27.12.2017 20:50:40
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Börsen-Zeitung: O du fröhliche, Kommentar zur US-Steuerreform von
Sebastian Schmid
Frankfurt (ots) - Bis zu den Weihnachtsfeiertagen haben es Daimler
und BMW mit dem Geschenkeauspacken nicht mehr ausgehalten. Sie
präsentierten ihren Investoren schon am Abend des letzten Arbeitstags
vor dem großen Fest die milliardenschweren Sondereffekte, die ihnen
die US-Steuerreform bescheren soll. Die Investoren sollten indes
nicht gleich "O du fröhliche" anstimmen, auch wenn noch andere Firmen
mit teils ähnlichen Einschätzungen nachkamen. Die Auswirkungen auf
die Cash-flows müssen indes erst noch berechnet werden. Und diese
sind es letztlich, die für langfristige Finanzstärke der Firmen eine
höhere Bedeutung haben werden als nicht cashwirksame Einmalerträge.
Hinzu kommt, dass sich bereits US-Steuerexperten zu Wort gemeldet
haben, die unter dem Strich sogar negative Effekte für das Gros der
internationalen Konzerne befürchten.
Am Beispiel der Autokonzerne lässt sich zeigen, dass die finalen
Auswirkungen der Trump'schen Neuordnung der amerikanischen
Steuergesetze nicht einmal im Ansatz erfasst wurden. So macht der
einmalige positive Effekt aus der Auflösung latenter Steuern einen
deutlich höheren Betrag aus als die jährlich anzunehmende
Steuerreduktion, die darauf folgen soll. Zudem drohen der
Automobilindustrie angesichts der anhaltend harten Haltung der
US-Regierung in der Neuverhandlung des Freihandelsabkommens Nafta
womöglich bald schon Importzölle für Autoimporte aus Kanada und
Mexiko.
Der südliche Nachbarstaat hat sich längst zum wesentlichen
Produktionsstandort der Branche für den US-Markt gemausert - nicht
nur für ausländische Autobauer. Auch die Drohungen des US-Präsidenten
haben daran nichts geändert. US-Autobauer haben ihre Investitionen in
Mexiko 2017 sogar hochgefahren. Anfang Dezember hat Ford angekündigt,
ihre Elektrofahrzeuge nun doch in Mexiko bauen zu lassen. Kurz nach
Trumps Amtsantritt war die E-Auto-Produktion noch
öffentlichkeitswirksam von Mexiko nach Michigan verschoben worden.
Das Ergebnis der Nafta-Verhandlungen ist noch offen. Die Forderungen
der US-Regierung in den ersten Gesprächsrunden bewegten sich wohl auf
inakzeptablem Terrain, wie aus Verhandlungskreisen verlautete. Es ist
zu befürchten, dass den Konzernen hier weiteres Ungemach droht. Mit
der Senkung der Steuerquote hat Trump auch einigen deutschen
Unternehmen ein vorweihnachtliches Geschenk unterbreitet. Dieses
kommt aber mit einem dicken Disclaimer. Am Ende könnte es sogar mehr
kosten, als es einbringt.
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