18.02.2011 15:17:35

PORTRÄT: Spanischer Unternehmer-Legende droht zweiter Absturz

    MADRID (dpa-AFX) - José María Ruiz-Mateos stand einst im Mittelpunkt des größten Wirtschaftsskandals der jüngeren spanischen Geschichte: Der einstige Bilderbuch-Unternehmer hatte sein Firmenimperium Rumasa, die größte Privatholding in Spanien, 1983 an den Rand des Abgrunds gewirtschaftet. Um den Zusammenbruch des Kolosses zu verhindern und mehr als 60.000 Arbeitsplätze zu retten, ordnete die Regierung die Enteignung an. 28 Jahre später droht der Unternehmer-Legende ein zweiter Absturz.

 

    Die zehn wichtigsten Firmen der - von Ruiz-Mateos neuaufgebauten - Gruppe Nueva Rumasa können ihre Kredite nicht mehr bedienen, die Löhne nicht mehr pünktlich zahlen und die Sozialabgaben nicht mehr entrichten. Der 79 Jahre alte Großunternehmer beantragte die Einleitung eines Gläubigerverfahrens. Dies ist eine Vorstufe vor der Erklärung der Insolvenz. Betroffen sind Unternehmen mit insgesamt 10 000 Mitarbeitern, darunter der Milchproduzent Clesa und der Fußballverein Rayo Vallecano, der den Aufstieg in die erste Liga anstrebt.

 

    Ruiz-Mateos, ein strenggläubiger Katholik und Vater von 13 Kindern, war einst der Inbegriff des spanischen Selfmade-Man. Aus einer kleinen Weinhandlung mit sieben Angestellten hatte der Andalusier in atemberaubender Geschwindigkeit den größten spanischen Privatkonzern gemacht. Das Rumasa-Symbol der "fleißigen Biene" prangte auf Banken, Warenhäusern, Weinkellereien, Hotelketten und Bergwerken. 1980 war Ruiz-Mateos der reichste Mann in Spanien.

 

    Drei Jahre später ließ die Regierung des Sozialisten Felipe González die Holding - ein Labyrinth von über 700 Unternehmen, Beteiligungen und Briefkastenfirmen - verstaatlichen, weil das Imperium vor dem Bankrott stand. Ruiz-Mateos flüchtete nach London, denn die spanische Justiz legte ihm Betrug und Bilanzfälschung zur Last. 1984 wurde er auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen, eineinhalb Jahre später an Spanien ausgeliefert und dort nach längerer Untersuchungshaft freigelassen.

 

    Seine Enteignung empfand er als zutiefst ungerecht und strengte unzählige Prozesse an, um seine Firmen zurückzubekommen. Er verlor aber praktisch alle Verfahren. Dabei hatte Ruiz-Mateos sich eine Reihe von Possen einfallen lassen, um die Öffentlichkeit auf seinen Kampf aufmerksam zu machen. Mal erschien er zu einem Prozess als Superman verkleidet, mal verpasste er auf dem Gerichtsflur dem früheren Wirtschafts- und Finanzminister Miguel Boyer eine Ohrfeige, weil dieser nach Ansicht des Unternehmers für die Enteignung verantwortlich war.

 

    Vom Vorwurf des Betrugs und der Bilanzfälschung wurde Ruiz-Mateos 1997 überraschend freigesprochen. Daraufhin besann er sich auf seine unternehmerischen Wurzeln und baute mit Hilfe seiner Söhne eine neue Firmengruppe auf. Als vor zwei Jahren finanzielle Engpässe auftauchten, gab Ruiz-Mateos Anleihen mit erhöhtem Zinssatz aus.

 

    Die Madrider Börsenaufsicht warnte wiederholt vor dem Risiko beim Erwerb dieser Papiere. Der Unternehmer beteuerte dagegen, dass die Anlagen sicher seien: "Eher würde ich mir eine Kugel in den Kopf jagen, als dass ich das Geld nicht zurückzahlen würde."/hk/DP/alg

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