29.12.2022 20:36:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Klage mit Ansage / Kommentar zur Gewinnabschöpfung in ...
Klage mit Ansage / Kommentar zur Gewinnabschöpfung in der EU von
Andreas Heitker.
Frankfurt/M. (ots) - ExxonMobil klagt gegen die von der EU beschlossene
Gewinnabschöpfung bei Stromversorgern - genauer: gegen den damit einhergehenden
Solidaritätsbeitrag, den Unternehmen aus der Öl-, Gas- und Kohleindustrie in der
aktuellen Energiekrise bezahlen sollen. Es ist die erste Klage gegen die
koordinierten Notfallmaßnahmen auf den Strommärkten, auf die sich die EU-Staaten
Ende September verständigt hatten. Sie kommt wenig überraschend und dürfte nur
der Auftakt zu weiteren juristischen Auseinandersetzungen sein.
Denn zum einen geht es bei der zeitlich befristeten Übergewinnsteuer um ein
neues Instrument in der EU, das auch noch über eine Notfallgesetzgebung (ohne
Beteiligung des Europaparlaments) beschlossen wurde. Zum anderen geht es um viel
Geld. 25 Mrd. Euro wollen die EU-Länder so bei den großen Krisengewinnern
abschöpfen und umverteilen. Die US-amerikanische ExxonMobil hatte für sich
Belastungen von mindestens 2 Mrd. Euro prognostiziert. Die Konzernführung ist es
ihren Aktionären schuldig, gegen diesen erzwungenen Solidaritätsbeitrag erst
einmal juristisch zu Felde zu ziehen.
Kurzfristig aufhalten kann das Unternehmen die in der EU beschlossenen
Gewinnabschöpfungen nicht. Und ob die Richter in Luxemburg den Argumenten des
Energieriesen in der Verhandlung folgen, ist auch noch überaus fraglich. Exxon
spricht ja lediglich von kontraproduktiven Maßnahmen, die unter anderem das
Investorenvertrauen untergraben und eigene Investitionen unattraktiver machen.
Aber so sicher sollte sich da niemand sein. Die EU-Kommission, die die
fraglichen Beschlüsse am Donnerstag noch einmal als rechtmäßig beurteilt hat,
hat in der jüngeren Vergangenheit schon so einige bittere Niederlagen vor dem
Europäischen Gerichtshof (EuGH) einstecken müssen.
Sollten die Richter auch die beschlossenen Gewinnabschöpfungen wieder
einkassieren, wäre das für die EU ein bitterer Rückschlag. Denn in dem
monatelangen Ringen, etwas gegen die exorbitant hohen Energiepreise zu
unternehmen und die Folgen dieser Kostenexplosion für Unternehmen und private
Haushalte irgendwie abzufedern, gehörte die Gewinnabschöpfung sicherlich zu den
effizientesten Beschlüssen - zusammen mit den Einsparvorgaben, der
Diversifizierung der Energielieferungen und dem beschleunigten Ausbau der
erneuerbaren Energien. Allein in Deutschland soll die Abschöpfung bei den
Versorgern ja ganz konkret 1 Mrd. Euro bis 3 Mrd. Euro bringen, die zur
Finanzierung der Strompreisbremse für Verbraucher beitragen sollen.
Betrachtet man das monatelange Gewürge auf EU-Ebene, auch auf dem Gasmarkt ein
koordiniertes Paket gegen die hohen Preise zu schnüren, zeigt dies ebenfalls
noch einmal, dass die zeitlich befristeten Notfallregeln auf dem Strommarkt ein
Erfolg waren. Zwar haben sich die Energieminister der EU in der
Vorweihnachtswoche nach langem Streit auch beim Gas geeinigt. Doch die für
Energieverbraucher vielleicht schön klingenden Bling-Bling-Wörter wie
Gaspreisdeckel, gemeinsamer Einkauf oder neue Preis-Benchmark versprechen viel,
bringen aber wenig. Hier waren die Interessen der EU-Länder im Gegensatz zur
Übergewinnsteuer viel zu unterschiedlich.
(Börsen-Zeitung, 30.12.2022)
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ung.de/kompakt/klage-mit-ansage-b405052e-86d4-11ed-a311-f90ecc32c8e4
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