Wartung 11.07.2022 17:52:00

OMV-Aktie schwächer: GAZPROM kürzt Gaslieferungen um 70 Prozent - Nach OMV-Raffinerieunfall gibt Regierung Ölreserven frei

OMV-Aktie schwächer: GAZPROM kürzt Gaslieferungen um 70 Prozent - Nach OMV-Raffinerieunfall gibt Regierung Ölreserven frei

Die OMV erhalte heute, Montag, um rund 70 Prozent weniger als nominiert, sagte OMV-Sprecher Andreas Rinofner auf APA-Anfrage. Zuletzt, seit Mitte Juni, hatte GAZPROM ungefähr die Hälfte der bestellten Menge geliefert.

Ob die Gasspeicher trotz der Lieferkürzungen weiter befüllt werden können, hänge auch vom jeweiligen Tagesverbrauch und dem Zukauf am Spotmarkt ab, so der Sprecher. Die tatsächlich gelieferten Mengen und wie viel davon eingespeichert wurde, stehen erst ein bis zwei Tage später fest.

Nach OMV-Raffinerieunfall gibt die Regierung weitere Erdölreserven frei

Die Regierung gibt nach dem OMV-Raffiniereunfall in Schwechat weitere Erdölreserven frei. Am Montagabend im Hauptausschuss soll beschlossen werden, weitere 100.000 Tonnen Diesel und 45.000 Tonnen an Halbfertigfabrikaten freizugeben, bestätigte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) Montagnachmittag. "Die Versorgungssicherheit der Menschen in Österreich hat absolute Priorität", so die Ministerin.

Eine entsprechende Verordnung kann heute durch den Hauptausschuss mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden und wird dann durch das Klimaschutzministerium erlassen.

Die FPÖ fordert von der Regierung bzw. Gewessler, eine Garantieerklärung für die rasche Wiederbefüllung von Österreichs Treibstoff- und Heizölreserven abzugeben sowie die "Garantie einer Abkehr von der für Österreich ruinösen Sanktionspolitik gegen Russland", so FPÖ-Chef Herbert Kickl laut einer Aussendung. Andernfalls werde die FPÖ einer weiteren Auflösung von Pflichtnotstandsreserven nicht zustimmen. NEOS-Energiesprecherin Karin Doppelbauer kritisierte, dass mit der Verordnung im heutigen Hauptausschuss nur der Ausfall der OMV-Raffinerie behoben werde, es würden aber die wesentlichen Fragen unbeantwortet bleiben. "Wie können wir die Abhängigkeit von russischem Gas möglichst rasch reduzieren und was wird unternommen, wenn Putin den Gashahn von heute auf morgen zudreht? Was ist der Plan?", fragt Doppelbauer.

Die SPÖ hatte heute in einer eilig einberufenen Pressekonferenz gewarnt, dass Diesel knapp würde und sich dabei auf ein ihr vorliegendes Schreiben des OMV-Vorstands an Gewessler vom 23. Juni 2022 berufen. Darin ist von "ernsthaften Versorgungsengpässen" die Rede, wenn nicht weitere Reserven freigegeben werden. "Basierend auf der aktuellen Planung, die bis einschließlich September 2022 reicht, können wir Vertragskunden und eigene OMV-Tankstellen in immer geringer werdendem Ausmaß versorgen", heißt es in dem Schreiben. Konkret ersuchte die OMV Gewessler um die Freigabe von 100.000 Tonnen an Diesel und 90.000 Tonnen an Halbfertigfabrikaten.

Die Situation sei zu ernst für Panikmache und Populismus, kritisierte Lukas Hammer, Energiesprecher der Grünen, zur heutigen Pressekonferenz der SPÖ. "Die aktuelle Situation ist viel zu ernst, um mit billigem Populismus parteipolitisches Kleingeld zu wechseln. Ich würde mir von einer ehemals staatstragenden Sozialdemokratischen Partei - die in großen Teilen mitverantwortlich an der jetzigen Misere ist - mehr Ernsthaftigkeit statt verantwortungsloser Panikmache erwarten", so Hammer laut einer Aussendung.

Der Brief habe es "in sich", sagte SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll. Der Brief beweise das Gegenteil dessen, was die Regierung behaupte. Die Regierung habe das Parlament, die Medien und die 2,7 Millionen Diesel-Fahrer in Österreich belogen, so Schroll. Er frage sich, warum die Regierung erst jetzt auf die Forderung der OMV reagiere.

Die Regierung hatte vergangene Woche dementiert, dass der Diesel in Österreich knapp werden könnte. Man habe "derzeit keine Versorgungsknappheit", hatte Gewessler am Mittwoch nach dem Ministerrat gesagt. Bisher habe die OMV die Ausfälle nach dem Raffinerie-Unfall kompensiert, betonte auch Kanzler Karl Nehammer (ÖVP).

Die Erdölreserve, die sogenannte Pflichtnotstandsreserve (PNR), umfasst den durchschnittlichen österreichischen Ölverbrauch von 90 Tagen. Dabei ist nicht nur Rohöl, sondern auch fertiger Treibstoff wie Benzin und Diesel Teil dieser Reserve. Davon wurden nach dem Raffinerieunfall bisher 112.000 Tonnen Diesel und 56.000 Tonnen Benzin freigegeben. Damit verringerte sich die in Österreich gelagerte Reserve um den Verbrauch von sechs Tagen.

Mit der weiteren Freigabe reduziere sich der Vorrat auf 77 Tage, sagte SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter. "Wenn wir so weiter tun, sind wir im Herbst in der Situation von Sri Lanka", dort reichten die Erdölvorräte zwei Tage.

Die OMV-Aktie verlor an der Wieder Börse heute 2,74 Prozent auf 40,14 Euro.

APA

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Bildquelle: Tupungato / Shutterstock.com,OMV

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