Mega-Börsengang |
16.12.2020 23:02:00
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Rekord-IPO ein Jahr alt: So ging es seither weiter für Saudi-Aramco
• Ausschüttungen übersteigen Pandemie-bedingt die Einnahmen
• Aramco setzt zunehmend auf Klimaneutralität
Saudi-Aramco ist nicht nur die weltweit größte Erdöl- und Erdgasfördergesellschaft, sondern mit einer Marktkapitalisierung von rund 1,6 Billionen US-Dollar auch eines der wertvollsten Unternehmen der Welt.
Aramco-Aktie: Der Rekord-Börsengang des Ölgiganten aus der Wüste
Am 11. Dezember 2019 platzierte Aramco an der Börse in Riad rund drei Milliarden Anteilsscheine zu einem Ausgabepreis von 32 Rial (umgerechnet 7,70 Euro). Die Einnahmen des IPOs überstiegen dabei sogar den Börsengang des chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba, welcher im Jahr 2014 umgerechnet rund 22,5 Milliarden Euro erlösen konnte.
Trotz des unglaublichen IPO-Volumens war Kronprinz Mohammed bin Salman nicht vollends zufrieden. Der saudische Kronprinz kalkulierte nämlich mit einem Börsenwert von rund zwei Billionen US-Dollar bzw. rund 1,8 Billionen Euro. Darüber hinaus wollte Saudi-Arabien ursprünglich rund fünf Prozent des Ölkonzerns an die Börse bringen und somit mit bis zu 100 Milliarden US-Dollar erlösen. Aufgrund des schwierigen Marktumfelds veräußerte der Konzern jedoch nur 1,5 Prozent seiner Anteile. Entsprechend lag der IPO-Erlös anstatt bei über 100 Milliarden US-Dollar "nur" bei rund 25 Milliarden US-Dollar bzw. rund 23 Milliarden Euro.
Mit einer Marktkapitalisierung in Höhe von rund 173, 175, 145 und 72 Milliarden US-Dollar bringen es die vier größten Konkurrenten ExxonMobil, Chevron, Shell und BP dennoch nicht einmal zusammen annähernd auf den gegenwärtigen Börsenwert des saudischen Ölgiganten.
Privatanleger haben das Nachsehen
Zwar kletterten die Anteilsscheine von Aramco am Tag des Börsengangs von 32 Rial auf zeitweise 35,2 Rial und generierten so ein Plus von gut 10 Prozent, dennoch konnten Privatanleger nicht an diese Entwicklung partizipieren. Der Konzern beschränkte sich nämlich absichtlich nur auf die heimische Börse in Riad, welche nur einzelnen ausländischen institutionellen Investoren den Handel gestattet. Der Ölkonzern setzte somit vor allem auf Geldgeber aus dem eigenen Land bzw. auf Investoren aus den benachbarten Golfstaaten.
Ein sekundäres Listing an der Londoner Börse oder der New Yorker Börse (NYSE) wurde bislang ebenfalls noch nicht umgesetzt. Folglich werden sich Privatanleger auch zukünftig nicht an dem saudischen Ölgiganten beteiligen können. Der Blick auf die Aktienkursentwicklung der vergangenen 52 Wochen dürfte die meisten Anlegern jedoch vertrösten. Mit einem Preis von aktuell rund 35,70 Rial notiert das Papier nämlich nur minimal über dem Schlusskurs des ersten Handelstages.
Fette Dividenden trotz Gewinneinbruch
Aramco-Investoren sind im vergangenen Jahr trotz einer minimalen Kursperformance dennoch nicht leer ausgegangen. Mit einer Quartalsdividende in Höhe von 18,8 Milliarden US-Dollar schüttete der Konzern im zurückliegenden Jahr nämlich insgesamt rund 75 Milliarden US-Dollar an alle seine Anteilseigner bzw. den saudischen Staat aus. Die Tatsache, dass der Quartalsgewinn zwischen Juli und September im Vergleich zum Vorjahr Corona-bedingt um fast 45 Prozent eingebrochen ist, wirkte sich dabei keineswegs auf die Ausschüttung aus.
Angesichts von Förderkosten von gerade einmal 7,50 US-Dollar pro Barrel dürfte es nicht verwundern, dass Aramco im Gegensatz zu den westlichen Ölkonzernen trotz Ölpreisverfall weiterhin Milliardengewinne erzielt. Dass die vierteljährliche Dividendenausschüttung jedoch teilweise höher ausfällt als die erzielten Gewinne, ist dennoch nicht sonderlich nachhaltig.
Sollten die Aktien des saudischen Ölgiganten also jemals an einem frei zugänglichen Börsenplatz gelistet werden, dürften sie aufgrund des profitablen Geschäftsmodells und der hohen Ausschüttungsquoten zumindest für Dividendeninvestoren interessant sein.
Saudi-Aramco hat die Zeichen der Zeit erkannt
Da die Prognosen für die Ölpreisentwicklung und somit auch für Saudi-Aramco sehr unterschiedlich ausfallen und auch das größte Königreich am Golf allmählich erkannt hat, dass die glänzenden Jahre rund um das schwarze Gold irgendwann einmal vorbeigehen, war der Börsengang des Staatskonzerns im vergangenen Jahr eine logische Konsequenz der Zeit.
Der Börsengang diente nämlich nur einem Zweck, Kapital für die eigene Neuausrichtung zu gewinnen. So übernahm Aramco beispielsweise einen siebzig-prozentigen Anteil an SABIC, einem ebenfalls im Königreich beheimateten Petrochemie-Konzern. Darüber hinaus gibt sich der Konzern nun große Mühe klimaneutral zu werden, was mit einer sehr kostenintensiven Einlagerung von CO2 einhergeht.
Sogenannter "blauer" Wasserstoff, also aus Kohlenwasserstoffen produziertes Ammoniak, konnte obendrein schon bis nach Japan verkauft werden. Als eine Art Innovationstreiber im Sektor ist Aramco dementsprechend wahrscheinlich sogar noch zukunftsträchtiger bzw. fortschrittlicher als so mancher Konkurrent aus dem Westen.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at
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