Vor Insolvenzverfahren 27.11.2024 15:05:00

Pierer-Aktie bricht ein: KTM AG zahlt Dezember-Gehälter kommende Woche aus - SPÖ in Sorge um Beschäftigte, NEOS fordern Reformen

Pierer-Aktie bricht ein: KTM AG zahlt Dezember-Gehälter kommende Woche aus - SPÖ in Sorge um Beschäftigte, NEOS fordern Reformen

Man wolle damit "Härtefälle vor Weihnachten abfedern" sagte er am Mittwoch gegenüber der APA. Der Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung soll am Freitag eingebracht werden. Damit sei man ab Montag rechtlich wieder in der Lage, Auszahlungen zu tätigen.

Laut AK OÖ kann die Pierer-Mobility-Tochter die Löhne und Gehälter für November sowie die Weihnachtsgelder nicht mehr bezahlen. Das übernehme der Insolvenzentgeltfonds, wenn die Ansprüche anerkannt werden. Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei es rechtlich nicht möglich, dass KTM selbst diese Gelder auszahlt, so der Unternehmenssprecher.

Werden die drei Gesellschaften der KTM-Unternehmensgruppe insolvent, seien davon 3.400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen, sagte Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl. Er warnte die Beschäftigten vor voreiligen Eigeninitiativen: "Jetzt keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen."

Ab März Ein-Schicht-Betrieb

Ab Jänner werden die Löhne und Gehälter ganz normal ausbezahlt, so der KTM-Sprecher. Allerdings wurde am Dienstag ein Produktionsstopp für das neue Jahr angekündigt, was eine Arbeitszeitreduktion auf 30 Stunden bedeute und ab März werde von Zwei- auf Ein-Schicht-Betrieb heruntergefahren. Zudem werden - wie bereits angekündigt - bis zu 300 Stellen abgebaut.

Der Finanzierungsbedarf der KTM AG belaufe sich aktuell "auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag", teilte die Pierer Mobility am Dienstag mit. Das KTM-AG-Management gehe "nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen". Daher werde der Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH eingereicht. Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, etwa die Vertriebsgesellschaften, sind laut KTM AG nicht betroffen. Bereits am Montag hatte die mittelbar an der KTM AG beteiligte Pierer Industrie AG von Stefan Pierer ein Restrukturierungsverfahren eingeleitet.

KTM AG - SPÖ in Sorge um Beschäftigte, NEOS fordern Reformen

Angesichts der KTM-Insolvenz stellte sich die SPÖ Oberösterreich hinter die Beschäftigten und forderte, den Schaden für diese so gering wie möglich zu halten. NEOS forderte Reformen und Bürokratieabbau, die FPÖ sah in der Bundesregierung die Schuldige für die Pleite und will eine Trendwende in der Wirtschaftspolitik.

"KTM ist ein wichtiger Leitbetrieb Oberösterreichs. Wir vertrauen darauf, dass Stefan Pierer und sein Team eine erfolgreiche Sanierung zustande bringen. Zwischen AMS, Sozialpartnern und dem Land Oberösterreich gibt es eine enge Abstimmung, damit alle Schritte zur Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemacht werden", betont Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP).

SPÖ-OÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler forderte KTM-Chef Stefan Pierer dazu auf, klarzustellen, wie er trotz der aktuellen Insolvenz die Beschäftigten von KTM schützen will. Sollte nach der Millionen-Haftung des Landes 2009 auch jetzt wieder öffentliches Geld notwendig werden, um das Unternehmen zu retten, müsse besser eine staatliche Beteiligung des Landes oder des Bundes in Erwägung gezogen werden. "Denn es kann nicht sein, dass Herr Pierer von staatlicher Unterstützung profitiert, wenn die Geschäfte schlecht laufen, aber sich in guten Zeiten als Privatunternehmer präsentiert, der die Gewinne alleine einstreicht", kritisiert der SPÖ-Landesgeschäftsführer.

NEOS: Reformstau als Gefahr für Wirtschaftsstandort

"Wenn selbst ein weltweit renommiertes Unternehmen wie KTM, das für Innovations- und Exportkraft steht, in derart massive Schwierigkeiten gerät, ist das ein Alarmsignal für die gesamte österreichische Wirtschaft", betonte NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer. "Der Reformstau in Österreich wird zunehmend zur Gefahr für unseren Wirtschaftsstandort." Es brauche jetzt mutige Reformen und entschlossenen Bürokratieabbau, um endlich den Turbo zu zünden. NEOS-Abgeordneter Markus Hofer sieht "eine deutliche und nachhaltige Senkung der Lohnnebenkosten" als "unerlässlich, um den Wirtschaftsstandort Österreich wieder zukunftssicher und konkurrenzfähig zu machen".

Die FPÖ sieht die Bundesregierung als Schuldige in der KTM-Pleite. "Die Nehammer-ÖVP hat es geschafft den Standort herunterzuwirtschaften und ein Budgetdesaster zu hinterlassen. Es folgen nun Rezession, Arbeitslosigkeit und der massive Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Was soll noch kommen, bevor man in die Realität zurückkehrt?", polterte Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. "Es muss eine Trendwende in der Wirtschaftspolitik geben und nicht nach der Öko-Kommunistin Gewessler den Marxisten Babler als Entscheidungsträger in der Bundesregierung," forderte der Wirtschaftssprecher der FPÖ Niederösterreich, Michael Sommer.

Die Pierer Mobility-Aktie bricht in Wien zeitweise 9,28 Prozent auf 8,80 Euro ein.

inn/tpo/pro

APA

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Bildquelle: ricochet64 / Shutterstock.com

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