Umsatz- und Gewinnrückgang 18.02.2016 18:08:00

OMV schüttet trotz Milliardenverlusts Gewinn aus

Die Aktionäre sollen einen Euro Gewinnausschüttung je Aktie erhalten - obwohl wegen des unerwartet dramatischen Öl- und Gaspreisverfalls unterm Strich ein Verlust von 1,1 Mrd. Euro verbucht wurde. Im Jahr 2014 war noch ein Free Cashflow vor Dividendenzahlungen in Höhe von 270 Mio. Euro erzielt worden. "Im Jahr 2015 liegen wir bei minus 40 Millionen vor Dividende", erklärte Chef-Controller Christoph Trentini am Donnerstag. "Das heißt, die Dividende wird gänzlich mit Fremdkapital finanziert." Es sei zwar geplant, die Dividende künftig aus dem eigenen Cashflow zu finanzieren, aber diesmal wird sie nur um ein Fünftel von 1,25 auf 1 Euro je Aktie reduziert, denn "wenn man die Dividende kurzfristig völlig aussetzt, führt das möglicherweise zu großen Auswirkungen auf den Sharepreis - das wollen wir nicht." Die OMV-Aktie gab nach der Veröffentlichung der Ergebniszahlen zeitweise um mehr als 2,5 Prozent nach und rutschte unter 24,00 Euro.

Langfristig will man die bisherige Dividendenpolitik beibehalten, 30 Prozent des Jahresüberschusses auszuschütten.

Das OMV-Ergebnis wurde im Vorjahr vor allem durch Abschreibungen und Rückstellungen von insgesamt 3 Mrd. Euro in die Verlustzone gedrückt. Man habe die Ölpreis-Erwartungen mehrfach nach unten korrigieren müssen, daher habe es allein im Upstream-Bereich (Exploration und Förderung von Öl und Gas) 2,5 Mrd. Euro an Sonderabschreibungen gegeben. "Die sind aber nicht Cash-wirksam, sondern es ist eine Korrektur der Buchwerte", erklärte Trentini. Wenn der Ölpreis wieder nachhaltig steigt, werde es auch Korrekturen nach oben geben. Anders sei das bei US-amerikanischen Firmen, die nach einmal erfolgten Abschreibungen bei den niedrigeren Buchwerten bleiben würden, während europäische Firmen auch wieder aufwerten müssten.

Ein Unterschied beim Ölpreis von einem Dollar schlage sich mit rund 35 Mio. Euro beim Free Cashflow nieder und auf das EBIT wirke er sich mit 44 Mio. Euro aus, so Trentini.

OMV-Chef Seele hat heute auch die neue Strategie der OMV vorgestellt, die vor allem darauf abzielt, die zur Neige gehenden Öl- und Gasreserven künftig zur Gänze zu ersetzen - derzeit beträgt die Ersatzrate nur rund 50 Prozent. Kernstück der Strategie ist Russland, wo sich die OMV am sibirischen Gasfeld Urengoj beteiligen will. Die Produktionskosten der OMV betragen derzeit im Durchschnitt rund 13 Dollar pro Fass. "In Russland redet man von zwei Dollar pro Barrel", sagte Trentini - das gelte für Russland allgemein, das von Gazprom angebotene Gasfeld werde erst evaluiert. Was Gazprom im Gegenzug von der OMV bekommen könnte, ist derzeit völlig unklar. Seele hat eine Beteiligung der Russen an der Tochter Gas Connect oder am Gashub Baumgarten bereits ausgeschlossen. Den Vorwurf, der neue OMV-Vorstand und vor allem der neue Generaldirektor würden den Ausverkauf österreichischer Interessen betreiben, weist Seele zurück: "Das ist ein Schmarrn."

Grundsätzlich will Seele künftig weniger in die die Ölsuche investieren, weil dabei die Gefahr besteht, dass man nicht fündig wird - stattdessen soll die OMV gesicherte Reserven kaufen. Der Rückzug aus dem Nicht-Kerngeschäft sei schon voll im Gange, berichtete Seele. Der Verkauf eines Minderheitsanteils von bis zu 49 Prozent an der Gas Connect soll noch heuer abgeschlossen werden, und auch der Komplettverkauf der Petrol Ofisi - "unser strategisch isoliertes Türkei-Geschäft" - sei schon eingeleitet.

Das Nordsee-Engagement der OMV ist laut Upstream-Vorstand Johann Pleininger zwar "nicht sehr berauschend" - an einen Rückzug denkt man dennoch nicht. "Sie können nicht einfach inmitten eines Projektes aussteigen, das wäre die wirtschaftlich unrentabelste Lösung, denn Sie würden alle vorherigen Investitionen verlieren und würden keine Produktion in der Zukunft generieren."

Die Verschuldungsrate (Gearing) hat die OMV per Ende 2015 auf 28 Prozent nach unten geschraubt - gelungen ist das durch die Begebung einer Hybridanleihe im Dezember im Ausmaß von 1,5 Mrd. Euro. Eine Hybridanleihe ist laut IFRS-Regeln als Eigenkapital zu betrachten, weil sie kein verpflichtendes Rückzahlungsdatum hat.

ivn/sp

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