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Unternehmenscheck 04.10.2018 14:36:42

Optikerkette Fielmann vor trüben Aussichten

Optikerkette Fielmann vor trüben Aussichten

Da immer mehr Menschen eine Sehhilfe brauchen, kann das Unternehmen auf eine wachsende Kundschaft bauen. Vor allem teure Gleitsichtbrillen versprechen lukrative Geschäfte. Doch die fortgesetzte Expansion, das Nachrüsten bei der Digitalisierung und steigende Personalkosten verschlingen Geld. Die Schatten werden größer.

DIE LAGE BEI FIELMANN:

Fielmann verkauft hierzulande etwa jede zweite Brille und ist der Konkurrenz damit weit voraus. Dennoch läuft es in diesem Jahr für den Marktführer nicht rund. Zum Jahresbeginn hielt die Grippewelle die Kunden fern, dann kam der lange und heiße Sommer. Das führte zwar verstärkt zu Käufen von Sonnenbrillen, doch für das Unternehmen wirft dieses Geschäft weniger Profit ab als die klassische Sehhilfe. Die Personalkosten reißen ebenfalls ein Loch in die Kasse. Der Markt für Augenoptiker ist leer gefegt. Der Mangel an Fachkräften ist nach Angaben des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) für viele Betriebe ein Hemmschuh bei der wirtschaftliche Entwicklung.

Teuer ist zudem die Expansion ins Ausland, vor allem Norditalien hat Fielmann im Blick. Mittelfristig sollen aus den zuletzt 12 Niederlassungen in Italien einmal 40 werden. Auch die bestehenden Läden hübscht der Konzern auf, etwa durch Hörgeräte-Abteilungen, oder er zieht in bessere Lagen.

Ende Juni kam dann die Gewinnwarnung: Um sechs Prozent ging das Vorsteuerergebnis im ersten Halbjahr zurück, meldete Fielmann. An der Börse sorgte das für Nervosität, vor allem als einen guten Monat später auch der niederländische Konkurrent Grandvision, zu dem in Deutschland die Kette Apollo Optik gehört, auf ein wetterbedingt schwächeres Wachstum im dritten Quartal einstimmte. Seitdem kursieren Gerüchte über eine baldige Prognosekorrektur bei Fielmann.

Langsam aber sicher bahnt sich ein Generationswechsel bei Fielmann an. Seit diesem Frühjahr sind Firmengründer Günther Fielmann (79) und Sohn Marc (29) gleichberechtigte Firmenchefs. Mit der Doppelspitze will der Konzern für einen sanften Übergang sorgen. Marc Fielmann will sich neben der Expansion vor allem um das Digitalgeschäft kümmern. Dabei geht es um die Vernetzung digitaler Dienstleistungen mit dem Filialgeschäft.

Zwar kann man Kontaktlinsen online nachbestellen, einen Shop für Brillen im Internet betreibt Fielmann indes nicht. "Beim aktuellen Stand der Technologie sehen wir keine Möglichkeit, Korrektionsbrillen in Fielmann-Qualität zu versenden", heißt es dazu von dem Hamburgern. Gleichwohl forscht das Unternehmen an Technologien, die das vielleicht einmal möglich machen.

DAS ERWARTET DAS UNTERNEHMEN:

Versprochen hat der Konzern für 2018 eine Umsatzsteigerung wie im Vorjahr sowie ein stabiles Vorsteuerergebnis. 2017 hatte der Konzern seine Erlöse um 3,6 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro verbessert, das Vorsteuerergebnis zog um 3 Prozent an und erreichte 248,6 Millionen Euro.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Mehrheit der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten glaubt, dass Fielmann den Rückstand aus dem ersten Halbjahr aufholt und seine Jahresziele schafft. Von den im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten empfehlen derzeit neun die Aktie zu halten. Zwei Experten raten die Aktie zu kaufen, zwei weitere zum verkaufen.

Thomas Maul von der DZ Bank hält die Jahresziele für ambitioniert, aber dennoch erreichbar. Die Gewinnwarnungen von Modehändlern hätten auch Sorgen um eine Prognosesenkung bei Fielmann ausgelöst, schreibt er. Höhere Personalkosten und eine rückläufige Besucherfrequenz aufgrund des Wetters dürften zwar auch bei Fielmann noch im dritten Quartal belastet haben. Da Sehhilfen aber keine Saisonware seien, sondern Gesundheitsprodukte, sehe er gute Chancen auf einen Nachholeffekt im Schlussquartal. Auch dürften sich Verbesserungen im Produktmix bemerkbar machen.

Craig Abbott von Cheuvreux erwartet zwar auch, das der Konzern seine Ziele erreicht. Aus seiner Sicht tut sich das Unternehmen aber schwer damit, konsistent zu wachsen. Vor allem den Fachkräftemangel in der Optikerbranche sieht er als Problem an. Für Lars Lusebrink von Independent Research sprechen weiter die Marktführerschaft in Deutschland, die solide Bilanz und eine steigende Nachfrage aufgrund der demografischen Entwicklung für Fielmann.

Analyst Christian Salis von Hauck & Aufhäuser glaubt hingegen, dass die Glanzzeiten von Fielmann ihrem Ende zu gehen. Zwei Gewinnwarnungen in den vergangenen zwei Jahren und ein unterdurchschnittliches Wachstum deuten dem Experten zufolge auf strukturelle Probleme hin. Die Babyboomer-Generation habe inzwischen die Altersgrenze überschritten, in denen Gleitsichtbrillen in der Regel verschrieben werden (45 Jahre), der Kostendruck sei hoch und die Konkurrenz werde stärker. Ein Gegenmittel dafür habe Fielmann noch nicht gefunden. Salis hält es für wahrscheinlich, dass der Konzern seine Prognose senken wird. Fielmann wird am 1. November über das dritte Quartal berichten.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die jahrelange Wachstumsstory von Fielmann ist in diesem Jahr unterbrochen worden. Seit Oktober 2003 ging es für die Aktien eigentlich nur bergauf. Ihren bisherigen Höchststand erreichten sie im Oktober 2017 bei 77,47 Euro. 2018 ist alles anders. Seit Anfang Januar haben die im Index der mittelgroßen Werte geführten Papiere gut 30 Prozent an Wert verloren. Für einen Einbruch sorgte die Gewinnwarnung Ende Juni. Bis Ende September rutschten sie dann auf 50,20 Euro ab, dies war der tiefste Stand seit vier Jahren.

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HAMBURG (dpa-AFX)

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Bildquelle: JuliusKielaitis / Shutterstock.com,Elpisterra / Shutterstock.com,Fielmann AG

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