den Anfang gemacht. Nach dem Ausscheiden von drei Vorstandsmitgliedern sei nicht geplant, den Vorstand wieder auf sechs Mitglieder aufzustocken./uta/ls/DP/stb
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