Starkes Wachstum 21.11.2023 17:55:00

Rheinmetall peilt bis 2026 nahezu Umsatzverdopplung an - Aktie klettert auf Rekordhoch

Rheinmetall peilt bis 2026 nahezu Umsatzverdopplung an - Aktie klettert auf Rekordhoch

Der Umsatz dürfte bis 2026 nun im Schnitt um jährlich jeweils rund ein Fünftel zulegen, wie es vom Düsseldorfer DAX-Konzern am Dienstag anlässlich einer Investorenveranstaltung in Unterlüß hieß. Auch bei der Profitabilität will Chef Armin Papperger draufsatteln. Den Aktienkurs trieb dies mit einem Anstieg um etwa fünf Prozent auf ein erneutes Rekordhoch. Er nähert sich allmählich der 300-Euro-Marke.

Als Reaktion auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine zögen die Verteidigungshaushalte in diesem Jahr deutlich an, machte Rheinmetall in den Unterlagen zum Kapitalmarkttag für Investoren und Analysten deutlich. Der Bedarf für Verteidigungssysteme nehme in den Nato-Staaten zu. Dazu gehören Kriegsschiffe, Fahrzeuge und Panzer, Flugzeuge und Munition, aber auch Netzwerksysteme und Schutzkleidung. Die Äußerungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zur notwendigen "Kriegstüchtigkeit" Deutschlands setzten den Ton für die kommenden Jahre, hieß es.

Bis 2026 soll der Umsatz von Rheinmetall auf 13 bis 14 Milliarden Euro klettern. Zum Vergleich: Für dieses Jahr geht das Management bis dato von 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro Erlös aus. Analysten rechneten bisher mit knapp 12 Milliarden Umsatz 2026. Die neuen Wachstumsziele liegen auch etwas höher als das zuletzt in der Mittelfristplanung 2022 bis 2025 angesetzte Plus von rund 17 Prozent pro Jahr. Der Auftragsbestand stütze die Ambitionen: Für das Jahr 2026 habe der Konzern schon mehr als 45 Prozent des kalkulierten Umsatzes als Aufträge in den Büchern.

Und es dürften nach Einschätzung des Konzerns noch weitere Aufträge dazukommen. Für die Luftabwehrsysteme der von europäischen Staaten geplanten European Sky Shield Initiative (ESSI) schätzt Papperger das mögliche Ordervolumen auf bis zu 5 Milliarden Euro. Auch von der Beschaffung des US-amerikanischen Kampfjets F-35 von Lockheed Martin, die mehrere Staaten im großen Stil ins Auge gefasst haben, erhofft sich Rheinmetall als Technologiepartner gute Geschäfte.

Die operative Gewinnmarge will der Rheinmetall-Chef bis 2026 auf über 15 Prozent vom Umsatz treiben. Hierbei klammert der Konzern nun bestimmte Kaufpreisallokationen für Übernahmen aus dem operativen Ergebnis aus. Fachleute taxierten die operative Marge 2026 bislang auf knapp 14 Prozent. Aktuell stehen für dieses Jahr - noch nach alter Berechnungsmethode - rund 12 Prozent im Plan.

Renditebringer bleibt bei den Düsseldorfern die Rüstungssparte, die in drei Jahren rund 11 Milliarden des Umsatzes beisteuern soll und 17 Prozent Marge oder mehr liefern soll. Dazu zählen bei Rheinmetall die Geschäfte mit Munition und Waffen, Fahrzeugsysteme und Elektronik. Vor allem das rentable Geschäft mit Munition soll deutlich wachsen, von 1,5 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr auf rund 4 Milliarden Euro in drei Jahren.

Die Produktionskapazitäten baut Rheinmetall im Zuge der anstehenden Aufträge deutlich aus. Beim 155-Millimeter-Artilleriegeschoss etwa hat Rheinmetall die Kapazität von 100 000 Stück zu Beginn des Jahres 2022 bereits auf 350 000 hochgeschraubt. Ab 2025 will der Konzern dann jährlich rund 700 000 Geschosse produzieren können. Bei den Lastern vom Typ HX stockt der Konzern die Herstellungskapazität im Wiener Werk von 2200 auf rund 4500 Fahrzeuge im kommenden Jahr auf.

Der optimistische Ausblick hat am Dienstag die Aktien in Richtung der bisher noch nie erreichten Marke von 300 Euro steigen lassen. In der Spitze kletterten die Titel des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers am Vormittag bis auf 295 Euro. Zum Handelsende verbuchte die Rheinmetall-Aktie via XETRA einen Gewinn von 3,69 Prozent auf 289,10 Euro.

Die Düsseldorfer erwarten dank der Aufrüstung im Vergleich zu 2023 nahezu eine Umsatzverdopplung bis 2026. Rheinmetall will dann auch profitabler werden als bislang erwartet. Die operative Marge soll bei mehr als 15 Prozent liegen. Analysten rechneten bislang im Mittel ihrer Annahmen mit knapp 14 Prozent. Auch die Umsatzprognose für 2026 übertrifft die Markterwartung.

In diesem Jahr verteuerten sich die Papiere bereits um rund 57 Prozent, womit sie die Gewinnerliste im DAX anführen. Seit dem Start des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zog der Börsenwert um etwa 200 Prozent an in Richtung der Marke von 13 Milliarden Euro.

Die Rheinmetall-Aktien hatten sich vom Frühjahr an bis in den Herbst hinein überwiegend in einem Korridor mit Kursen von etwa 230 bis 280 Euro bewegt. Zeitweise erschien die alte Bestmarke von Anfang April bei gut 281 Euro aus den Augen. Mit Beginn des Gaza-Krieges im Nahen Osten zwischen der Hamas und Israel steht Rüstung aber wieder höher im Kurs, für die Rheinmetall-Papiere ging es seitdem um fast 29 Prozent hinauf in neue Rekordhöhen.

Die Rüstungssparte bleibt für Rheinmetall der Renditebringer. Sie soll in drei Jahren rund elf Milliarden des Umsatzes beisteuern und eine Marge von 17 Prozent oder mehr abwerfen. Die Branche befindet sich vor allem seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Aufschwung. Viel Staaten haben seither ihre Verteidigung neu ausgerichtet und investieren hohe Milliardensummen in Rüstungsgüter.

DÜSSELDORF/UNTERLÜSS (dpa-AFX)

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