Wegen Russland-Geschäft 02.08.2022 18:01:00

RBI-Aktie klettert: Raiffeisen Bank International passt nach Gewinnsprung Ausblick fürs Gesamtjahr an - Russland-Kreditgeschäft spürbar abgebaut

RBI-Aktie klettert: Raiffeisen Bank International passt nach Gewinnsprung Ausblick fürs Gesamtjahr an - Russland-Kreditgeschäft spürbar abgebaut

Am Montagabend hat das Institut seinen Ausblick für das Gesamtjahr angepasst. So wurden die Erwartungen für das Kreditvolumen nach unten geschraubt und die Prognose für die Verwaltungsaufwendungen präzisiert. Zins- und Provisionsüberschuss dürften 2022 jedoch höher ausfallen, teilte die Bank mit. Der Halbjahresgewinn ist zudem kräftig gestiegen.

Die RBI rechnet für das zweite Halbjahr 2022 nun mit einem stabilen Kreditvolumen, "mit weiterhin selektivem Wachstum in Zentral- und Südosteuropa", heißt es in der Aussendung. Bei der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal war noch von einem stabilen Kreditvolumen "mit einem Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich" in den Kernmärkten der in vielen Ländern Osteuropas tätigen Bank die Rede gewesen. Seit Jahresbeginn verzeichnete die Bank ein Kreditwachstum von 7 Prozent, die gesamten Forderungen an Kunden lagen per Ende Juni bei rund 107,7 Mrd. Euro.

Konkretisiert wurde weiters die Erwartung für die Verwaltungskosten. Inklusive Integrationskosten für Akquisitionen rechnet die Bank nun mit einem Aufwand zwischen 3,3 und 3,5 Mrd. Euro. Im Mai war eine Zunahme der Aufwendungen im oberen einstelligen Prozentbereich angepeilt worden. Im Geschäftsjahr 2021 betrugen die Verwaltungsaufwendungen knapp 3 Mrd. Euro.

Steigerungen erwartet die Bank beim Zins- und Provisionsüberschuss. Für 2022 wird ein Zinsüberschuss zwischen 4,3 und 4,7 Mrd. Euro und ein Provisionsüberschuss von mindestens 2,7 Mrd. Euro erwartet. Ohne Russland und Belarus dürften der Zins- sowie der Provisionsüberschuss heuer voraussichtlich um rund 20 bzw. zehn Prozent nach oben gehen, teilte die Bank mit.

Im Halbjahr 2022 sorgten höhere Zinsen in Zentral- und Südosteuropa sowie Rubel-Aufwertungen gegenüber dem Euro für einen deutlich höheren Zinsüberschuss, dieser stieg auf 2,2 Mrd. Euro nach 1,5 Mrd. im Halbjahr 2021. Der Provisionsüberschuss - 1,6 Mrd. Euro, nach 903 Mio. in der Vorjahresperiode - wurde von der anhaltend starken Kundenaktivität und vom Devisengeschäft in Russland nach oben getrieben.

Unterm Strich erwirtschaftete die RBI im ersten Halbjahr 2022 1,7 Mrd. Euro Gewinn, das ist knapp doppelt so viel wie in der Vorjahresperiode (612 Mio. Euro). In dem Ergebnis ist der Gewinn in Höhe von 453 Mio. Euro aus dem verkauften Bulgarien-Geschäft inkludiert.

Eine Entscheidung, wie es mit dem Russland-Geschäft weitergehen soll, hat die Bank bis jetzt noch nicht getroffen. "Seit Monaten arbeiten wir sehr fokussiert und strukturiert an strategischen Optionen für unser Russlandgeschäft. Dieser Prozess trägt den noch nie dagewesenen und sich rasch verändernden Marktbedingungen in Russland Rechnung. Aufgrund der komplexen Situation und den sich laufend ändernden Rahmenbedingungen wird der Prozess noch einige Zeit in Anspruch nehmen", sagte RBI-Chef Johann Strobl laut Aussendung.

Die Vorsorgen für faule Kredite hat die Bank jedenfalls erhöht. Im Halbjahr beliefen sich die Risikovorsorgen (Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte) auf 561 Mio. Euro, nach 319 Mio. im 1. Quartal 2022 und 100 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021.

RBI baute Kreditgeschäft in Russland spürbar ab

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat ihr Kreditgeschäft in Russland deutlich abgebaut. Im zweiten Quartal wurde das Kreditkundenportfolio um 22 Prozent reduziert. Damit sei das Abbau-Ziel weitgehend erreicht, in den kommenden Quartalen dürfte das Geschäft durch Abreifungen aber weiter schrumpfen, sagte Bankchef Johann Strobl am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. "Aber der große Teil, die wichtigsten Maßnahmen sind umgesetzt", so Strobl.

Der Gewinn der russischen Tochter stieg im Halbjahr von 209 Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf 630 Mio. Euro an. Getrieben wurde das Ergebnis von der starken Aufwertung des russischen Rubel gegenüber dem Euro sowie von den Maßnahmen der russischen Zentralbank zu Devisenbeschränkungen und den damit verbundenen Zwangskonvertierungen. Wegen der Rubel-Aufwertung hat sich auch das Eigenkapital der Raiffeisen Russland auf 4,3 Mrd. Euro erhöht.

Aufgrund der weiterhin unsicheren Situation in Russland und der Ukraine wurden die Risikokosten weiter erhöht. Insgesamt lagen sie zum Ende des Halbjahres bei 561 Mio. Euro, davon entfielen 266 Mio. Euro auf Russland und 201 Mio. Euro auf die Ukraine.

Wie es mit dem Russland-Geschäft konkret weitergehen soll, lässt die RBI weiterhin offen. Alle Optionen rund um die Zukunft der russischen Tochterbank würden weiter ausgelotet und die Evaluierung werde aber noch Zeit in Anspruch nehmen, sagte Strobl.

Dennoch sucht die Bank in Russland derzeit nach neuem Personal. In Medien war Ende Juli von 276 Stellen die Rede gewesen. Strobl verteidigte die Personalsuche am Dienstag. Es gebe viel Fluktuation in Russland und die fehlenden Mitarbeiter müssten ersetzt werden. Zum Ende des zweiten Quartals lag die Mitarbeiterzahl in Russland bei 9.188, im ersten Quartal waren es noch 9.663 Mitarbeiter. Der russische Arbeitsmarkt sei zwar kompetitiv, man könne aber nachbesetzen, wo Bedarf ist, so Strobl.

Die starken Rubelaufwertungen und das Devisengeschäft in Russland sowie ein Wachstum im Kreditgeschäft wirkten auch auf die gesamte Konzernbilanz der RBI deutlich positiv. Der Halbjahresgewinn kletterte von 612 Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf 1,7 Mrd. Euro nach oben. In dem Ergebnis ist allerdings auch der Gewinn in Höhe von 453 Mio. Euro aus dem verkauften Bulgarien-Geschäft inkludiert.

Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit einem stabilen Kreditvolumen und mit Steigerungen beim Zins- und Provisionsüberschuss. Die Neubildungsquote für die Risikovorsorgen dürfte auf bis zu 100 Basispunkte (1 Prozent) steigen, per Ende Juni lag sie bei 86 Basispunkten (0,86 Prozent).

Die RBI-Aktie gewann im Handel in Wien letztlich deutliche 4,50 Prozent auf 12,54 Euro.

APA

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International,Raiffeisen Bank International AG

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