Aufspaltung 29.04.2015 12:08:46

Osram leitet Abschied vom Massengeschäft ein

Das Lampengeschäft mit Allgemeinbeleuchtung, das etwa Halogen- und Energiesparlampen sowie Leuchtstoffröhren und LED-Leuchten umfasst und etwa 40 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, soll in eine rechtlich selbstständige Einheit überführt werden. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, den zukünftig unter dem Namen "Lamps" geführten Bereich zu verkaufen, in eine Kooperation oder ein Joint Venture zu überführen oder gar an die Börse zu bringen.

"So weit sind wir aber noch nicht", sagte Konzernchef Olaf Berlien in einer Telefonkonferenz. Zunächst einmal gehe es um den "Carve-Out", also die rechtliche und technische Trennung vom übrigen Geschäft. Diese kann nun starten, nachdem der Aufsichtsrat das Grobkonzept des Vorstands abgesegnet und einen Prüfauftrag erteilt hat - "einstimmig", wie Berlien betont. Der Manager rechnet damit, dass diese Trennung des Bereichs, der 12.500 der rund 34.000 Osram-Mitarbeiter beschäftigt und rund 2 Milliarden Euro Umsatz macht, zwölf Monate in Anspruch nehmen wird. Allein die Separierung der IT sei ein "hochkomplexer" Prozess.

Berlien, der erst seit Januar im Amt ist, drückt der ehemaligen Siemens-Tochter damit seinen Stempel auf. Er will mit seinem strategischen Umbau ein Osram schaffen, das sich in seinem Kern auf Märkte konzentriert, die kundenspezifische Angebote erfordern und stark von Innovationen geprägt sind. Dazu zählt der Konzern etwa optische Halbleiter, Auto- und Spezialbeleuchtung.

Es ist eine Abkehr vom Massenmarkt, in dem es auf gute Qualität und Kosteneffizienz ankommt, wie der Vorstand erläuterte, und nicht auf Technologieführerschaft und Innovation. Berlien trägt mit dem Einschnitt dem rapiden Wandel im Beleuchtungsmarkt Rechnung, den viele in der Branche unterschätzt haben. Die traditionellen Leuchtmittel sind auf Schrumpfkurs, die Kunden greifen lieber zu LED-Lampen. Diese sind ein Wachstumsgeschäft, es lässt sich dort wegen des harten Konkurrenzkampfs allerdings wenig bis gar kein Geld verdienen.

Übrig bleibt also ein Kerngeschäft, das mit Spezialbeleuchtung, Automobilbeleuchtung und LED-Halbleiter auf Hightech und Innovationen ausgerichtet ist. "Ziel ist weiterhin die technologische Führerschaft", sagte Berlien. Er will diese Bereiche auch durch Zukäufe stärken. "Das Visier ist offen, der Radar ist an", sagte Berlien. In Frage kämen die Übernahme von Technologieportfolios oder Unternehmen bzw. Unternehmensteilen wie der vergangenes Jahr übernommene Spezialist für Entertainmentbeleuchtung Clay Paky.

Wie genau es mit "Lamps" weitergeht, ist bislang offen. Mit weiteren Details sei erst im Laufe der kommenden Wochen und Monate je nach Fortschritt beim Projekt Carve-Out zu rechnen. Die Suche nach Partnern sei erst der nächste Schritt. Derzeit würden keine Gespräche mit potenziellen Partnern geführt, übrigens auch nicht mit Philips, sagte Berlien. Der niederländische Elektronikkonzern ist derzeit dabei, sich in mehreren Schritten von seinem Beleuchtungsgeschäft zu trennen.

Berlien mag sich nicht festlegen: Es kämen für eine Kooperation oder einen Verkauf nicht nur strategische Partner in Betracht, auch die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren, etwa im Vertrieb, sei denkbar. "Alle Varianten sind da möglich", sagte der CEO.

Die OSRAM Licht AG hatte die beabsichtigte rechtliche Eigenständigkeit der Allgemeinbeleuchtung bereits vergangene Woche angekündigt. Die Investoren trieben die Aktie daraufhin auf ein Rekordhoch.

Die Analystenkommentare fielen überwiegend positiv aus. Osram mache einen Schritt hin zu einem Unternehmen für Spezialbeleuchtung mit der Konzentration auf Lösungen für die Automobilindustrie und profitable LED-Chip-Nischen, meinen etwa die Analysten von Barclays. Damit würde das Kerngeschäft an Wert gewinnen. Auch die Branchenbeobachter von Morgan Stanley gehen davon aus, dass die Konzentration auf Spezialbeleuchtung sowie Opto-Halbleiter und in einer geringeren Größenordnung Beleuchtung die interessanteren Wachstumsperspektiven bieten. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser sehen Spezialbeleuchtung und Opto als "gesunde" Bereiche an, geben allerdings zu bedenken, dass diese angesichts der zyklischen Automobilzulieferindustrie und des zunehmenden Wettbewerbs aus Asien bereits ihre höchsten Margen erzielt haben.

   DJG/mgo/jhe

   Dow Jones Newswires

  FRANKFURT (Dow Jones)

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