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Wichtige Handelspartner 22.02.2022 17:21:00

RBI, OMV & Co. betroffen: Austro-Ökonomie stark mit Russland und Ukraine verflochten - Vorerst business as usual in Kiew

RBI, OMV & Co. betroffen: Austro-Ökonomie stark mit Russland und Ukraine verflochten - Vorerst business as usual in Kiew

Die Verflechtung der Austro-Ökonomie ist sowohl mit der russischen als auch mit der ukrainischen stark. Aber schon alleine wegen der Marktgröße Russlands ist sie zwischen Wien und Moskau stärker als zwischen Wien und Kiew.

Laut kürzlichen Angaben von Michael Löwy, bei der Industriellenvereinigung (IV) für Internationales zuständig, gegenüber der APA sind "beide Staaten wichtige wirtschaftliche Partner für Österreich, beides sind große Märkte. Mögliche Wachstumsraten sind sehr interessant wegen der hohen Einwohnerzahlen Russlands und der Ukraine." Der Konflikt der beiden Staaten könne sich negativ auf die wirtschaftlichen Beziehungen auswirken. "Eine politisch stabile Situation zwischen den beiden Ländern ist für unsere wirtschaftlichen Tätigkeiten und Investitionen bedeutend."

Zuletzt dümpelte das Wachstum aber in beiden Ländern dahin, sie wuchsen nicht so stark wie andere Wirtschaftsräume. Österreichische Unternehmen sind der sechstgrößte Auslandsinvestor in der Ukraine. Rund 200 heimische Firmen haben dort Niederlassungen. Aus Österreich exportiert werden hauptsächlich Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge, chemische und medizinische Erzeugnisse. Wichtigste Importgüter aus der Ukraine sind Eisenerz, Holz und Waren daraus sowie elektrische Maschinen.

Aus der Steiermark sind in der Ukraine etwa Unternehmen wie die bit media e-solutions oder die Grawe tätig, so die "Kleine Zeitung", aus Tirol laut "Tiroler Tageszeitung" beispielsweise das Ingenieur-Unternehmen ILF, der Holzkonzern Egger, die Felder-Gruppe, Sportalm oder auch MK Illumination.

Die börsennotierte Raiffeisenbank International (RBI) mit Sitz in Wien ist ein in beiden Staaten tätiges Geldhaus. Im Hinblick auf mögliche Sanktionen hat die RBI bereits 115 Mio. Euro an Vorsorgen zurückgelegt. Auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit ist in Russland tätig und könnte wie andere europäische Banken von angedrohten Sanktionen gegen Moskau betroffen sein.

Russland war 2020 nach Deutschland der zweitgrößte Investor in Österreich und lag bei den heimischen Direktinvestitionen an 14. Stelle. Rund 500 russische Firmen haben Niederlassungen in Österreich, 650 österreichische Unternehmen umgekehrt in Russland. Die wichtigsten Austro-Exportwaren nach Russland sind Maschinen und Anlagen, Pharmaerzeugnisse und Lebensmittel. Der Großteil der Importe aus Russland entfällt auf Erdgas und Erdöl (80 Prozent). Weiters werden Metalle und Holz (3 Prozent) sowie jeweils daraus erzeugte Waren importiert. So ist laut Löwy die neue Gaspipeline Nord Stream 2 "wichtig für die Energieversorgung Österreichs", da sie mehr Volumen für die Versorgung nach Europa bringe. Die Pipeline, an deren Finanzierung auch die österreichische OMV beteiligt ist, könnte auch Ziel von Sanktionen werden.

Österreichs Wirtschaftsdelegierte Haselsberger: Vorerst business as usual in Kiew

Obwohl die Gefahr einer russischen Invasion in der Ukraine durchaus ernst genommen wird, sind unmittelbare Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben noch nicht erkennbar, sagt die österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kiew, Gabriele Haselsberger. Allerdings gebe es in den Niederlassungen österreichischer Unternehmen in der Ukraine nur noch eine Handvoll österreichischer Geschäftsführer, und einige davon hätten das Land angesichts der aktuellen Zuspitzung der Krise verlassen.

"Ich bin mit den österreichischen Firmen regelmäßig in Kontakt, und es läuft alles weiter. Viele sagen, es ist noch "business as usual", sagte Haselsberger im Gespräch mit der APA. "Die Gefahr wird natürlich ernst genommen, aber wirkliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft spürt man jetzt noch keine. Alle Geschäfte haben geöffnet, es läuft wirklich alles noch weiter. Es wird produziert, man sieht noch keinen Einbruch im Konsum." Man merke aber, dass es zuletzt ruhiger geworden sei, da viele ausländische Staatsbürger und Personal von Botschaften in den vergangenen zehn Tagen aus der Ukraine abgezogen oder teilweise nach Lwiw (Lemberg) in der Westukraine verlegt worden seien.

Die österreichische Wirtschaftsdelegierte hält vorerst in Kiew die Stellung. "Ich bin ja auch Botschaftspersonal, und Bundesminister Schallenberg hat ja auch klargemacht, dass wir bleiben." Es gebe viele Szenarien und die Lage sei schwer einzuschätzen, sagte Haselsberger. "Solange wir in Sicherheit sind, bleiben wir natürlich."

Auch was eine russische Invasion für die österreichischen Betriebe in der Ukraine bedeuten würde, sei schwer abzuschätzen, sagte Haselsberger. Der Schaden für die Ukraine sei bereits jetzt groß, da dringend benötigte ausländische Direktinvestitionen auf Eis liegen würden. Auch wichtige Projekte von ukrainischen Unternehmen und staatliche Ausschreibungen würden aufgeschoben. Im Corona-Jahr 2020 gingen die Investitionen um 38,2 Prozent zurück. Sie waren damit auf dem niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre. Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken, seien in der Ukraine mehrere Investitionsfördergesetze erlassen worden, berichtete Haselsberger. So gebe es etwa Steuererleichterungen für Investitionen über 20 Millionen Euro, in deren Rahmen mindestens 80 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Österreichische Unternehmen haben nach Angaben der ukrainischen Notenbank bis Mitte des vergangenen Jahres 1,77 Mrd. Dollar (aktuell 1,56 Mrd. Euro) in der Ukraine investiert. Damit ist Österreich der sechstgrößte Investor in der Ukraine - nach Zypern, den Niederlanden, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien. Dazu muss man wissen, dass hinter vielen zypriotischen Investitionen in Wahrheit russische Firmen stehen.

Die österreichischen Investitionen in der Ukraine liegen aber meist schon viele Jahre zurück, sagte die Wirtschaftsdelegierte. Unter den rund 200 österreichischen Niederlassungen befinden sich viele Produktionsstätten, etwa der Papier- und Verpackungsindustrie, von Herstellern von Fruchtsaftkonzentraten (Agrana, Pfanner), Baumaterialien, und Bügelbrettern. Auch die Skihersteller Fischer und Blizzard produzieren in der Ukraine. Ebenfalls stark präsent sind die Raiffeisen Bank International sowie die Versicherer UNIQA, Grawe und die Vienna Insurance Group. Der Großteil der österreichischen Niederlassungen ist in der West- und Zentralukraine.

Das Handelsvolumen zwischen Österreich und der Ukraine belief sich von Jänner bis November 2021 auf rund 1,5 Mrd. Euro, wobei die österreichischen Exporte um 19 Prozent gestiegen sind. Unter den wichtigsten Warenexportmärkten Österreichs rangiert die Ukraine damit auf Rang 34. Wichtigster Handelspartner der Ukraine ist die EU: Knapp 40 Prozent der ukrainischen Ausfuhren gehen in die EU und 41,5 Prozent der ukrainischen Importe stammen aus EU-Ländern. Österreich bezieht aus der Ukraine vor allem Rohstoffe, etwa Eisenerz für die voestalpine. Im Gegenzug liefert Österreich in die Ukraine vor allem pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinen, Papier und Pappe sowie Zugmaschinen und Kraftfahrzeuge.

Die ukrainische Wirtschaft ist im ersten Corona-Jahr 2020 um vier Prozent geschrumpft, hat sich aber 2021 erholt und die reale Wirtschaftsleistung war im vergangenen Jahr um ein Prozent geringer als im Jahr 2019. Der mit Abstand wichtigste Konjunkturmotor der Ukraine sei der Privatkonsum, der 75 Prozent des BIP ausmache, heißt es im jüngsten Ukraine-Wirtschaftsbericht des österreichischen Außenwirtschaftscenters in Kiew. Das Geld dafür stammt zu einem guten Teil von im Ausland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern. Diese Geldtransfers beliefen sich in den ersten drei Quartalen 2021 auf 10,34 Milliarden Dollar, das war um ein Fünftel mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Auch das fünf Mrd. Euro schwere staatliche Infrastrukturprogramm "Der große Bau" trägt zur Erholung der Konjunktur bei. Dafür verschuldet sich das Land auch kräftig - das Budgetdefizit ist zuletzt auf acht Prozent des BIP gestiegen. Das Land ist auf finanzielle Unterstützung durch den IWF und die EU angewiesen.

(APA)

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