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Ölgigant 20.12.2017 16:11:00

OMV-Chef Seele: Die OMV wird noch größer und internationaler

Dabei gehe es nicht um die Frage "wo mache ich meine Bohrlöcher, wo ramme ich eine Eisenstange in die Erde, sondern wo verkaufe ich meine Produkte hin", erklärte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Die zweite Stoßrichtung sei die höhere Veredelung der Produkte. "Wir sollten unser Öl weniger verbrennen und mehr veredeln", es gehe darum, "den Lebenszyklus unserer Moleküle so lange wie möglich zu verlängern", so der gelernte Chemiker.

Eine stärkere geografische Diversifizierung auch der Absatzmärkte bringe schon die vor kurzem abgeschlossene Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno Russkoje (Yuzhno-Russkoye). Die Produktion der OMV steigt dadurch um 100.000 auf mehr als 400.000 Fass pro Tag, davon würden 50.000 Barrel pro Tag in Russland verkauft. Eine Höherveredelung sei sowohl bei Gas als auch noch stärker bei Öl möglich. Erdgas könne man als Wasserstoffquelle für die Düngemittelchemie einsetzen. Bei der Petrochemie auf Basis von Erdöl sei ein noch viel größeres Produktionsspektrum bei Kunststoffen möglich. Der Chemiekonzern Borealis, an dem die OMV 36 Prozent hält, "ist Kerngeschäft der OMV und bleibt Kerngeschäft", betonte Seele.

Dass der Regierungswechsel in Österreich sich spürbar auf die teilstaatliche OMV auswirken wird, glaubt Seele nicht. "Die unterscheiden sich alle überhaupt nicht voneinander, die wollen alle eine Dividende haben. Egal, was wir machen, die Dividende ist für jeden Aktionär das Bedeutendste", sagte Seele. "Wir haben die Republik Österreich als Aktionär, und egal, wie die Regierung zusammengesetzt ist, wir werden uns mit jedem Aktionär konstruktiv und in guter Kooperation auseinandersetzen - egal, was für eine Kombination sie sich einfallen lassen."

2017 sei für die OMV ein gutes Jahr und "das Jahr der Aktionäre" gewesen, sagte Seele. Der Aktienkurs haben sich positiv entwickelt und man habe die Dividende von 1 Euro auf 1,20 Euro erhöht, "das war schon so ein bisschen eine Vorleistung, weil wir wussten, dass 2017 kein schlechtes Jahr wird". Für die Aktionäre habe man eine neue Strategie ausgearbeitet, die beim Capital Markets Day im März 2018 präsentiert werden soll.

2017 seien außerdem einige große Transaktionen über die Bühne gebracht worden. Im Februar habe man das gesamte Geschäft in Großbritannien verkauft und sei damit auch hohe Investitionsverpflichtungen losgeworden. Im Sommer habe man dann in einem schwierigen Umfeld die türkische Petrol Ofisi verkauft und damit das Downstream-Portfolio feingetuned - und erst vor drei Wochen sei mit dem Abschluss der Beteiligung am Gasfeld Juschno Russkoje die Produktion um mehr als ein Viertel gesteigert worden.

Man habe die Produktionskosten seit 2014 von 16,6 auf nunmehr 8,8 Dollar pro Barrel gesenkt und werde im nächsten Jahr durch die kostengünstige Produktion in Russland auf "irgendwas um die 7 Dollar pro Barrel" kommen. Die Produktionsstruktur der OMV verschiebe sich auch von Öl zu Gas. Derzeit liege das Verhältnis etwa bei 50:50, "und in dem Maße, wo wir den Gasanteil erhöhen, werden sich auch die Produktionskosten günstiger entwickeln, denn das Gas kann man im Schnitt zu günstigeren Kosten produzieren als das Öl."

Beim Asset-Tausch von Öl-und Gasfeldern der OMV in der Nordsee gegen eine Beteiligung an der Gasförderung in Sibirien befinde man sich derzeit in Verhandlungen mit Gazprom über ein Shareholders' Agreement, mit dem die Spielregeln der künftigen Zusammenarbeit in den beiden Regionen festgehalten werden. "Das wollten wir eigentlich jetzt im Dezember machen", aber durch die Wahl in Norwegen komme es zu einer kleinen Verzögerung.

Auch die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream II sei "voll auf dem Weg". "Wir haben alle Rohre bestellt, wir ummanteln, wir haben die Verlegeschiffe unter Vertrag, wir haben jetzt eine erste Genehmigung aus Deutschland erhalten für den Bau und für die Verlegung der Pipeline - also da muss man sich nicht beunruhigen lassen". Bisher hat die OMV für Nord Stream II 280 Mio. Euro ausgegeben. Wann die nächste Zahlung fällig werde, hänge vom Finanzierungsbedarf ab. "Wenn bei denen die Kasse leer ist, schicken sie uns einen neuen cash call."

Beim rumänischen Schwarzmeer-Projekt "Neptun" werde man 2018 mit dem Partner Exxon über die finale Investitionsentscheidung diskutieren, "das ist voll im Zeitplan". Das Projekt sei für die OMV Petrom von enormer Bedeutung, weil man damit die Reserveposition verbessere und den Gasanteil an der Produktion erhöhe. Die Schwierigkeit bei dem Projekt sei die Vermarktung der großen Gasmengen, die so hoch seien, "dass sie vom rumänischen Markt nicht annähernd verkonsumiert werden". Man brauche daher das Bekenntnis der rumänischen Regierung, dass man exportieren könne. "Ohne Export ist die Entwicklung des Gasfeldes nicht möglich."

Getrübt werde die gute Laune im heurigen Jahr durch den schweren Unfall in der Verdichterstation in Baumgarten, sagte Seele. Weil es auch ein Todesopfer zu beklagen gebe, ermittle derzeit die Staatsanwaltschaft. Die Klärung der Ursache werde noch einige Wochen dauern, "so lange werden wir uns bedeckt halten". Die Techniker und Krisenmanager der OMV hätten die Lange sehr rasch wieder im Griff gehabt, noch vor Mitternacht des Unglückstages habe die Station wieder ihren Normalbetrieb aufgenommen. Man habe alle benötigten Gasmengen in die Nachbarländer geliefert, "alle Heizungen in Österreich aber auch insbesondere in Italien sind warm geblieben und der Strom ist auch nicht ausgefallen."

(Schluss) ivn/sp

APA

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