08.02.2017 20:55:40

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Börsen-Zeitung: Dollarzeichen in den Augen, Kommentar zu

Cyberversicherungen von Antje Kullrich

Frankfurt (ots) - Werden Cyberversicherungen ein Massenmarkt? In

der Assekuranz wie auch bei Beratern herrscht zunehmend

Goldgräberstimmung. Es zeichnet sich ab, dass der Markt in naher

Zukunft so richtig in Schwung kommt. Die spektakulären Hackerangriffe

auf prominente Großkonzerne in der jüngsten Zeit sind so etwas wie

kostenlose Produktwerbung für die Versicherer.

In Industrie und Mittelstand dürfte Cyberschutz bald zu einer

gängigen Deckung werden und die Palette von Standard-Versicherungen

für Unternehmen erweitern. International agierende Versicherer sind

in dem Markt aktiv, basteln individualisierte Lösungen und haben

angesichts eines US-Cyber-Marktes, der dem in Europa um Jahre voraus

ist, schon einiges an Erfahrung gesammelt.

Doch was ist mit Privatkunden? Nur mit Marktdurchdringung hier

winkt tatsächlich das große Geschäft. Dieses ist für Versicherer

zugleich hochattraktiv und gefährlich. Wer es richtig anpackt, kann

als kompetenter Schutzengel im Alltag das leicht ramponierte Image

der Branche aufpeppen: Aktuelle Warnungen vor den neuesten Trojanern

und anderen Hackertricks gepaart mit schneller Hilfe im Schadenfall,

wenn die eigenen Daten plötzlich gesperrt sind oder die Software

verrückt spielt. Cyberversicherungen bieten die Chance auf häufigen

Kundenkontakt, ein lang gehegter Wunsch der Branche.

Doch das Geschäft dürfte gleichzeitig äußerst schwierig sein: In

keinem anderen Versicherungszweig ist die Datenlage so dünn, ist die

Schadenhistorie so kurz und das Veränderungstempo so hoch. Technisch

wird die Welt in ein paar Jahren schon wieder ganz anders aussehen,

wenn internetfähige Haushaltsgeräte, Autos und sonstige

Alltagsgegenstände sich durchgesetzt haben. Die

Versicherungsmathematiker stellt das vor erhebliche Probleme in der

Kalkulation von möglichen Schäden und auskömmlichen

Versicherungspreisen.

Wer Cyberversicherungen anbieten will, auf einen Milliardenmarkt

hofft und auf Dauer eine relevante Rolle darin spielen will, muss

spätestens jetzt kräftig anfangen zu investieren. Im

Privatkundengeschäft tummeln sich in der Schadenversicherung in

Deutschland haufenweise kleinere Adressen, denen das neben anderen

Digitalisierungsanforderungen nicht leicht fallen dürfte. Die

Attraktivität des Geschäfts in Sachen Kundenkontakt könnte jedoch

manchen dazu verleiten, auch mit halbgaren Produkten auf den Markt zu

kommen - und dann mit ausufernden Schadenquoten auf die Nase zu

fallen.

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