03.10.2016 22:37:37

Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Pöbel und bessere Politik

Gera (ots) - Seit Jahren trotten in Dresden, meiner Heimatstadt, Leute montags durch die Straßen und brüllen dabei die kühnlichsten Gedanken: Was kann der Löwe mir, bin ich sein Untertan. Es könnt ja sein, dass ich ihn selbst verschlinge... Oder so ähnlich. Es ist also keine Überraschung, wenn sie auch am Tag der deutschen Einheit der Welt unbedingt beweisen mussten, dass in einer Halbmillionenstadt auch einige Tausend Deppen wohnen können. Demokratie kann das aushalten. Demokratie muss das aushalten. Die Schreihälse von Pegida und "Festung Europa" indes haben keine Zukunft; vielleicht sind sie deshalb so frustriert. Jeder weiß doch: Bundeskanzlerin Angela Merkel darf hierzulande kritisiert werden, öffentlich und auch scharf. Sie hat im zurückliegenden Jahr vieles falsch gemacht und deswegen gilt sie bei einigen nicht mehr als die "gute Mutti". Allerdings: wer Spitzenpolitiker als "Volksverräter" bepöbelt, zeigt schon durch die Wortwahl eine bedenkliche Nähe zu brauner Vergangenheit. Und er will auch nicht diskutieren, sondern nur Wut rauslassen, Hass versprühen, Randale machen und herummotzen. Im Reich Putins, das einige Pegida-Anhänger so anhimmeln, wären sie wohl längst im Lager; von jenen Zeiten, als nur wenige Kilometer vom Theaterplatz entfernt die Staatssicherheit über Dresden trohnte, ganz zu schweigen. Pegida mit seinem vorbestraften Führer, die kleinen Vorstadt-Nazis aus überschatteten Dresdner Vor-Städten sind keine Alternative für Deutschland. Sie haben nichts zu bieten, was auch nur ansatzweise die Probleme Deutschlands, Europas und der Welt lösen könnte. Wenn die vergleichsweise wenigen Krakeeler einen Rest von Erinnerungsvermögen hätten, wie gerade Dresden noch vor 26 Jahren ausgesehen hat, dann wüssten sie, welch' enormer Weg zurückgelegt wurde. Es bleibt gewiss noch vieles zu tun, aber längst nicht nur im Osten. Viel wichtiger als die ritualisierten Ost-West-Vergleiche sind Anstrengungen aller für eine sozial gerechte Politik abseits von Gleichmacherei.

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