10.06.2015 15:15:00

RBI-Chefanalyst Brezinschek rechnet mit Griechenland-Lösung

Mit einer Lösung in der Griechenland-Krise rechnet der Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), Peter Brezinschek. Allerdings kann er sich vorstellen, dass irgendwann einmal der Geduldsfaden von allen europäischen Partnern mit Griechenland reißt, wenn die Griechen nur die Taktik spielen lassen. Reformen sind für ihn auf jeden Fall nötig.

Er hält eine Deadline in den nächsten zwei bis drei Wochen für notwendig. Dabei gehe es vor allem um den Primärüberschuss im Haushalt. Die Reformen seien nicht Selbstzweck, sie würden Griechenland auch bei einem Euro-Austritt nicht erspart bleiben, so Brezinschek am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz.

Einen enormen Handlungsbedarf sieht Brezinschek beim Pensionssystem, aber auch bei der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und beim Kündigungsschutz. Es wäre höchste Zeit, dass sich die Regierung Gedanken über die Struktur des Landes macht. Ein Schuldenschnitt erfolge ohnehin erst viele Jahre später.

Mit einem Beitrag der Industrie zum Bruttoinlandsprodukt von 8 Prozent - in Österreich seien es vergleichsweise 22 Prozent, in Deutschland 23 Prozent - werde man a la longue die Bedürfnisse der griechischen Inlandsnachfrage selbst nicht befriedigen können und auch eine Reihe von anderen Problemen wie Budgeteinnahmen nicht in den Griff kriegen.

Brezinschek geht davon aus, dass sich die griechische Regierung bis zum 30. Juni zumindest zu einem Teil der Reformen bereit erklärt und den europäischen Ländern eine Verlängerung der Finanzierung in die zweite Jahreshälfte 2015 ermöglicht. Sollte allerdings der Geduldsfaden irgendwann einmal reißen, dann sei es aus und das sei auch richtig. Denn wenn andere Länder der Eurozone wie Spanien, Portugal oder Irland ermutigt würden, die Reformen zurückzuziehen, sei das eine ernsthafte Bedrohung für die Eurozone.

(Schluss) itz/pro

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