Ungewöhnliche Entwicklung |
02.02.2023 22:41:00
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"Richzession": Rezession könnte dieses Mal vor allem Reichen schaden
• Besserverdienende verlieren Jobs
• Arbeitskräftemangel im Niedriglohnsektor
Der Ukraine-Krieg und gestörte Lieferketten haben die Inflation in 2022 enorm in die Höhe getrieben. Die weltweit wichtigsten Notenbanken haben darauf mit drastischen Leitzinserhöhungen reagiert, was zwar die Inflation dämpft, andererseits aber auch die Rezessionsgefahr erhöht.
Für gewöhnlich gehören Menschen mit geringerer Bildung und niedrigerem Einkommen zu den größten Verlierern wirtschaftlicher Abschwünge. So war es beispielsweise auch während der Coronakrise. Denn es waren insbesondere viele einfache Jobs die verloren gingen. Während der anschließenden Erholung stiegen dann insbesondere die Löhne der ohnehin gut verdienenden Amerikaner, wogegen Geringverdiener weiterhin unter Druck blieben. Zudem wuchsen die Aktienvermögen vieler Reicher besonders stark. Laut einem Oxfam-Bericht, der sich auf Forbes-Daten beruft, konnten sich amerikanische Milliardäre während der Pandemie (zwischen März 2020 und März 2022) über einen Vermögenszuwachs um ganze 62 Prozent freuen.
Vorzeichen kehren sich um
Doch wie das "Wall Street Journal" berichtet, zeichnet sich nun eine ungewöhnliche Entwicklung ab: Sollte es nämlich 2023 zu einer Rezession kommen - und selbst dann wenn eine solche knapp vermieden werden könne - werde dies Besserverdienende und Wohlhabende in den USA besonders hart treffen. Die angesehene Wirtschaftszeitung spricht deshalb von einer "Richzession" ("rich" übersetzt sich mit "reich") - einer Rezession der Reichen.
Dies hänge zum einen damit zusammen, dass derzeit insbesondere Tech-Konzerne wie Twitter oder Meta, wo die Durchschnittsverdienste 2021 über 200.000 Dollar lagen, in großem Umfang Stellen abbauen oder zumindest die Gehälter kürzen. Zum anderen befinden sich 90 Prozent sämtlicher Aktien in den USA in Besitz der reichsten zehn Prozent der Amerikaner. Ein Aktien-Crash trifft somit Vermögende besonders stark.
Niedriglohnsektor boomt
Daten von "Realtime Inequality" zeigen zudem, dass in den vergangenen Monaten vor allem die Entwicklung für die unteren 50 Prozent der Einkommensskala erfreulich war. So verzeichneten sie von Februar 2020 bis September 2022 ein reales Vermögenswachstum von sage und schreibe 226,6 Prozent, während sich das Plus für die obersten ein Prozent lediglich auf 16,8 Prozent belief.
Daten des Statistikamtes zeigen, dass der Arbeitsmarkt derzeit von einem großen Arbeitskräftemangel gekennzeichnet ist. So liegt die Zahl der offenen Stellen weit über der Zahl der Arbeitslosen. Daneben fällt auf, dass besonders im Niedriglohnsektor viele Arbeitnehmer kündigen, wohl weil sie eine Anstellung in einem besser bezahlten Sektor gefunden haben. Dies hat zur Folge, dass insbesondere im Niedriglohnsektor ein großer Mangel herrscht und die Löhne und Gehälter in diesem Bereich deshalb stärker gestiegen sind als in den höheren Einkommensgruppen.
Diese Entwicklung bedeutet aber nicht, dass die sich abzeichnende Rezession nicht auch einkommensschwache Amerikaner treffen wird und es gleicht die enorme Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung bei weitem nicht aus. Jedoch handelt es sich um einen interessanten Trend.
Redaktion finanzen.at
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