EBIT-Rückgang 13.11.2020 17:52:00

Post kämpft mit rückläufigen Briefen und Startkosten für bank99 - Aktie in Rot

Post kämpft mit rückläufigen Briefen und Startkosten für bank99 - Aktie in Rot

Außerdem laufen für den Aufbau der eigenen Bank hohe Startkosten an. Das hat in Summe in den ersten neun Monaten des Jahres bei einem steigenden Umsatz zu einem Rückgang des operativen Gewinns (EBIT) um 37,4 Prozent auf 81,4 Mio. Euro geführt. Wie es im vierten Quartal weitergeht hängt stark von der Entwicklung der Pandemie und möglichen Lockdown-Maßnahmen ab, teilte die Post am Freitag mit.

Zwar habe sich das Brief- und Werbegeschäft gegenüber dem zweiten Quartal verbessert, dennoch sei über neun Monate gerechnet der Rückgang mit 9 Prozent (auf 883 Mio. Euro Umsatz) stärker als in den Vorjahren. Bei Paketen gab es hingegen ein Plus von 31,9 Prozent auf 576,6 Mio. Euro. Trotzdem konnte der Gewinnanstieg um 11 Mio. Euro bei Paketen den Gewinnrückgang bei Briefen und Werbung von 22,2 Mio. Euro nicht kompensieren, sodass der Gewinn (EBIT) im Bereich Logistik um 10 Prozent auf 118,7 Mio. Euro fiel. Dazu kommt ein Verlust von 37,3 Mio. Euro im Bereich Filiale und Bank, der durch Aufbaukosten bei der bank99 ausgelöst wurde.

Der Umsatz nach neun Monaten lag mit 1,497 Mrd. Euro um 2,4 Prozent höher als in der Vorjahresperiode. Erstmals ist auch von der türkischen Tochter Aras Kargo ein Umsatzbeitrag von 23,9 Mio. Euro enthalten.

Für das Gesamtjahr erwartet die Post auch dank Konsolidierung der Aras Kargo ein Umsatzplus von über drei Prozent und einen Gewinn im Brief- und Paketgeschäft von etwa 170 Mio. Euro - wenn es nicht zu starken Lockdown-Maßnahmen kommt. Der Konzerngewinn wird allerdings weiter durch Kosten für die bank99 belastet. 2021 soll es dann einen "EBIT-Anstieg in allen Divisionen" geben. Ab 2023 soll die bank99 positive Ergebnisbeiträge bringen.

Post erwartet zu Weihnachten bis zu einer Million Pakete am Tag

Die Österreichische Post wird von Paketen geflutet. Bisher gab es heuer einen Anstieg um ein Drittel, im Spitzenmonat April in der ersten Lockdown-Phase sogar um etwa 70 Prozent zur Vorjahresperiode. An Spitzentagen gab es im Lockdown wie zu Weihnachten 2019 etwa 750.000 Pakete. Nun rechnet Post-Chef Georg Pölzl damit, dass heuer zu Weihnachten Tagesspitzen von einer Million Paketen erreicht werden. Die Post AG sei "auf den Paketsegen vorbereitet", verspricht Pölzl.

Im Schnitt werden heuer zu Weihnachten wohl so viel Pakete zuzustellen sein, wie im Vorjahr noch an einzelnen Spitzentagen. In Summe dürften es über das Jahr mehr als 150 Millionen Pakete werden, 2021 dann schon mehr als 160 Millionen. Vor fünf Jahren war es noch die Hälfte.

So sehr die Coronakrise den Paketversand beschleunigt hat, so sehr gingen Briefe und Werbepost zurück. Da hier die Fixkosten hoch waren, hat das in Summe bei steigendem Umsatz den Gewinn des Unternehmens geschmälert, sagte Pölzl anlässlich der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal 2020. Während der Umsatz in den ersten neun Monaten um 2,4 Prozent auf praktisch 1,5 Mrd. Euro zulegte, fiel der Gewinn (EBIT) um 37,3 Prozent auf 81,4 Mio. Euro.

Die Covid-Krise hat die Post in der Größenordnung von 50 Mio. Euro gekostet, schätzt Pölzl. Jeweils die Hälfte davon waren zusätzliche Kosten und entgangene Umsätze. Wie es weiter geht hänge von den noch zu treffenden Maßnahmen ab.

Zwischen 2025 und 2030, aber vielleicht inklusive Auslandsgeschäft sogar schon früher, erwartet Pölzl, dass Briefpost weniger als die Hälfte des Konzernumsatzes von zuletzt gut 2 Mrd. Euro jährlich ausmachen wird. Dafür sollen, abgesehen vom Paketvolumen, andere Bereiche einspringen. Etwa die seit April operative bank99. Diese bringt allerdings vorerst wegen Anfangsinvestitionen noch Verluste. In den ersten neun Monaten lag das Minus bei 37 Mio. Euro. Knapp 60.000 Kunden hat die Post bisher gewonnen, womit Pölzl sehr zufrieden ist. Mit den wohl über einer Million BAWAG P.S.K.-Kunden, die vor der Trennung bei der Post betreut wurden, und dem Service einer Vollbank könne man das nicht vergleichen. "Aber wir werden uns schon ein paar hunderttausend Kunden vom Markt holen", so Pölzl. Investiert werden in der Aufbauphase jedenfalls 30 bis 40 Mio. Euro jährlich.

Sehr positiv habe sich auch die Online-Plattform shöpping.at entwickelt. In einer Umfrage hätten sieben Prozent der Österreicher gesagt, sie wollten auf der Plattform Weihnachtseinkäufe tätigen. Das sei zwar nur ein Zehntel des Zuspruchs, den der dominante US-Konzern Amazon erfährt (60 Prozent wollen dort kaufen), aber das mache shöpping in Österreich zur klaren Nummer zwei, vor Thalia und Zalando. Pro Tag werden inzwischen über die Plattform gut 900 Pakete versandt, das sind über vier Mal so viele wie im Vorjahr. shöpping.at soll "die Trägerrakete für einige hundert Millionen Euro" Umsatz werden, wovon die Post eine Provision erhalte, so Pölzl. Das Durchbrechen der Gewinnschwelle sei "in greifbarer Nähe", ob es schon kommendes Jahr so weit sein wird könne er nicht sagen. Aber Amazon habe die ersten 20 Jahre Verlust gemacht, vergleicht Pölzl.

Freude bereiten dem Post-Chef aber auch kleinere Geschäftsfelder wie die Philatelie, auf die rund 20 Mio. Euro Umsatz entfallen. Dank Briefmarke aus Klopapier und Briefmarke mit Kryptowährungszwilling habe man es zu internationaler Aufmerksamkeit geschafft, der sonst als verstaubt verschrieene Bereich habe heuer Umsatzzuwächse gebracht und sei ein profitables Segment. Die Krypto-Briefmarke um 500 Euro habe es sogar in das Guiness-Buch der Weltrekorde als teuerste jemals ausgegebene Briefmarke geschafft und sei in wenigen Stunden ausverkauft gewesen.

In Wien sank die Post-Aktie letztlich um 0,53 Prozent auf 28,20 Euro.

APA

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Bildquelle: Österreichische Post AG,OkFoto / Shutterstock.com

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