08.12.2016 20:50:41

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: And the winner is..., Kommentar zur EZB ...

Börsen-Zeitung: And the winner is..., Kommentar zur EZB von Mark

Schrörs

Frankfurt (ots) - Die Entscheidung von EZB-Präsident Mario Draghi

& Co. zur Zukunft des Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing, QE)

bietet im Grunde für jeden etwas: Die QE-Kritiker, auch im Rat,

bekommen eine Reduzierung des monatlichen Kaufvolumens - von aktuell

80 auf 60 Mrd. Euro ab April 2017. Die Befürworter dagegen erhalten

das Versprechen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) länger als

bisher gedacht im Markt aktiv bleibt - schließlich wird QE für neun

statt nur, wie gemeinhin erwartet, für sechs Monate verlängert. Summa

summarum aber erscheinen die "Tauben", also die Befürworter einer

laxen Geldpolitik, als Gewinner der "Richtungsentscheidung" (Draghi)

über QE. Die Feierlaune der Anleger passt dazu.

Die Rückkehr auf das ursprüngliche QE-Niveau von 60 Mrd. Euro ist

sicher zu begrüßen und kann ein Signal an die Märkte sein, dass

selbst die ultralockere Geldpolitik der EZB nicht nur eine Richtung

kennt. Die große Gefahr aber ist, dass diese Botschaft total

untergeht - und vielleicht soll sie das sogar: Denn Draghi wies

zugleich jede Frage zu einem Tapering, also einem schrittweisen

Zurückführen von QE auf null, scharf zurück - und schob damit die

Debatte über den Ausstieg auf die lange Bank. So will er diese

Diskussion womöglich auch auf die Zeit nach den Wahlen in Frankreich,

Deutschland und vielleicht Italien vertagen. Das aber ist falsch -

und gefährlich.

Denn tatsächlich wäre die Zeit längst reif, den Ausstieg anzugehen

oder den Tag des Exits - quasi den E-Day - zumindest vorzubereiten:

Die Euro-Wirtschaft wächst mit oder gar oberhalb ihres Potenzials,

und die Inflation zieht an - womit sich frühere Deflationssorgen

endgültig als überzogen entpuppen. Eine Geldpolitik, die sogar noch

expansiver ist als auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise, erscheint

zunehmend deplatziert. Zudem nehmen die Risiken zu, allen voran für

die Finanzstabilität. Die EZB läuft zunehmend Gefahr, selbst die

Grundlage für die nächste Finanzkrise zu legen.

Natürlich ist die politische Unsicherheit aktuell gewaltig:

Brexit, US-Wahl, Italien. Aber zu glauben, die EZB könne mit Hilfe

der Notenpresse den um sich greifenden Populismus bekämpfen oder die

Ursachen von Banken- und Staatsschuldenkrisen beseitigen, ist so

irrig wie gefährlich. Und natürlich gibt es auch die Sorge vor einem

Schock an den Anleihemärkten, wie beim "Taper Tantrum" in den USA

2013. Aber den Ausstieg auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu vertagen

macht das nicht besser. Im Gegenteil: Wenn die EZB zu lange wartet

und ihren Kurs am Ende hektisch korrigieren muss, wird der Knall nur

umso lauter.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!