Seele scheidet aus |
02.06.2021 17:52:00
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OMV-Aktie schließt fester: OMV setzt weiter auf das Chemiegeschäft - Ex-Borealis-Chef Stern wird neuer CEO
Der Wechsel am Chefsessel soll am 1. September erfolgen und nicht erst im Juni 2022, wenn Seeles Vertrag ausgelaufen wäre. Sterns Vertrag läuft drei Jahre mit einer Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre.
Auch OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett stellt in einer Aussendung am Abend klar: "Die OMV steht am Beginn einer großen Transformation in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft." Stern sei "mit seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der chemischen Industrie die ideale Besetzung".
Für den größten Aktionär ÖBAG, die die Anteile der Republik Österreich an der OMV verwaltet, sagt Vorstand Thomas Schmid, dass Stern durch seine langjährige Tätigkeit in der Borealis "nicht nur bestmöglich positioniert ist, die Borealis erfolgreich in die OMV zu integrieren, sondern die Stärken beider Unternehmen so zu optimieren, dass die OMV / Borealis Gruppe ihren Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft konsequent weitergehen kann." Er freue sich, dass sich der Aufsichtsrat einstimmig für Stern entschieden habe.
Stern wiederum versprach, "wir werden die Dekarbonisierung unseres Geschäfts weiter vorantreiben und diese Veränderungen über das gesamte Produktportfolio hinweg einschließlich der Kreislaufwirtschaft aktiv nutzen, um weiterhin profitabel und nachhaltig erfolgreich zu wachsen." Die Energiewende werde wohl alle Märkte und Sparten verändern, wenn auch jeweils unterschiedlich.
Stern ist in der Steiermark geboren. Nach dem Studium der Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben ging er zum Chemiekonzern DuPont. 2008 wechselte er zu Borealis, wo er 2018 Vorstandschef wurde, von dort kam er heuer im Frühjahr zur OMV. Ihm wird ein "besonnener, sachlicher Führungsstil" attestiert.
Die Transformation in Richtung Chemiekonzern hatte aber bereits Seele eingeleitet, nicht zuletzt mit der Aufstockung der Anteile an der Borealis von 36 auf 75 Prozent. Darauf wiesen auch Garrett und Schmid hin. Garrett dankte Seele dafür, dass er "das Portfolio der OMV entscheidend umgebaut, die Ertragskraft deutlich gesteigert und damit die besten Voraussetzungen für jene Transformation geschaffen" habe, in der sich die OMV nun befinde.
Personell ist das Borealis-Management nun in der OMV stark vertreten. Neben Stern wird im sechsköpfigen OMV-Vorstand Ex-Borealis-Vorstand Martijn van Koten (51) spätestens ab 1. Juli den Raffinerie-Bereich der OMV leiten. Und Aufsichtsratschef Garrett ist ebenfalls ein ehemaliger Borealis-Chef.
Die OMV hatte zuletzt mit rund 25.000 Mitarbeitern 17 Mrd. Euro Umsatz und ist damit eines der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs. Der Staat hält über die Beteiligungsholding ÖBAG 31,5 Prozent an der OMV, die Mubadala Investment Company aus Abu Dhabi weitere 24,9 Prozent. Die beiden Großaktionäre haben ihre Anteile syndiziert.
Gewessler: OMV muss "Weichen in Richtung mehr Klimaschutz stellen"
Nach dem gestern Abend angekündigten Chefwechsel bei dem heimischen Öl- und Gaskonzern OMV hat Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) das Unternehmen zu mehr Bewusstsein für Klimaschutz gemahnt. "In Zukunft wird sich kein Geld mehr mit den fossilen Energieträgern verdienen lassen. Die OMV darf sich hier nicht von altem Denken bremsen lassen und muss mutig neue Weichen in Richtung mehr Klimaschutz stellen.", so die Ministerin am Mittwoch in einem Statement.
Am Dienstagabend hat die OMV angekündigt, dass der ehemalige Borealis-Chef Alfred Stern ab September die Führung bei der OMV von Rainer Seele übernehmen werde. Die OMV hat damit auch eine Richtungsentscheidung weg von der Ölindustrie hin zur Chemie gefällt.
OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett, der wie Alfred Stern früher die jetzige OMV-Tochter Borealis geleitet hat, sieht die Integration des im Vorjahr übernommenen Kunststoffherstellers auf einem guten Weg. Die Synergieeffekte bis 2025 lägen höher als bisher gedacht, sagte Garrett am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters. "Wir schätzen, dass wir 800 Millionen Euro an Synergien erreichen, ursprünglich waren es 700 Millionen Euro." Den Vorwurf, dass die OMV für Borealis zu viel bezahlt habe, wies Garrett zurück: "Die Borealis-Leute haben hervorragende Arbeit geleistet, das sieht man auch im Ergebnis zum ersten Quartal. Bei solchen Ergebnissen muss man sagen, die OMV hat Borealis sogar sehr günstig bekommen".
Konzernbetriebsrat Alfred Redlich betonte im ORF-"Mittagsjournal", wichtig sei, dass über Seeles Nachfolge nun eine Entscheidung gefallen sei. "Es waren in der letzten Zeit sehr polarisierende Informationen in den Medien, die der OMV sicherlich geschadet haben. Daher war es wichtig, dass eine Entscheidung getroffen wurde." Redlich selbst kennt Stern zwar kaum, hält ihn aber für einen "besonnenen" Menschen, "der seine Entscheidungen wohlüberlegt trifft". Als Borealis-Chef sei Stern für seinen kooperativen Führungsstil geschätzt worden. "Wichtig für uns als Konzernbetriebsrat war eine interne Lösung, das heißt, dass der neue Generaldirektor natürlich aus dem Unternehmen kommt. Und das ist mit Alfred Stern auch der Fall."
Der für den Raffineriebereich zuständige Betriebsrat Herbert Lindner hofft, dass nun bei der OMV wieder Ruhe einkehrt. "Das würde der Firma sehr gut tun und man würde sich wieder auf das Geschäft konzentrieren."
Die Umweltorganisationen Greenpeace und Global 2000 nahmen den kommenden Chefwechsel zum Anlass, um ihre bereits bekannten Forderungen nun an den designierten OMV-Chef Stern zu richten. So fordert Greenpeace "einen klaren Kurswechsel in Richtung Klimaschutz" und die vollständige Loslösung vom Ölgeschäft. "Die OMV muss unter neuer Führung der Öl- und Gasproduktion den Rücken kehren und auf erneuerbare Energien umsteigen", so die Organisation.
"Ernsthafte Änderungen erfordern ein sofortiges Ende der Neuerschließung von Öl- und Gasfeldern sowie ein Umlenken dieser Investitionen in klimafreundliche Energietechnologien," sagte Global 2000. Was bisher als "neue OMV" verkauft worden sei, sei in Wahrheit "Greenwashing" gewesen.
Scheidender OMV-Chef Seele: Haben OMV zu Rekordergebnissen geführt
Der scheidende OMV-Chef Rainer Seele hat bei der heutigen Hauptversammlung eine positive Bilanz seiner Tätigkeit gezogen. "Meine Vorstandskollegen und ich haben in dieser Zeit das 2015 in Schieflage geratene Unternehmen nicht nur stabilisiert, sondern auf Erfolgskurs gebracht", sagte Seele. Man habe das Portfolio umgebaut, die Produktion gesteigert, die Produktionskosten deutlich gesenkt und das Unternehmen zu Rekordergebnissen geführt.
Mit der Akquisition des Kunststoffkonzerns Borealis im Vorjahr habe man eine strategische Weichenstellung in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft vorgenommen, sagte Seele.
Die OMV-Aktie konnte im Wiener Handel um 2,55 Prozent auf einen Schlusskurs von 49,53 Euro steigen.
(APA) tsk/has
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