Kostendisziplin 12.11.2020 17:53:00

RBI-Aktie verliert deutlich: Ergebnis kräftig gesunken - Trotz Lockdowns bleibt es bei Gewinnausblick

RBI-Aktie verliert deutlich: Ergebnis kräftig gesunken - Trotz Lockdowns bleibt es bei Gewinnausblick

Unterm Strich wies die Bank per Ende September 599 Mio. Euro Nettoergebnis aus. Für potenziell faule Kredite muss im rezessiven Umfeld deutlich mehr zurückgelegt werden. Bis September waren das 497 Mio. Euro. Voriges Jahr waren nur 80 Mio. Euro an Kreditvorsorgen nötig gewesen. Auch Abwertungen fielen heuer an.

Der Quartalsgewinn sank von 303 Mio. Euro im Vorjahr auf 230 Mio. Euro im 3. Quartal 2020. Gegenüber dem zweiten Quartal 2020 gab es aber einen Anstieg um 38 Mio. Euro.

"Wir werden dieses Geschäftsjahr mit einem Gewinn abschließen und einen Konzern-Return-on-Equity im mittleren einstelligen Bereich erwirtschaften. Trotz des neuerlichen Lockdowns lassen wir unseren Ausblick unverändert", erklärte Bank-Vorstandschef Johann Strobl am Donnerstag in einer Aussendung. Es herrscht weiter strikte Kostendisziplin.

Um das Eigenkapital von Banken während der Corona-Krise zu stärken, wurden in vielen Ländern von den Aufsehern - so auch in Österreich - Beschränkungen von Dividendenausschüttungen für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 vorgegeben. Im Gegensatz zu vielen EU-Staaten erhielt die RBI jedoch Dividendenzahlungen in Höhe von 299 Millionen Euro aus Russland und der Ukraine, wurde heute mitgeteilt.

RBI operativ stärker, Corona schmälert auch Wert von Beteiligungen

Trotz leicht rückläufiger Zins- und Provisionsergebnisse weist die Raiffeisen Bank International bis Herbst höhere operative Ergebnisse aus. Kosten sind gesunken. Das Betriebsergebnis lag nach neun Monaten bei 1,8 (Vorjahr: 1,59) Mrd. Euro, ein Plus von 13,3 Prozent. Neben wesentlich höherer Kreditrisikovorsorgen hat die Coronakrise auch Abwertungen nach sich gezogen. So wurden Wertminderungen auf Töchter, Beteiligungen und Firmenwerte von 138 Mio. Euro verbucht.

Anteile an at-equity bewerteten Unternehmen wurden um 109 Millionen Euro abgewertet, ein Anstieg um 87 Mio. Euro zum Vorjahr - vor allem auf Anteile an der UNIQA aufgrund eines niedrigeren Nutzwerts, bei Leipnik-Lundenburger und bei der Prva stavebna sporitelna in Bratislava, im Wesentlichen aufgrund der durch die Pandemie verursachten schlechteren wirtschaftlichen Aussichten. Zudem wurde heuer der Firmenwert der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft (KAG) um 27 Mio. Euro wegen des durch die Pandemie revidierten Mittelfristplans und damit geringerer Gewinnaussichten wertgemindert.

Darüber hinaus stiegen laut RBI die Dotierungen von kreditbezogenen Rückstellungen für Prozesse und Rechtsstreitigkeiten um 25 Millionen auf 44 Mio. Euro, davon in Polen um 28 Millionen auf 30 Millionen und in Kroatien um 3 Millionen auf 10 Mio. Euro, während sie in Rumänien mit 3 Millionen Euro um 6 Millionen geringer ausfielen.

Die Beiträge zu den Einlagensicherungen sind in einigen Ländern der Raiffeisen-Netzwerkbanken in den ersten neun Monaten gefallen, in Summe um 17 Millionen Euro auf 71 Mio. Euro. Dabei wird eine Reduktion in Russland als Folge staatlicher Hilfsmaßnahmen in der Coronakrise als temporär eingestuft. In Österreich erwartet die RBI durch die Entschädigung von Einlegern der insolventen Commerzialbank Mattersburg und der früheren Meinl Bank (AAB) aus dem Einlagensicherungsfonds und damit verringerter Fondsmittel jährlich um rund 4 Mio. Euro höhere Beitragszahlungen, um die gesetzliche Zielausstattung des Einlagensicherungsfonds sicherzustellen, schrieb die Bank heute im Quartalsbericht.

RBI baut im Osten 300 Filialen ab

Raiffeisen hat am Donnerstag in einer Analystenkonferenz Einschnitte im Filialnetz in Osteuropa angekündigt. 300 Filialen wird die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) bis Ende 2022 in ihren zentral- und osteuropäischen Netzwerkbanken schließen. Ende September 2020 unterhielt die RBI-Gruppe in Summe 1.958 Niederlassungen. Zulegen soll das Onlinebanking, das gerade heuer - mit Ausbruch der Corona-Pandemie - einen zusätzlichen Schub erlebt hat.

Wenn es infolge der Corona-Pandemie mit allen negativen Auswirkungen etwas Positives zu beobachten gebe, dann sei es die starke Unterstützung der digitalen Transformation. Diese Erfahrungen hätten viele Unternehmen gemacht, sagte Konzernchef Johann Strobl. Was durch die Filialnetzstraffung eingespart wird, soll zu einem guten Teil in die Digitalisierungsinitiativen fließen.

Der starke Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in den Lockdown-Phasen habe auch bei der Raiffeisen Bank International die Erträge belastet, sagte Strobl. Höchste Priorität kämen demnach der weiteren Kostensenkung und eben der weiteren Digitalisierung zu.

Kurz nach 15 Uhr notierte die RBI-Aktie an der Wiener Börse in generell schwächerem Umfeld 5,1 Prozent im Minus.

In Wien verlor die RBI-Aktie letztlich 3,20 Prozent auf 14,52 Euro.

APA

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International,Raiffeisen Bank International AG

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