Geschäft in Russland 06.02.2023 11:58:00

OMV, RBI, STRABAG & Co.: Heimische Firmen bei Russland-Engagement mit schwierigen Fragen konfrontiert

OMV, RBI, STRABAG & Co.: Heimische Firmen bei Russland-Engagement mit schwierigen Fragen konfrontiert

Es gibt Wirtschaftsbereiche, für die gar keine harten Sanktionen gelten, etwa die Nahrungsmittelindustrie. Bekanntes Beispiel ist die RBI, die schon lange überlegt, wie sie weiter vorgehen soll, während ihr Gewinn zuletzt stark aus Russland floss. Im Lebensmittelbereich ist die Raiffeisen-nahe AGRANA weiter in Russland tätig. Beide Firmen sind allerdings auch in der Ukraine engagiert.

Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen, über die das ORF-Wirtschaftsmagazin "ECO" zuletzt berichtet hat, zeigt, dass österreichische Firmen relativ gesehen zögerlicher sind mit einem Rückzug aus Russland als Unternehmen aus anderen Staaten. So hätten bisher 4 Prozent der Austro-Unternehmen Russland verlassen, aber 8,5 Prozent der Unternehmen aus anderen EU- und aus G7-Staaten. Laut dem in St. Gallen tätigen Wirtschaftsprofessor Simon J. Evenett gegenüber "ECO" haben nur die STRABAG und Petro Welt Technologies ihr Russland-Geschäft eingestellt.

Schon Mitte Jänner hatten Recherchen der Kyiv School of Economics (KSE) wie berichtet gezeigt, dass ein knappes Jahr nach Beginn der russischen Ukraine-Invasion zwei Drittel der zuvor bereits präsenten Unternehmen aus Österreich weiterhin in Russland aktiv sind. Auch hier zeigte sich, dass österreichische Unternehmen Russland gegenüber deutlich loyaler sind als Unternehmen aus anderen Ländern. Im kriegführenden Staat bleiben wollen nach Einschätzung der ukrainischen Experten derzeit 39 Prozent aller untersuchten internationalen Unternehmen. Bei Firmen aus Österreich treffe das allerdings 65,6 Prozent zu.

AGRANA-Chef Markus Mühleisen betonte, dass das 300-köpfige Team einer AGRANA-Fruchtzubereitungsfabrik im Moskauer Umland "sich unter extrem schwierigen Bedingungen anstrengt, das Geschäft aufrecht zu erhalten". Gleichzeitig verurteilte er im Gespräch mit Journalisten den "russischen Kolonialkrieg". "Wir wollen in keiner Weise das Putin-Regime unterstützen, aber stellen keine Rüstungs- oder Lifestyleprodukte her, sondern Fruchtzubereitungen." Die russische Armee sei natürlich kein Kunde. "Dass jemand im Supermarkt Joghurts mit unseren Fruchtzubereitungen kauft und das zu seinem Einsatz mitnimmt oder jemandem dorthin schickt, kann man nicht ausschließen. Es ist eine extrem schwierige Abwägung für uns."

Es gehe auch um den Zugang zu Nahrungsmitteln für die normalen Menschen, die AGRANA spiele eine Versorgungsrolle, sagte Mühleisen auf Journalisten-Nachfragen. Ihr Tätigkeitsfeld unterliege keinen Sanktionen. "Es ist aber eine Option aufzuhören und wir beobachten die Situation ganz genau. Die Lage kann sich nächste Woche ändern."

Die AGRANA ist auch in der Ukraine mit einem Fruchtzubereitungswerk mit 500 Mitarbeitern. Oft falle der Strom aus, man besorge derzeit einen neuen großen Generator. Es gebe dort natürlich Fragen zum Engagement in Russland. Aber man lasse die Ukraine nicht im Stich. So liege die Werksauslastung etwa nur bei 50 Prozent, es gebe aber keine Kündigungen, betonte der AGRANA-Chef. Man wolle auch beim Wiederaufbau in der Ukraine helfen, das wolle auch die RBI, so der Manager. Wenn man vorher hinausgeworfen werde, sei dies schwieriger. Es gebe jedenfalls trotz mancher Kritik in der Ukraine auch Verständnis für die Position der AGRANA.

Das Thema ist schwierig für die Unternehmensvertreter, wenn sie darauf angesprochen werden. Auch die OMV ist in Russland nach wie vor am Gasfeld Juschno-Russkoje beteiligt. Diese Beteiligung wurde bereits abgeschrieben, allerdings habe dieses Gasfeld auch für Russland strategische Bedeutung, "und damit sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie man dort aussteigen kann, sehr eingeschränkt", erläuterte OMV-Chef Stern dieser Tage. Eine Ausschüttung von Dividenden an Unternehmen aus "verfeindeten Staaten" sei in Russland verboten, daher gebe es aus Russland keinen Ergebnisbeitrag mehr.

Es sei unverständlich, dass nach wie vor österreichische Firmen in Russland aktiv seien, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beim kürzlichen Besuch von Österreichs Staatsoberhaupt Alexander van der Bellen. So würde etwa die Raiffeisen Bank International (RBI) russischen Soldaten Kreditstundungen gewähren. Das sei inakzeptabel. "Wir möchten, dass diese Unternehmen stattdessen in die Ukraine kommen", so Selenskyj. "Wir rufen die österreichische Seite auf, Maßnahmen zu treffen, damit wegen österreichischer Unternehmen nicht Österreichs Bevölkerung in Misskredit gerät."

Van der Bellen reagierte gegenüber österreichischen Journalisten nach dem Medientermin mit Selenskyj gelassen. In den Delegationsgesprächen sei das nur am Rande ein Thema gewesen. "Es wurde nicht wirklich Druck gemacht hinter dieser Geschichte. Ich sehe auch gar nicht, wie man das schnell lösen kann."

phs/ivn

(APA)

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International,OMV

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