08.06.2022 19:41:38
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Habeck lässt die Muskeln spielen, Kommentar zur Windkraft von Stefan
Paravicini
Frankfurt (ots) - "Mir geht es nicht um eine abstrakte Rechtsnorm, sondern um
die Windkraftanlagen", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im
Januar bei einem Besuch in München, bei dem es im Gespräch mit dem bayerischen
Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) um die sogenannte 10H-Regel ging. Sie
sieht vor, dass Windräder in Bayern einen Mindestabstand von Wohngebäuden
einhalten müssen, der dem Zehnfachen ihrer Höhe entspricht. Bei modernen Anlagen
bedeutet das einen Mindestabstand von bis zu 2 000 Metern. Kein Wunder, dass der
Ausbau der Windkraft in Bayern fast zum Erliegen gekommen ist.
Wenn es möglich sei, den Ausbau trotz 10H-Regel wieder in Gang zu bringen, solle
es ihm recht sein, sagte der Wirtschaftsminister im Januar, und Söder sicherte
bei der Gelegenheit zu, Pläne für den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren
Energien in Bayern vorzulegen. Doch Habeck scheinen diese Pläne nicht überzeugt
zu haben. Jetzt lässt er für die Windkraft die Muskeln spielen: Mit dem
Gesetzespaket, das sein Haus gemeinsam mit dem Bauministerium am Mittwoch in die
Abstimmung mit den anderen Ressorts geschickt hat, will die Bundesregierung die
Abstandsregeln der Länder zwar nicht abschaffen, aber aushebeln.
Werden die neuen Vorgaben bei den für Windkraft ausgeschriebenen Flächen in den
Ländern nicht erreicht, sollen die Abstandsregeln hinfällig werden. Schon im
nächsten Sommer könnten entsprechende Regeln in Vorrang-Gebieten für die
Windkraft fallen. Bis 2032 sollen nach den Plänen der Bundesregierung 2 % der
Bundesfläche für Windkraftanlagen verfügbar sein, um die Ausbauziele und die
Klimaziele zu erreichen. Derzeit sind 0,8 % für Windkraft ausgewiesen und 0,5 %
genutzt.
Nicht nur in Bayern ist der Widerstand gegen den Ausbau groß, wie der Streit im
thüringischen Landtag über einen Antrag der CDU zeigt, die eine 1
000-Meter-Abstandsregel fordert. Doch wenn die Energiewende gelingen soll, ist
der Ausbau der Windenergie auch an Land unerlässlich. Bis 2030 soll die
installierte Leistung hier mehr als verdoppelt werden. In der jüngsten
Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur wurde die ausgeschriebene Leistung
dagegen verfehlt, weil es an genehmigten Projekten mangelt - eines der größten
Hemmnisse. Habeck tritt dem nun entschieden entgegen und muss mit Gegenwind aus
den Ländern rechnen. Das Gesetz ist allerdings so formuliert, dass ihre
Zustimmung im Bundesrat nicht erforderlich ist.
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