Kein Exposure 31.03.2022 17:51:00

RBI-Aktie schließt tiefer: Raiffeisen Bank International sieht kein Ansteckungsrisiko für Gruppe durch Russland-Tochter - aber Aufwand für Sberbank Europe

RBI-Aktie schließt tiefer: Raiffeisen Bank International sieht kein Ansteckungsrisiko für Gruppe durch Russland-Tochter - aber Aufwand für Sberbank Europe

"Der "Der RBI -Konzern ist so aufgestellt, dass selbst in einem Extremszenario in einer Tochterbank kein Ansteckungsrisiko für die Gruppe besteht", heißt es in einer Präsentation der Bank für die heutige Hauptversammlung (HV). Dennoch werden für die russische Tochter derzeit alle Optionen geprüft und auch ein Ausstieg aus dem Land ist nicht ausgeschlossen.

"Viele Unternehmen haben angekündigt, dass sie sich aus Russland zurückziehen werden. Auch wir überdenken die Situation", sagte Bankchef Johann Strobl bei der HV in Wien. Die Analyse werde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, auch weil ein eventueller Rückzug ein sehr komplexes Unterfangen wäre. "Eine Bank ist kein Würstelstand", so Strobl. Er betonte weiters, dass die RBI die Entscheidung über die Zukunft der Russland-Tochter im Interesse der Aktionäre fällen wird.

Das Geschäft in Russland hat bisher einen großen Teil des Gewinns des Konzerns gebracht. Im Vorjahr trug das Land rund ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro bei. Die gesamte Region Osteuropa - Russland, Ukraine und Belarus - erwirtschaftete in etwa die Hälfte des Konzerngewinns.

Die Gefahr einer Ansteckung für die Konzernzentrale oder die übrigen Töchter in Ost- und Südosteuropa sieht Strobl nicht. Die übrigen Ost-Töchter hätten gegenüber der Russland-Tochter und auch gegenüber sanktionierten Unternehmen kein Exposure. Die grenzüberschreitenden Risikopositionen gegenüber Russland seien "unbedeutend". "Das Russland-Exposure liegt deutlich innerhalb der Grenzen, welche die Resilienz der Gruppe in allen möglichen Szenarien gewährleisten", heißt es weiter in der Präsentation.

Das Exposure der gesamten Gruppe gegenüber sanktionierten Gesellschaften liege bei rund 650 Mio. Euro, davon entfielen 484 Mio. Euro auf Firmenkunden und 166 Mio. Euro auf Finanzinstitute. Rund 137 Mio. Euro des gesamten Exposures seien in der Konzernzentrale in Wien gebucht.

Für die Konzernzentrale in Wien sehe die Bank überdies keine Verpflichtungen, die über das investierte Eigenkapital und die ausgewiesenen nachrangigen Verbindlichkeiten hinausgehen. "Alle stehen für sich allein" so Strobl. Die Bankengruppe verfüge weiters über eine gute Liquiditätsausstattung.

In Anbetracht der Lage gestalte sich auch ein Ausblick auf das laufenden Jahr "extrem schwierig", die Folgen der Sanktionen seien noch kaum einschätzbar, sagte Strobl. Aufgrund der Einschränkungen in den Lieferketten und der hohen Inflation sei jedoch mit einem Dämpfer für die Konjunkturaussichten zu rechnen. Auch Aufsichtsrat-Vorsitzender Erwin Hameseder sagte, das Jahr 2022 könne "das forderndste Jahr seit dem Bestehen der RBI" werden.

Auf eine Dividende für 2021 müssen die Aktionäre im Zuge des Ukraine-Kriegs jedenfalls verzichten - zumindest vorerst. Ursprünglich war eine Ausschüttung von 1,15 Euro je Aktie geplant.

In der Ukraine-Tochter werde indessen der Betrieb, "wo möglich", aufrechterhalten. Die Bank laufe im Mindestbetrieb, der IT-Betrieb laufe und die Geldautomaten würden funktionieren. Für Menschen, die aus der Ukraine fliehen, gebe es in Österreich und der Slowakei zudem die Möglichkeit eines Umtauschs von ukrainischen Hrywnja in Euro. Auch für weitere CEE-Länder solle die Umtauschmöglichkeit folgen. Den ukrainischen Kunden wurde überdies ein freiwilliges Moratorium angeboten.

Viele Fragen zu Russland und Lob für hybride HV

Bei der heutigen Hauptversammlung (HV) der Raiffeisen Bank International (RBI) war das bestimmende Thema einmal mehr der Ukraine-Krieg. Von Aktionären kam eine Vielzahl an Fragen rund um die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen der Bank in Russland, einen möglichen Ausstieg sowie eine mögliche Beschlagnahmung der Russland-Tochter. Lob kam indessen für die Entscheidung, die HV hybrid - also in Präsenz sowie virtuell - abzuhalten.

Der RBI-Vorstand bemühte sich zu beruhigen und wies auf die finanzielle Unabhängigkeit der einzelnen Töchter der RBI sowie auf die gute Liquiditätssituation der Bankengruppe hin. "Alle stehen für sich allein" so der Bankchef Johann Strobl. Für die Konzernzentrale in Wien sehe man keine Verpflichtungen, die über das investierte Eigenkapital und die ausgewiesenen nachrangigen Verbindlichkeiten hinausgehen. In Russland hat die RBI ein Eigenkapital von 2,4 Mrd. Euro stecken. Auch die Gefahr einer Ansteckung für die Konzernzentrale oder die weiteren Töchter in Ost- und Südosteuropa sehe man nicht, da diese gegenüber der Russland-Tochter und auch gegenüber sanktionierten Unternehmen kein Exposure hätten.

Das Exposure der gesamten Gruppe gegenüber sanktionierten Gesellschaften liege bei rund 650 Mio. Euro, davon entfielen 484 Mio. Euro auf Firmenkunden und 166 Mio. Euro auf Finanzinstitute. Rund 137 Mio. Euro des gesamten Exposures seien in der Konzernzentrale in Wien gebucht.

Allerdings sei für die Russland-Tochter aufgrund der aktuellen Situation künftig ein stark eingeschränktes Kreditgeschäft zu erwarten - nicht zuletzt weil in dem Land mit einem erheblichen Wirtschaftsabschwung zu rechnen ist. In der Vergangenheit hat das Geschäft in Russland einen großen Teil des Gewinns für den Konzern eingebracht. Im Vorjahr trug das Land rund ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro bei. Die gesamte Region Osteuropa - Russland, Ukraine und Belarus - erwirtschaftete in etwa die Hälfte des Konzerngewinns.

Ob es zu einem Ausstieg der RBI aus Russland kommt, ist nach wie vor noch offen. Alle Optionen würden analysiert, so Strobl. Eine solche Analyse nehme Zeit in Anspruch, auch weil ein eventueller Rückzug ein sehr komplexes Unterfangen wäre. "Eine Bank ist kein Würstelstand", sagte Strobl bei seiner Eingangs-Präsentation. Er betonte weiters, dass die RBI die Entscheidung über die Zukunft der Russland-Tochter im Interesse der Aktionäre fällen werde.

Sorgen hatten die Aktionäre auch wegen einer potenziellen Beschlagnahmung der Bank durch die russische Regierung. Laut Strobl wird in dem Land wohl aktuell ein Gesetz vorbereitet, das eine Verstaatlichung von ausländischen Unternehmen vorsehe, die ihre Aktivitäten in Russland einstellen. In einem solchen Fall solle das Unternehmen für drei Monate nach Beendigung der Aktivitäten von einem Administrator weitergeführt und danach verkauft werden. Auf Banken treffe das Gesetz nach Ansicht der RBI aber nicht zu, da diese lizensiert seien und einer regulatorischen Aufsicht unterliegen würden, sagte der Bankchef.

Viel Lob gab es seitens der Aktionäre zur Durchführung der HV als hybride Veranstaltung - das heißt, Aktionäre hatten die Chance, sowohl in Präsenz teilzunehmen als auch virtuell. Es sei besonders für die kleinen Aktionäre wichtig, auch die Möglichkeit für den direkten Kontakt mit dem Vorstand zu bekommen, betonte der Interessenverband für Anleger (IVA). Die Aktionäre nahmen das Präsenzangebot gut an - laut Angaben der RBI waren rund 61 Prozent der teilnehmenden Aktionärinnen und Aktionäre physisch anwesend.

Auf eine Dividende für 2021 müssen die Aktionäre im Zuge des Ukraine-Kriegs verzichten. Ursprünglich war eine Ausschüttung von 1,15 Euro je Aktie geplant.

Im Aufsichtsrat kam es indessen zu Veränderungen. Ausgeschieden sind der scheidende Generaldirektor der Raiffeisen Holding sowie der RLB-NÖ-Wien, Klaus Buchleitner sowie der scheidende Vorstand der RLB Vorarlberg, Wilfried Hopfner. Ihnen folgen ihre jeweiligen Nachfolger Michael Höllerer und Michael Alge nach. Höllerer tritt mit Juni die Nachfolge Buchleitners an, Alge wird mit 1. Juli neuer Chef der RLB Vorarlberg. Die Zahl der Aufsichtsrats-Mitglieder bleibt damit unverändert bei 12.

Raiffeisen-Aufwand für Sberbank Europe könnte bis zu 335 Mio. Euro betragen

Der Aufwand für die gesicherten Einlagen der Sberbank Europe, der auf die Raiffeisen Gruppe entfällt, könnte sich auf bis zu 335 Mio. Euro belaufen. Laut dem Bankchef der Raiffeisen Bank International (RBI), Johann Strobl, besteht jedoch die Hoffnung, dass der "Schadensfall deutlich geringer sein wird", so Strobl im Rahmen der Hauptversammlung am Donnerstag. Als Konzern sei die RBI nur indirekt betroffen, "mit einem kleinen Teil aus der Bausparkasse", so Strobl weiter.

Laut der Einlagensicherung Austria (ESA) belaufen sich die gedeckten und damit zu entschädigenden Einlagen bei der Sberbank Europe, der Anfang März von der Finanzmarktaufsicht der Geschäftsbetrieb untersagt wurde, auf 947 Millionen Euro. Davon entfallen 939 Mio. Euro auf 34.800 Privatkunden in Deutschland. In Österreich sind lediglich 120 Kunden betroffen.

Die Sberbank Europe ist die EU-Tochter der teilstaatlichen russischen Sberbank. Geldabflüsse nach Beginn des Ukraine-Kriegs und den folgenden Russland-Sanktionen der Europäischen Union haben die Bank in Schieflage gebracht.

Da die Bank zum gesonderten Rechnungskreis gehört, muss die ESA den Aufwand nicht komplett selbst tragen, sondern es müssen alle Einlagensysteme in Österreich für die gesicherten Einlagen einstehen - auch die der Raiffeisen-Gruppe und der Sparkassengruppe. Die Verteilung der Last beläuft sich auf rund 40 Prozent für die ESA, 36 Prozent für Raiffeisen und 24 Prozent für die Sparkassen-Gruppe. Gesichert sind in Österreich aufgrund des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes (ESAEG) Kundenguthaben bis zu 100.000 Euro pro Person.

Bis dato hat die ESA nach eigenen Angaben bereits 891 Mio. Euro ausgezahlt, das sind 94 Prozent der gedeckten Einlagen. Damit wurden bereits 25.900 Kunden oder rund drei Viertel aller Kunden (74 Prozent) bedient. Eine Insolvenz der Sberbank Europe im Zuge der aufsichtlichen Maßnahmen gilt unter Experten als sehr wahrscheinlich. Ob und wann ein Insolvenztatbestand erfüllt ist, muss der von der FMA als Aufpasser bestellte Regierungskommissär feststellen.

Die RBI-Aktie verlor am Donnerstag in Wien 3,65 Prozent und schloss bei 12,95 Euro.

bel/tsk

(APA)

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International

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