Konzernumbau teuer 25.03.2015 17:00:00

RBI stimmt Investoren auch für 2015 auf Verlustjahr ein

Die Raiffeisen Bank International (RBI) zieht sich nach dem Verlustjahr 2014 heuer und 2016 aus einigen Auslandsmärkten zurück, andere Teile werden zumindest redimensioniert. Damit schaufelt die Bank Kapital frei. Mit dem Rückzug sind aber Sanierungs- und Restrukturierungskosten verbunden. Die bezifferte RBI-Chef Karl Sevelda heute mit 550 Millionen Euro. Das kann heuer weiter rote Zahlen heißen.

Nach hohen Abschreibungen auf Kredite und Firmenwerte in Russland, Polen, der Ukraine und Ungarn schloss die RBI 2014 mit einem Jahresverlust von 493 Millionen Euro, nach 557 Mio. Euro Gewinn im Jahr davor. Allein im vierten Quartal 2014 wurden 718 Mio. Euro Verlust verbucht. Die Bank beziffert die "negativen Einmaleffekte" im abgelaufenen Jahr mit 753 Mio. Euro. Wegen der roten Zahlen fällt die Dividende auf Aktien und Partizipationskapital aus. Boni für die Vorstände gibt es auch nicht.

Weil der größte Teil der Restrukturierungslasten - hauptsächlich Risikokosten oder Abschläge bei Verkäufen - heuer bilanziert werden wird, wurde der Markt am Mittwoch auf einen drohenden Verlust auch im Jahr 2015 eingestimmt. "Das Konzernergebnis 2015 kann negativ ausfallen", sagte Sevelda. Warum er dann noch Ende November für 2015 von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag als Gewinn ausgehen konnte? Da seien noch nicht die Restrukturierungskosten berücksichtigt gewesen, hieß es heute bei der Jahrespressekonferenz.

Die Raiffeisen Bank International habe kein Ertragsproblem, trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation in der Ukraine und Russland und trotz verhaltenen Wachstums, betonte Sevelda. Er verwies dazu auf Betriebserträge von mehr als 5 Mrd. Euro auch 2014. "Unser Geschäftsmodell ist intakt."

Zum Verkauf steht in diesen Monaten die Banktochter in Polen, der Verkaufsprozess läuft hier schon. Dabei hat sich die nationale Aufsicht in den Prozess eingeschaltet, der RBI-Vorstand sieht derzeit aber keinen Grund, an einem erfolgreichen Verkauf zu zweifeln, wie betont wurde. Nicht ganz unwesentlich sind in dem Zusammenhang die Frankenkreditbestände in der Bank, aber auch Wünsche der polnischen Aufseher, die die großen Banken des Landes an der Warschauer Börse notiert sehen wollen.

Für einen Verkauf der Slowenien-Tochter könnten die finalen Entscheidungen schon in den nächsten Tagen fallen, sagte Sevelda. Details konnte er nicht nennen. Die Direktbanktochter Zuno wird ebenfalls verkauft. Hier wird reges Interesse gemeldet. Beenden bzw. drastisch zurückfahren wird Raiffeisen seine Operationen in Asien und den USA. Für die US-Finanzgesellschaft wird ein Verkauf erwogen. All diese Verkäufe sollten unter größtmöglicher Schonung der Gewinn- und Verlustrechnung abgehen.

Nach Möglichkeit noch heuer will Raiffeisen mit der Osteuropabank EBRD handelseins werden, was deren Einstieg in die ukrainische Tochter Aval betrifft. Hier geht es um einen Minderheitsanteil. Klappt der Deal heuer, würde die EBRD über eine Kapitalerhöhung bei der ukrainischen Bank von Raiffeisen einsteigen.

Ein Verkauf der Ukraine-Bank steht für Raiffeisen damit nicht mehr auf der Agenda. Auch weil die Zahl der Interessenten bei der derzeitigen Marktverfassung "überschaubar" wäre. Die Ukraine-Bank verlor letztes Jahr 290 Mio. Euro.

Nach eingehender Diskussion in Ungarn hat sich Raiffeisen auch entschlossen, auf dem ungarischen Markt zu bleiben. Unrentable Filialen und Sparten werden aber aufgegeben."Wir werden uns in Ungarn neu aufstellen", sagte Sevelda heute, Details sollen in wenigen Wochen folgen. Die Ungarn-Tochter schloss 2014 mit einem Verlust von 398 Mio. Euro.

Nicht zum Verkauf stellen will Sevelda die Russland-Bank. Sie fährt dort aber risikoreiches oder wenig ertragreiches Geschäft merklich zurück. Bis Ende August steigt Raiffeisen aus sechs Regionen im östlichsten Teil Russlands aus, etwa aus der Region Wladiwostok. Außerdem zieht sich die Bank aus 15 russischen Städten zurück, das Filialnetz wird zusammengekürzt. In der Metropole Moskau wird weiter expandiert. 2015 brachte die Russlandtochter der RBI 340 Mio. Euro Gewinn.

Im abgelaufenen Jahr mussten mit 1,7 Mrd. Euro fast 50 Prozent mehr für faule Kredite und Vorsorgen zur Seite gelegt werden als 2013. Die Nettodotierungen zu den Kreditvorsorgen bleiben der aktuellen Vorschau zufolge 2015 erhöht, sollten nach Bankangaben aber unter Vorjahr liegen. Eine Quote von aktuell 11,3 Prozent an notleidenden Krediten gefällt dem Vorstand überhaupt nicht. In Russland wird die Rubelabwertung weiter ihre Spuren ziehen.

Es wird gehofft, 2016 wieder Gewinne zu machen. Zur Frage, wann es wieder Dividenden gibt, gab es noch keine Angaben. Vorrangiges Ziel sei, bis spätestens Ende 2017 eine harte Kernkapitalquote von 12 Prozent zu erreichen. "Die anderen Ziele wollen wir diesem Ziel unterordnen", sagte Sevelda.

Mit dem Abbau von Risikoaktiva um brutto 26 Mrd. Euro bis Ende 2017 und weiteren Umbaumaßnahmen will die RBI rund 1,9 Mrd. Euro an regulatorischem Kapital frei setzen. Im Geschäft weiter zulegen will die Bank in der Zeit des Konzernumbaues in Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Österreich.

rf/tsk

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