Gewinneinbruch bestätigt |
30.08.2017 14:53:00
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PORR-Chef sieht den Baukonzern auf Kurs
Belastet wurden die Ergebnisse durch Anlaufkosten der weiteren Expansion mit Akquisitionen, zudem führten die politischen Turbulenzen in Katar zu erhöhten Kosten, da sich wegen der Wirtschaftsembargo-Maßnahmen benachbarter arabischer Staaten die Logistik- und Beschaffungsprozesse für PORR in Katar komplexer und damit auch teurer darstellen. Es würden aber alle Projekte in Katar plangemäß laufen, betont der Baukonzern.
Der Vorstand erwartet, dass im Gesamtjahr 2017 das Ergebnis bei unveränderten Rahmenbedingungen - trotz stark wachsender Produktionsleistung - leicht unter 2016 liegen wird, das ein Rekordjahr gewesen ist.
Positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr hingegen die Produktionsleistung, die um 21 Prozent auf 2,02 Mrd. Euro stieg. Auch der Auftragsbestand habe sich per Ende Juni gegenüber dem Vorjahresstichtag von 5,48 auf 5,70 Mrd. Euro ausgeweitet und einen "historischen Höchststand" erreicht. Der Auftragseingang legte den Angaben zufolge um 14 Prozent auf 2,91 Mrd. Euro zu.
Der Zuwachs der Leistung lag laut PORR zum einen in den Übernahmen - der deutschen Bauunternehmen Franki und Oevermann - im Berichtszeitraum begründet, zum anderen im organischen Wachstum vor allem in den Heimmärkten Deutschland, Polen, Schweiz, aber auch Österreich und Katar, heißt es.
Im Durchschnitt beschäftigte der PORR-Konzern im ersten Halbjahr 16.589 Mitarbeiter - ein Anstieg um 2.116 Personen oder 14,6 Prozent. Mehr als 568 Mitarbeiter oder rund 27 Prozent der Veränderungen seien dabei auf die Firmenzukäufe in Deutschland zurückzuführen. Zudem habe man in Katar aufgestockt, auch in Polen.
Kritik an Entsende-Debatte
PORR-Chef Karl-Heinz Strauss sieht seinen Baukonzern auf Kurs - trotz der momentan ergebnismindernden Effekte der Zukäufe sowie der Verteuerungen bei Katar-Projekten durch das dortige arabische Embargo. Gegen Scheinfirmen sowie Lohn- und Sozialdumping müsse man vorgehen, so Strauss zur APA, Pläne einer Verschärfung der EU-Entsenderichtlinie halte er aber "für die Schnapsidee des Jahres".
Mit einer Halbierung der Entsendemöglichkeit von zwei Jahren auf eines wären "zwei Grundfreiheiten in Gefahr", nämlich die Freizügigkeit der Arbeitnehmer und die Freiheit der Dienstleistungserbringung, warnte Strauss zum jüngsten Treffen von Kanzler Christian Kern und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Salzburg, bei dem sich diese mit den Regierungschefs von Tschechien und Slowakei für den EU-Gipfel im Oktober auf eine derartige gemeinsame Position verständigt hatten.
Eine Politik der Abschottung könne niemand wollen, so Strauss - Firmen, die das wollten, müssten mit einer umso brutaleren inländischen Konkurrenz rechnen. Die ohnedies nicht sehr mobilen Arbeitsmärkte drohten durch solche Beschränkungen noch immobiler zu werden, warnt er. Zudem werde bei der Anzahl der nach Österreich entsendeten Mitarbeiter übertrieben: In Bauindustrie und Baugewerbe gehe es im Jahr nur um rund 2.800 Vollzeitäquivalente, habe PORR gemeinsam mit der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) erhoben, und nicht um behauptete 60.000 bis 80.000. Höhere Zahlen kämen durch Mehrfachzählungen zustande, weil jeder Baustelleneinsatz einzeln gerechnet werde. "Hier wird mit Ängsten jongliert", so Strauss, der andererseits für eine EU-weite Einsatztruppe plädiert, die Unterentlohnungen in den Herkunftsländern unterbindet.
Den von ihm geleiteten PORR-Baukonzern mit zuletzt fast 16.600 Mitarbeitern sieht Strauss auch mit den jüngsten kostentreibenden Deutschland-Akquisitionen und Katar-Logistikprobleme durch das Wirtschaftsembargo benachbarter arabischer Staaten weiter auf Kurs. Der Anstieg der Produktionsleistung um 21 Prozent auf 2,02 Mrd. Euro bis Juni sei etwa je zur Hälfte durch organisches Wachstum und durch M&A erfolgt, in Österreich habe man auch als Marktführer um 4 Prozent zugelegt.
In Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt für PORR, verfolge man seit drei Jahren das Ziel, flächendeckend vertreten zu sein. Deshalb verstärke man dort die Position im Verkehrswege- und Spezialtiefbau im Hinblick auf die großen Infrastrukturprojekte, die im Nachbarland anstünden. Davon werde der Tiefbau in Deutschland jedenfalls noch die nächsten zehn Jahre profitieren.
In Katar würden trotz der politischen Spannungen alle Projekte der PORR "im grünen Bereich" laufen, betont Strauss. Man müsse nur für bestimmte Materialien neue logistische Wege einschlagen. Weil etwa eine Bearbeitung in Dubai (VAE) derzeit nicht möglich sei, liefere der italienische Produzent Stahlerzeugnisse direkt nach Katar. Die Mehrbelastung bei den Kosten, die sich jetzt im abgelaufenen zweiten Quartal niedergeschlagen habe und auch für die nächsten Monate zu erwarten sei, betrage zwar "ein paar Prozentpunkte", werde aber vertraglich von den Auftraggebern getragen werden - wenn auch erst im Jahr 2018 bei der Abrechnung. Katar zahle pünktlich, "und wir stehen ausdrücklich zu Katar", betont Strauss. In Katar ist PORR beim U-Bahn-Bau engagiert sowie als Systemlieferant bei Festen Fahrbahnen (Slab Tracks), außerdem baut man am Al-Wakrah-Stadion in Doha mit. Bis 2019 sei PORR in Katar ausgelastet, man erhoffe sich auch Folgeaufträge. Dennoch habe man von Anfang an festgelegt, das Exposure dort mit maximal einem Zehntel des Konzernvolumens zu deckeln, faktisch liege man nur bei etwa der Hälfte dessen.
Der Iran wird von PORR laut Strauss "aufmerksam beobachtet". Falls das Land reif für einen Einstieg scheine, etwa beim Tunnel- oder Bahnbau, dann "würden wir das tun", sagt der Vorstandschef. Momentan sei es dafür aber "noch etwas zu früh".
(APA) sp/gru
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