21.12.2022 20:00:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Brüssel lässt Milde walten, Kommentar zu Uniper von ...
Brüssel lässt Milde walten, Kommentar zu Uniper von Annette Becker
Frankfurt (ots) - Es hätte schlimmer kommen können. Das ist die entscheidende
Erkenntnis aus den Auflagen, welche die EU-Kommission Deutschlands größtem
Gasimporteur Uniper aufbrummt. Für die beispiellose Beihilfe in einer
Größenordnung von 33 Mrd. Euro - respektive 34,5 Mrd. Euro, wie es im Statement
der EU-Kommission heißt - bleiben weite Teile des Erzeugungsgeschäfts von Uniper
unangetastet. Zwar muss sich der Versorger von seinem erst 2020 ans Netz
gebrachten Steinkohlekraftwerk Datteln 4 und dem Gaskraftwerk in Ungarn trennen
und sich auch aus dem Geschäft mit Fernwärme in Deutschland verabschieden. In
Summe wird die Stromerzeugungskapazität des Konzerns jedoch nur um gut 6 Prozent
geschmälert.
Der Anteil am Ergebnis, der wegfällt, dürfte zwar höher ausfallen - allein das
Kraftwerk in Datteln steht nach früheren Angaben für einen operativen
Ergebnisbeitrag von um die 100 Mill. Euro und damit für etwa ein Fünftel des
Ergebnisses aus der europäischen Erzeugung -, Geld verdienen lässt sich aber
weiterhin. Die übrigen Verkaufsauflagen sind kaum der Rede wert, handelt es sich
doch vornehmlich um Randaktivitäten. Das ist insofern eine gute Nachricht, als
zu befürchten war, dass Brüssel den Rückzug von Uniper aus wichtigen Märkten wie
Schweden oder den Niederlanden erzwingt.
Happiger wird es beim Blick auf die Handelsaktivitäten, die bis 2021 das Gros
der Erträge abwarfen. Nicht nur, weil dort ein großer Brocken durch das verloren
gegangene Russlandgeschäft dauerhaft wegfällt, sondern auch, weil Uniper die
Marktposition im Vertrieb nicht ausbauen darf. Sicher, es war das
Handelsgeschäft, das Uniper letztlich in die existenzielle Krise stürzte. Doch
war der Spin-off von Eon seit jeher mehr Energiehändler als -erzeuger. Zwar
dürfen neue Lieferverträge abgeschlossen werden, solange dadurch der Marktanteil
nicht ausgebaut wird. Wo das Geld für die Beschaffung herkommen soll, steht
jedoch auf einem anderen Blatt. Denn mit dem Geld des Steuerzahlers darf Uniper
nur Gas beschaffen, um bestehende Lieferverträge zu erfüllen. Bitter ist auch,
dass Uniper ihre Gasspeicher für Wettbewerber öffnen muss. Dabei geht es
durchaus um nennenswerte Kapazitäten, gehört dem Gasimporteur doch ein Viertel
der deutschen Gasspeicherkapazität.
Die außergewöhnliche Milde der EU-Wettbewerbshüter, die in den Auflagen zum
Ausdruck kommt, trägt vor allem der mit dem russischen Angriffskrieg ausgelösten
Energiekrise Rechnung. Ein Zusammenbruch des deutschen Gasmarktes, den eine
Insolvenz von Uniper nach sich gezogen hätte, hätte für Europa unkalkulierbare
Folgen gehabt.
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