Österreich stärker |
27.09.2019 17:48:00
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RBI-Experten erwarten schwächeres Wirtschaftswachstum - Raiffeisen-Aktie steigt
Die österreichische Wirtschaft wird laut RBI-Prognose heuer um 1,3 Prozent wachsen und 2020 um 0,8 Prozent. Für 2018 hat die Statistik Austria vor zwei Tagen ein Wachstum von 2,4 Prozent bekanntgegeben. 2021 sollte nach RBI-Schätzung das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann mit 1,4 Prozent wieder stärker als in vorangegangenen beiden Jahren zulegen.
"Stabilisator der Konjunktur in Österreich ist der private Konsum", sagte RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek am Freitag in einem Pressegespräch. Das sei nicht nur den Beschlüssen der letzten Zeit im Nationalrat zuzuordnen, sondern wahrscheinlich auch dem nach wie vor guten Arbeitsmarkt, auch wenn sich das Beschäftigungswachstum abschwächen werde. Zudem dürften die Lohnzuwächse stärker ausfallen als die Inflationsrate und damit eine Stütze für den privaten Konsum darstellen. Die Industrie befindet sich in der Rezession, der Dienstleistungssektor entwickelt sich noch relativ gut. Exporte und Ausrüstungsinvestitionen seien von internationalen Schwierigkeiten wie Handelskonflikten und Brexit geprägt.
Ab dem dritten Quartal 2020 werden wieder stärkere Wachstumsraten erwartet. Beim Brexit sollte spätestens im März 2020 Klarheit herrschen, wie es weiter geht - Verhandlungslösung oder Freihandelszone. Dann könnten sich die Unternehmen darauf einstellen. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres wird zudem ein Abkommen zwischen China und den USA erwartet, weil das beide Seiten brauchten - US-Präsident Trump für seine Wiederwahl und die Chinesen für eine nicht zu starke Abschwungphase.
Für die Eurozone wird für 2020 nur ein Wachstum von 0,5 Prozent erwartet. Die RZB ist am unteren Rand der Prognosen angesiedelt, für die Eurozone etwa lautet der Konsens auf 1,2 Prozent. Viele ungelöste Faktoren auf der politischen Ebene - Brexit, Handelskonflikt und nun auch dazukommende Klimamaßnahmen - würden die Investitionsentscheidungen noch ziemlich vage machen. Dieses trübe Bild werde sich wahrscheinlich erst in den nächsten sechs Monaten klären. Für Österreich könnte man möglicherweise etwas niedriger liegen als man von Wifo und IHS hören werde, die ihre neuen Prognosen Ende kommender Woche veröffentlichen werden.
Die politischen Ereignisse in Österreich, die zu den Neuwahlen geführt haben, und auch der Wahlkampf seien ohne Einfluss auf die Wiener Börse gewesen, so Raiffeisen-Centrobank-Chefanalyst Bernd Maurer. Als mögliche Anhaltspunkte für Themen mit eventuellen Auswirkungen nach der Wahl nannte er eine Reduktion der Körperschaftsteuer, mögliche CO2-Steuern, Energiewende, Mietregulierungen, Infrastrukturmaßnahmen oder eine Pflegeversicherung je nach Ausgestaltung.
Bisher habe es ein gutes Jahr an der Wiener Börse gegeben, der ATX sei seit Jahresbeginn um 10 Prozent gestiegen, und mit Marinomed, Frequentis und Addiko Bank hat es drei Börsengänge gegeben. Die leichte Underperformance des ATX im Vergleich zu anderen Märkten sei durch die negative Entwicklung von Indexschwergewichten und den hohen Anteil der Finanzwerten zu erklärten.
Seit Frühsommer sei es zu einem dramatischen globalen Zinssenkungstrend gekommen, der sich wahrscheinlich in den kommenden Monaten fortsetzen werde, so Brezinschek. Auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte es beim Einlagenzins noch nach unten gehen. Die Geldpolitik wirke bereits, so würden etwa die Kredite über dem BIP wachsen. Durch die extreme Geldpolitik seien Risiko-Ertragsrelationen außer Kraft gesetzt, der Anleihenmarkt riskanter als Aktien. In Österreich würden Bundesanleihen Aktien schlagen. Generell bewerten die Raiffeisen-Experten Aktien für das vierte Quartal noch eher vorsichtig, haben die Akteinmarktgewichtung aber wieder leicht angehoben. Sie sehen aber Potenzial und den Aktienmarkt 2020 positiv. Raiffeisen-Experte Valentin Hofstätter verwies auch auf den großen Performance-Gap zwischen Unternehmensanleihen und Aktien.
Die Aktien der Raiffeisen gewannen am Freitag letztlich 1,37 Prozent auf 21,48 Euro.(Schluss) itz/sp
APA
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