Ukraine-Krieg |
16.03.2023 17:55:00
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RBI-Aktie im Plus: Raiffeisen Russland verweist auf fragwürdiges Argument bei Überweisungssummen
Raiffeisen Russland hatte im August 2022 erstmals Minimalsummen bei Auslandsüberweisungen eingeführt, die von anfänglich 3.000 Euro auf nunmehr 10.000 Euro erhöht wurden. Tangiert von der Maßnahme sind insbesondere jene Raiffeisen-Russland-Kunden aus der urbanen Mittelschicht, die seit der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen haben. In vielen Fällen haben diese Personen, die in der russischen Staatspropaganda als Verräter dargestellt werden, noch nicht alle wirtschaftlichen Brücken nach Russland abgebrochen. Sie erhalten dort etwa bescheidene Einkünfte, die sie bei Raiffeisen nun nur noch in sehr unregelmäßigen Abständen in das Ausland überweisen können.
Die aktuelle Minimalsumme bei Auslandsüberweisungen von Raiffeisen Russland liegt 25 Mal höher als jene 400 Dollar, die laut Angaben der russischen Zentralbank im Jahr 2021 in einer durchschnittlichen Überweisung aus Russland in das Ausland transferiert wurden. Nachdem viele russische Banken mit westlichen Sanktionen belegt und aus dem SWIFT-System ausgeschlossen wurden, bleibt Raiffeisen Russland gleichzeitig eine der wenigen Großbanken im Land, die Überweisungen in den Westen noch anbieten können. Der Anteil der RBI-Tochter bei SWIFT-Überweisungen in Dollar und Euro aus Russland betrug laut RBI-Angaben zuletzt etwa 30 Prozent.
"Diese Maßnahme ist notwendig, um zu vermeiden, dass die von den Korrespondenzbanken festgelegten Obergrenzen für die Anzahl solcher Zahlungen überschritten werden, da die Korrespondenzbanken immer höhere Anforderungen an die Prüfung und Abwicklung von Zahlungen stellen", erklärte Ende Februar eine Sprecherin von Raiffeisen International (RBI) die Erhöhung der minimalen Überweisungssumme auf 10.000 Euro. Die große Anzahl an Transaktionen stelle die Korrespondenzbanken vor große Anforderungen, die Einführung eines Mindestbetrags solle die Anzahl der Transaktionen reduzieren, ergänzte sie auf APA-Nachfrage. RBI in Wien fungiert selbst als Korrespondenzbank der Tochterbank bei Euroüberweisungen.
In der Bankenbranche gelten Beschränkungen der Anzahl von Transaktionen jedenfalls als äußerst ungewöhnlich. Bei drei von fünf bekannten Korrespondenzbanken der russischen Raiffeisenbank im westlichen Ausland ist von einer diesbezüglichen Obergrenze auch nichts bekannt.
Die Erste Group habe eine eingeschränkte und streng überwachte Geschäftsbeziehung zur Raiffeisenbank Russland, erklärte ein Sprecher der Erste Group in Wien auf APA-Anfrage. "Nachdem wir im Rahmen der Korrespondenzbankbeziehung ausschließlich Zahlungen im Zusammenhang mit eigenen Kundinnen und Kunden abwickeln, haben wir kein Limit für die Anzahl der Überweisungen von der Raiffeisenbank Russland gesetzt", betonte er.
Keine Rede von einer derartigen Selbstbeschränkungen ist bei Raiffeisen Russland-Korrespondenzbanken in Deutschland: Der Zahlungsverkehr laufe unter ständiger Berücksichtigung der Sanktionen und in reduziertem Umfang aktuell weiter, betonte eine Sprecherin der Commerzbank in Frankfurt. Im Zusammenhang mit Verunsicherung am Markt und Sanktionen könne es jedoch zu deutlichen Verzögerungen kommen und auch die Zurückweisungen von Zahlungsaufträgen könnten nicht ausgeschlossen werden, berichtete sie. Keine Informationen über eine Begrenzung der Anzahl der Überweisungen liegen auch in der DZ Bank in Frankfurt vor. In dieser Bank mutmaßt man jedoch, dass es sich bei der vorgeschriebenen Überweisungsminimalsumme von 10.000 Euro bei Raiffeisen Russland um Devisenbeschränkungen oder Auflagen der russischen Regierung handeln könnte. Belege dafür gibt es freilich keine.
In Wien stieg die RBI-Aktie zuletzt um 0,71 Prozent auf 14,16 Euro.hgh/bel
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