Energiekrise 28.10.2022 17:51:00

OMV-Aktie springt hoch: OMV erwirtschaftet Milliardengewinn - Sonderdividende angekündigt - Proteste vor OMV-Zentrale

OMV-Aktie springt hoch: OMV erwirtschaftet Milliardengewinn - Sonderdividende angekündigt - Proteste vor OMV-Zentrale

Das Unternehmen schrieb vor Steuern einen Quartalsgewinn von 3,3 Mrd. Euro, das ist mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem dritten Quartal 2021. Nach neun Monaten steht die OMV nun bei einem Vorsteuergewinn von 9,1 Mrd. Euro. Der Gewinn je Aktie nach neun Monaten stieg von 4,76 auf 10,18 Euro, teilte das ATX-Unternehmen am Freitag in der Früh mit.

Die OMV machte heuer von Jänner bis September einen Umsatz von 48,8 Mrd. Euro, ein Plus von 115 Prozent gegenüber den ersten drei Quartal 2021, als der Umsatz 22,2 Mrd. Euro betrug. Das (um Lagerhaltungseffekte bereinigte) CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten stieg in diesem Zeitraum auf 9,1 Mrd. Euro, ein Plus von 129 Prozent.

Wie die OMV im Quartalsbericht erklärt, könnten anhaltende oder verstärkte Unterbrechungen der russischen Lieferungen zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen. Die OMV erwartet für heuer einen durchschnittlich realisierten Gaspreis von 55 bis 60 Euro pro Megawattstunde (MWh), was an Förderländern wie Malaysia oder Neuseeland liege, wo die Gaspreise niedriger sind. In Europa sind die Gaspreise derzeit doppelt bis dreimal so hoch. OMV-Chef Alfred Stern sagte im Gespräch mit der APA, dass davon auszugehen sei, dass die Gaspreise in Europa auch 2023 hoch bleiben werden.

Wichtig sei, es die Gasversorgung neu aufzustellen, dazu diene auch die Absichtserklärung mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) vereinbart. "Die Lieferung aus Abu Dhabi ist aber nur ein Baustein", sagte Stern. Wichtig für die Diversifizierung sei vor allem Erdgas aus Norwegen, das die OMV dort zum Teil selbst fördert. Ob die Gasversorgung für den nächsten Winter 2023/24 gelinge, hänge von Faktoren ab, "die man nicht kontrollieren kann", unter anderem davon, wie mild der heurige Winter wird und wie hoch die Speicherfüllstände am Ende der Heizsaison sein werden.

Seit dem Einmarsch Putins in der Ukraine zählt Russland nicht mehr zu den Kernregionen der OMV und es werden keine neuen Aktivitäten mehr gesetzt. Wie es weiter geht, ist offen. Die OMV prüfe alle Optionen bis hin zu einem Verkauf, ein solcher gestalte sich derzeit als sehr schwierig aufgrund der sich ändernden Gesetzeslage in Russland, so Stern.

Die zurzeit außergewöhnlich hohen Gewinne haben den OMV-Vorstand am Donnerstagabend dazu veranlasst, den Aktionären einen Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Von den insgesamt 736 Mio. Euro erhält die Staatsholding ÖBAG rund 232 Mio. Euro und der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, 183 Mio. Euro.

Die Sonderdividende soll zusätzlich zur und gleichzeitig mit der noch im Jahr 2023 zu beschließenden regulären Dividende "gemäß der progressiven Dividendenpolitik" ausgeschüttet werden, hieß es in der Mitteilung.

Darüber hinaus will der OMV-Vorstand Dividendenpolitik ändern, sodass "Sonderdividenden auch für künftige Geschäftsjahre als Mittel der Teilhabe der Aktionäre an außerordentlichen geschäftlichen Erfolgen in Erwägung gezogen werden können, immer unter Berücksichtigung der Notwendigkeit einer ausreichenden Liquidität und nachhaltiger Bilanzgewinne sowie einem Leverage-Grad deutlich unter 30 Prozent."

Der Frage, ob er davon ausgeht, dass mit der Sonderdividende eine staatliche Abschöpfung der Gewinne vom Tisch ist, wich Stern aus. "Wir würden die Sonderdividende nicht vorschlagen, wenn nicht wüssten, dass wir sie mit unserer Geschäftsgebarung vereinbaren können." Wie die in Brüssel beschlossene Solidaritätsabgabe in Österreich aussehen wird, wisse er nicht, so Stern. Er betonte, dass das Geschäft stark zyklisch sei und man die hohen Gewinne benötige, um auch Täler wie zuletzt die Coronakrise durchschreiten zu können. Derzeit seien bei Energie Angebot und Nachfrage nicht in Balance, was zu den extrem hohen Preise führe. Es brauche daher Investitionen, die das Angebot erhöhen.

Zu den Schiefergasvorkommen, die im Weinviertel mittels Fracking gefördert werden könnten, kam von Stern am Freitag kein kategorisches Nein mehr. "In einer Energiekrise muss man sich alle Möglichkeiten ansehen", sagte Stern. Eine Neuevaluierung hänge vom regulatorischen Umfeld und der politischen Unterstützung ab. Darüber hinaus müsse es aber auch zeitlich und wirtschaftlich darstellbar sein. Und eine Entwicklung würde Jahre dauern und würde daher akut nichts bringen, zeigte sich Stern weiter skeptisch. Im Weinviertel schaue man aktuell, ob man weitere Gasvorkommen konventionell fördern könne und baue Photovoltaik aus. Eine Folge der Energiekrise sei auch, dass man in der OMV Geothermie-Projekte wie jenes im Wiener Becken beschleunigt habe.

Übergewinnsteuer gefordert - NGO-Protest vor Wiener OMV-Zentrale

Anlässlich der Präsentation der dritten Quartalsergebnisse des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV haben Aktivisten und Aktivistinnen von Fridays For Future und Greenpeace am Freitag erneut eine Übergewinnsteuer für Energiekonzerne sowie den Ausstieg aus fossilen Energieträgern gefordert. Unterstreichen wollten die NGOs ihre Anliegen mit einer Demo vor dem OMV Sitz am Wiener Prater sowie vor der Wirtschaftskammer Wien am Nachmittag.

Die Sprecherin der Wiener Fridays For Future, Klara König, kritisierte bei einer Pressekonferenz zudem die langjährige, "verstörend enge Freundschaft" zwischen Russland und der OMV. Diese würde gleichzeitig den Angriffskriege auf die Ukraine finanzieren als auch für hohe Profite für das Unternehmens sorgen. "Das ist unpackbar", meinte König.

"Gerade jene Unternehmen, wie die OMV, die Europa in die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland getrieben haben und die Klimakrise mit ihrem Geschäftsmodell anheizen, machen jetzt exzessive Gewinne", kritisierte auch Greenpeace Österreich. Bei der OMV verdreifachte sich demnach etwa der Gewinn im 3. Quartal 2022 gegenüber 2021. "Die Öl- und Gasindustrie erwirtschaftet massive Rekordgewinne auf dem Rücken der Menschen in Österreich. Was für uns eine Energiekrise ist, ist für diese Konzerne ein wahrer Geldregen", sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin der NGO.

Der EU-Vorschlag, demzufolge Gas- und Ölkonzerne bei Profiten, die 20 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre liegen, eine Solidaritätsabgabe von 33 Prozent zahlen sollen, reicht den NGOs nicht. Sie forderten stattdessen eine komplette Abschöpfung der Übergewinne sowie eine Nachschärfung der Berechnungsbasis. Das so eingenommene Geld sollte dann sozial treffsicher verteilt und in den Ausbau von erneuerbaren Energien investiert werden.

Am Freitag demonstrieren Klimaaktivisten und -aktivistinnen nicht nur in Wien, sondern auch Warschau in Polen. Bei dem internationalen Protest steht neben Klimaschutz auch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Mittelpunkt. Hier würden Demonstrierende auf die Straße gehen, um ihre Solidarität mit den Menschen zu zeigen, die "in der Ukraine um ihr Leben zittern oder nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen", sagte König.

Teilnehmen wird auch Valeria Bondareva, eine Fridays For Future-Aktivistin aus der Ukraine. Sie rief die EU zu einem völligen Embargo von fossilen Brennstoffen aus Russland auf, da mit diesen Einnahmen der Krieg mitfinanziert werde. Weiters sollte die EU eine "führende Stimme" dabei sein, andere Länder dabei zu überzeugen, ebenfalls diesen Schritt zu gehen.

Der Start des Protests in Wien ist für heute, Freitag, ab 15.00 Uhr vor der OMV geplant. Dann wollten die Aktivistinnen und Aktivisten über den Praterstern zur Wiener Wirtschaftskammer ziehen, wo um 16.30 Uhr die Schlusskundgebung stattfinden sollte.

Mubadala-Anteil an Borealis dürfte zu ADNOC wandern

Der Anteil des Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi an der OMV-Tochter Borealis dürfte innerhalb des Emirats zum staatlichen Ölkonzern ADNOC wechseln. "25 Prozent sind zur Zeit im Besitz von Mubadala und diese 25 Prozent sind in Diskussion und werden wahrscheinlich den Eigentümer wechseln", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Freitag. Die OMV hält 75 Prozent an dem Petrochemieunternehmen.

Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) hatte heuer im April angekündigt, den Borealis-Anteil von Mubadala zu übernehmen.

Mubadala selbst ist mit 24,9 Prozent zweitgrößter OMV-Aktionär hinter der Staatsholding ÖBAG mit 31,5 Prozent.

An der Wiener Börse schloss die OMV-Aktie am Freitag letztlich mit plus 9,29 Prozent auf 45,51 Euro.

APA

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Bildquelle: OMV,Tupungato / Shutterstock.com

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