Auftrag gekündigt 29.04.2020 17:56:00

PORR hat millionenschwere Probleme mit Brücke in Deutschland - Aktie dennoch höher

PORR hat millionenschwere Probleme mit Brücke in Deutschland - Aktie dennoch höher

Der über 300 Mio. Euro schwere Auftrag in Leverkusen wurde vergangene Woche gekündigt - wegen der Qualität des Stahls aus China, wie Konzernchef Karl-Heinz Strauss Anfang der Woche in Wien bekanntgab. Doch nun will er sich neuerlich um einen Zuschlag bewerben, berichtet das deutsche "Handelsblatt".

"Wir wollen uns an der europaweiten Ausschreibung beteiligen", sagte Vorstandschef und Großaktionär Strauss zu der deutschen Wirtschafts- und Finanzzeitung. "Wir werden unser Bestes tun." Der Landesbetrieb Straßen.NRW arbeite nach dem Ende der Zusammenarbeit mit PORR an einer erneuten Ausschreibung der Rheinbrücke. Diese werde noch diese Woche für den ersten Teil der neuen Brücke rausgehen, sagte ein Sprecher von Straßen.NRW am Dienstag.

Konkret war für die Auftragskündigung nicht die Qualität des Stahls sondern dessen Verarbeitung der Auslöser. Der deutsche Landesbetrieb und Auftraggeber Straßen.NRW hatte Mängel an den chinesischen Stahlbauteilen aus China für den Neubau der für die Verkehrsinfrastruktur im Rheinland so wichtigen Brücken gerügt. Die Bauteile erfüllten "weder die deutschen Normen noch die vertraglichen Vereinbarungen". Der Vertrag mit PORR für das Großprojekt wurde daher gekündigt.

Bei der österreichischen PORR sieht man das Ganze anders: "Wir verstehen den Entzug des Auftrags nicht. Es gibt keinen Zweifel an dem chinesischen Stahl. Das hat uns der TÜV Rheinland bestätigt. Wir haben die Widerstände nicht verstanden", sagte der Konzernchef zu der deutschen Zeitung. "Von Anfang an war Straßen.NRW überfordert."

Er habe so eine Entscheidung noch nie erlebt, sagte Strauss, der das börsennotierte Unternehmen seit zehn Jahren führt. Es stünden zudem noch Zahlungen aus. "Wir arbeiten derzeit an unseren Forderungen gegenüber Straßen.NRW", räumte der CEO gegenüber dem "Handelsblatt" ein. Nach seinen Angaben sind bereits 100 Millionen der insgesamt 360 Mio. Euro geflossen. Beim Landesbetrieb Straßen.NRW hieß es auf Anfrage am Dienstag ebenfalls: "Das Unternehmen PORR hat bislang rund ein Viertel der Vertragssumme für die bislang geleistete Arbeit bekommen."

"Alle Leistungen bisher wurden bezahlt", hatte Strauss auch bei der Präsentation der Bilanz für 2019 am Montag erklärt. Die PORR steht aber auf dem Standpunkt, dass sie komplett ohne finanzielle Verluste in Leverkusen herauskommt. "Wir fassen diese Kündigung als frei Kündigung auf, das heißt wir bekommen alles vom Bauherrn abgegolten", sagte Strauss. 70 bis 80 Mio. Euro des Auftragsvolumen seien bereits abgearbeitet, hatte es zu Beginn dieser Woche bei der coronavirusbedingten Online-Bilanzpressekonferenz in Wien geheißen.

"Wir haben bei diesem Projekt von Anfang an gekämpft", hatte der PORR-Chef berichtet. So sei bereits das Baufeld um 18 Monate zu spät übergeben worden. "Wir haben nun schon einen Verzug aufgerissen bei dem Projekt- schuld ist die NRW", so sein Standpunkt. In den nächsten vier bis fünf Jahren seien 40 bis 50 Mio. Euro Leistung mit dem Projekt geplant gewesen.

Die PORR AG beschäftigt fast 20.000 Mitarbeitern und erzielte laut Unternehmensangaben 2019 einen Umsatz von 4,8 Mrd. Euro - davon 1,6 Mrd. Euro in Deutschland. In der Bundesrepublik beschäftigt das Familienunternehmen mehr als 3.000 Mitarbeiter.

Der Konzerngewinn brach im abgelaufenen Geschäftsjahr um 58 Prozent auf 27,8 Mio. Euro ein - hauptsächlich wegen eines Projektes in Norwegen und des Preisdrucks in Polen. Die konzernweite Produktionsleistung entwickelte sich mit rund 5,6 Mrd. Euro stabil.

In Wien ließen Anleger nicht verunsichern: Die PORR-Aktie gewann im Handel zwischenzeitlich 5,52 Prozent auf 15,30 Euro.

(Schluss) kre

APA

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Bildquelle: PORR

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