Rückstellungen belasten 07.05.2013 10:15:00

OMV-Chef Roiss: "Gas wird wettbewerbsfähig sein, aber das dauert"

"Wir haben eine Situation, dass der Gasmarkt in ganz Europa im Umbruch ist und dass wir, um im Index zu sprechen, um 100 importieren und um 80 weiterverkaufen. Damit machen Sie Verluste", sagte Roiss am Montag im Gespräch mit der APA. Diese aktuellen Verwerfungen seien aber kurz- bis mittelfristiger Natur. "Ich persönlich glaube sehr stark an Gas", zeigt sich Roiss unbeirrt. "Gas wird wettbewerbsfähig sein, das wird aber dauern."

Allein im vierten Quartal 2012 wurde das OMV-Ergebnis durch Rückstellungen für drohende Verluste der Hälfte-Tochter EconGas mit rund 120 Millionen Euro belastet. Roiss sprach von einer "nachhaltigen Verlustsituation", es würden aber mittlerweile Preisverhandlungen mit den Russen und Norwegern laufen. Ein anderer Faktor sei, dass man wie die anderen großen Gaskonzerne in Europa in LNG-Kapazitäten in Rotterdam investiert habe. "Und dann ist Fukushima passiert, und seit Fukushima gehen die ganzen Ströme nicht mehr nach Europa, sondern nach Japan und dort kriegen sie einen ungleich höheren Preis als in Europa, weil dort von heute auf morgen die Kernkraft ausgefallen ist."

Stark unter Druck gekommen sei der Gas-Marktpreis auch durch die Forcierung von Shale Gas (Schiefergas) in den USA. Gas verdränge dort Kohle, mit dieser Kohle würden in Europa Kohlekraftwerke betrieben, und die europäischen Gaskraftwerke stünden still, erläuterte Roiss. "Man kann nicht sagen, ob das kurzfristige Verwerfung von zwei bis drei Jahren sind oder mittelfristige bis zu fünf Jahren."

Das rumänische Gaskraftwerk der OMV macht laut Roiss dennoch Gewinn, das türkische Kraftwerk sei noch nicht in Betrieb. Im deutschen Haiming bei Burghausen (Bayern) war ein ähnliches Gaskraftwerk geplant, "aber es wird nicht investiert werden. Aus heutiger Sicht ist eine Investition nicht darstellbar."

"Mein Gas-Szenario ist eines, das davon ausgeht, dass wir in Europa und weltweit sehr viel Gas haben werden", ist der OMV-Chef überzeugt. Explorationsbohrungen im Schwarzen Meer hätten eine Dimension der Gasreserven dort von 6,5 Mrd. Kubikmetern im Jahr ergeben - das entspricht drei Viertel des jährlichen Gasverbrauchs von Österreich. "Wir werden dort Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres weiter bohren." Große Gasvorkommen gebe es auch im ukrainischen und bulgarischen Teil des Schwarzen Meeres, wo man sich ebenfalls Beteiligungen gesichert habe. Gasvorkommen gebe es zudem im östlichen Mittelmeer, erinnerte Roiss: "Das ist europäisches Gas, das über Pipelines nach Europa gebracht werden kann." Darüber hinaus gebe es noch Shale Gas in 15 europäischen Ländern - da würden die Fronten Schritt für Schritt aufbrechen.

Im Zeitraum 2020 bis 2030 werde Europa wesentlich mehr Gas haben, "und ich glaube, dass auch die Preisstellung des europäischen Gases eine andere sein wird als heute". Heute sei Europa zu 25 Prozent von einem Lieferanten abhängig, "ich gehe davon aus, dass es mehrere Lieferanten sein werden". Er sehe die OMV langfristig "nicht als Gasgroßhändler, sondern als Produzenten von Gas".

Dabei werde Erdgas nicht nur für die Erzeugung von Strom in Kraftwerken interessant sein, sondern auch im Bereich der Mobilität in Brennstoffzellen-Autos. "Die Brennstoffzelle hat die doppelte Effizienz eines Verbrennungsmotors - 2020 werden die ersten Flotten kommen." Dabei werde Wasserstoff aus Gas erzeugt. "Es wird eine Gas/Wasserstoff-Mobilität geben, und da sind wir dabei", ist der OMV-Chef überzeugt.

Zum langjährigen OMV-Gaspipelineprojekt Nabucco meinte Roiss, dass es neben der wichtigen gesamteuropäischen Bedeutung auch eine für die OMV selbst gebe, um eigenes Gas aus dem Schwarzen Meer nach Europa zu bringen. Die bisherigen Kosten des Projekts seien vernachlässigbar "in Relation zu dem, was es bringen kann", betonte Roiss.

Wie viel die OMV der RWE für deren Nabucco-Anteil bezahlt hat, wollte Roiss nicht beziffern: "Das was sie ursprünglich gezahlt haben, haben wir ihnen zurückgezahlt." Die RWE hatte den Preis mit einem zweistelligen Millionen-Betrag beziffert. Das Nabucco-Projekt sei in aller Welt bekannt, bekannter als die OMV, betonte Roiss.

Die Entscheidung, ob auch Erdgas aus der kaspischen Region über das Projekt "Nabucco West" nach Europa transportiert werden soll, soll noch im ersten Halbjahr 2013 vom Gasquellen-Konsortium Shah Deniz gefällt werden. Am gestrigen Montag startete die Nabucco-Projektgesellschaft den Prozess zu den Kapazitätsbuchungen ("Open-Season"-Prozess). Dabei werde den Interessenten die Möglichkeit eingeräumt, sich um Transport-Kapazitäten zu bewerben, teilte die Nabucco-Projektgesellschaft mit.

ivn/lo/sp/miw

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