Positive Sondereffekte |
01.08.2023 17:53:00
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RBI-Aktie unter Druck: RBI im Halbjahr mit weniger Gewinn - Russland-Abspaltung frühestens Ende des Jahres
Wesentliche Neuigkeiten rund um einen Verkauf oder eine Abspaltung der Russland-Tochter wurden am Dienstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen nicht verkündet. "Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an zwei Optionen für unser Russlandgeschäft", sagte der Bankchef. Beide Optionen sind mit hohen bürokratischen Hürden verbunden und nehmen in ihrer Umsetzung viel Zeit in Anspruch, wie das Management in den vergangenen Monaten mehrmals betont hatte.
Bis es zu einer Lösung kommt, wird das Geschäft in Russland jedenfalls weiter zurückgeschraubt. Im Vorjahr waren noch Kundenkredite in Höhe von 13,7 Mrd. Euro ausständig gewesen, im Halbjahr 2023 waren es nur noch rund 7,1 Mrd. Euro. "Wir haben hier fast um 50 Prozent reduziert", sagte Risikochef Hannes Mösenbacher zur APA.
Auch der Anteil der Russland-Tochter am Betriebsgewinn der gesamten RBI-Gruppe ging bis Ende Juni zurück. "Russland trug im zweiten Quartal mit 35,1 Prozent zum Betriebsergebnis der RBI bei. Im ersten Quartal 2023 betrug der Beitrag noch 45,1 Prozent", schreibt die Bank. Die gesamte RBI-Gruppe erzielte im Halbjahr ein Betriebsergebnis von 2,7 Mrd. Euro, nach 2,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.
In der Ukraine schrieb die Bank indessen 80 Mio. Euro Gewinn - "trotz der enorm schwierigen Rahmenbedingungen und einer sehr konservativen Risikovorsorge", so Strobl. In der Vorjahresperiode stand noch ein Verlust von 70 Mio. Euro zu Buche.
Die gesamte RBI-Gruppe verzeichnete im Halbjahr ein Konzernergebnis von 1,2 Mrd. Euro, das waren um 27,9 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Grund dafür waren unter anderem positive Sondereffekte, die im Vorjahr 2022 schlagend geworden waren. So hatte im ersten Halbjahr 2022 der Verkauf der Bulgarien-Tochter in Höhe von 453 Mio. Euro positiv auf die Bilanz gewirkt. Dieser Effekt fällt heuer weg. Das Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Geschäftsbereichen lag im ersten Halbjahr 2023 mit 1,3 Mrd. Euro um rund zwei Prozent über der Vorjahresperiode.
Darüber hinaus hatte die Bank im Vorjahr noch große Hedgepositionen auf den russischen Rubel, sagte Mösenbacher. Nach der starken Abwertung der Währung im Vorjahr habe die Bank die Positionen aufgelöst und "den positiven Marktwert einkassiert". Heuer seien solche Hedgings weder möglich noch sinnvoll gewesen.
Weiters schlugen höhere Rechtsvorsorgen für offene Frankenkredit-Streitfälle in Polen auf den Gewinn. Der Schritt folgte auf ein neues Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in der Sache. In dem Streit geht es um Tausende Polen, die noch vor der Finanzkrise wegen damals niedriger Zinsen in der Schweiz Kreditverträge in Franken abgeschlossen haben, um ihr Haus zu finanzieren. Der polnische Zloty verlor jedoch in der Folgezeit gegenüber dem Franken massiv an Wert, was die Häuselbauer stark belastete. Viele Kreditnehmer klagten daraufhin gegen ihre Banken, um aus den teuren Krediten herauszukommen.
Aktuell sind laut Mösenbacher bei der RBI 11.585 Fälle offen, das nominale Volumen liege bei 1,890 Mrd. Euro. Die gesamte Rechtsvorsorge dafür betrage 1,199 Mrd. Euro, was einer Deckungsquote von 63 Prozent entspreche. Nach dem EuGH-Urteil im Juni habe es einen deutlichen Zuwachs an neuen Fällen gegeben, dementsprechend habe die Bank im zweiten Quartal zusätzliche 430 Mio. Euro an Vorsorgen gebucht. Jeder Kredit müsse zudem mit Kapital unterlegt werden, hierfür seien derzeit weitere 308 Mio. Euro gebunden, so der Risikochef.
Auf der Einnahmenseite schrieb die Bank indessen Zuwächse. Der Nettozinsüberschuss legte um 25 Prozent auf 2,75 Mrd. Euro zu und der Provisionsüberschuss wuchs um 8,4 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro an. Die harte Kernkapitalquote lag bei 15,9 Prozent, nach 16 Prozent zum Jahresende 2022. Im Falle einer "Dekonsolidierung der russischen Tochterbank ohne Berücksichtigung ihres Eigenkapitals" würde die Quote bei 13,9 Prozent liegen, so die Bank.
Auch beim am Freitag veröffentlichten Stresstest habe man gut abgeschnitten. "Der Kapitalverzehr im adversen Szenario betrug 361 Basispunkte und lag damit unter dem Durchschnitt der teilnehmenden Banken", schreibt die RBI.
Mit den Ergebnissen zeigte sich das Management zufrieden. "Die RBI hat ihr stabiles Geschäftsmodell und ihre Ertragsstärke einmal mehr unter Beweis gestellt", so Bankchef Johann Strobl laut Aussendung. Für das laufende Jahr rechnet die Bank (ohne Russland und Belarus) mit einem Zinsüberschuss 3,8 und 4,0 Mrd. Euro und einem Provisionsüberschuss bei rund 1,8 Mrd. Euro. Für Kundenforderungen wird ein Plus von 2 Prozent angepeilt.
Frühester Termin für Russland-Abspaltung Ende des Jahres
Der ursprünglich von der Raiffeisen Bank International (RBI) angesetzte Zeitplan für eine mögliche Abspaltung der Russland-Tochter dürfte sich verzögern. Gegenüber Analysten sagte Bankchef Johann Strobl am Dienstagnachmittag, dass eine Abspaltung frühestens Ende Dezember möglich sei. Im Mai hatte er noch einen möglichen Spin-off bis Ende September in Aussicht gestellt. Auch die Möglichkeit eines Verkaufs wird von der RBI nach wie vor ausgelotet.
Beide Optionen sind jedoch mit hohen bürokratischen Hürden verbunden und nehmen in ihrer Umsetzung viel Zeit in Anspruch, wie das Management in den vergangenen Monaten mehrmals betont hatte. Bei einem Verkauf bräuchte es einen nicht-sanktionierten Käufer und die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin müsste eingeholt werden.
Man sei in konstantem Kontakt mit den zuständigen Regulatoren und arbeite weiter an beiden Optionen. Die "informelle Phase" dauere jedoch länger als erwartet - der Prozess dürfte daher wohl komplexer sein als gehofft, insbesondere für einen potenziellen Spin-off, sagte Strobl.
Alles in allem sei man beim Verkauf bereits etwas weiter im Prozess als bei der Abspaltung. Es gebe auch einen Kaufinteressenten von außerhalb Russlands, bestätigte der Bankchef.
Generell strebe die Bank eine vollständige Dekonsolidierung der Russland-Tochter an. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass man am Ende gezwungen sei, einen Minderheitenanteil zu behalten. Wegen der vielen notwendigen regulatorischen Genehmigungen und der schwierigen geopolitischen Situation liege das Endergebnis aber nicht in der Hand der RBI. "Wir können nicht wählen", sagte Strobl.
Zu der laufenden Untersuchung der US-Sanktionsbehörde Office of Foreign Assets Control (OFAC) sagte Stobl, dass die RBI alle Informationen geliefert hätte. Er sei zuversichtlich, dass die OFAC mit den zur Verfügung gestellten Informationen zufrieden sein werde. Einen Zeitplan, wann die Untersuchung beendet sein könnte, konnte er nicht geben. Im Jänner hatte die Bank ein Schreiben von den US-Amerikanern erhalten mit Fragen rund im das Zahlungsverkehrsgeschäft in Bezug auf Russland und die Ukraine. Die Fragen seien aber "allgemeiner Natur" gewesen, es sei jedoch nicht um bestimmte Geschäfte gegangen, sagte die RBI damals.
Die RBI-Aktie verlor im Handel in Wien zu Handelsschluss 3,26 Prozent auf 14,24 Euro.
(APA)
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