Bessere Rendite |
02.10.2018 13:54:00
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Österreichs Immo-Markt für Investoren attraktiver als deutscher
Österreichs Immo-Markt erfreue sich steigender Beliebtheit internationaler Investoren, auch das heimische Know-how genieße international hohes Ansehen, sagte der Chef des Wiener Immo-Consulters EHL, Michael Ehlmaier, am Dienstag. Die Immo-Märkte der beiden Länder seien vergleichbar, so der Investmentexperte von EHL, Franz Pöltl. Doch könnten sich Investoren bei jeweils gleichem Risikoprofil in Österreich günstiger eindecken, da unsere Preisentwicklung jener in Deutschland um sechs bis zwölf Monate hinterherhinke: "Die Investoren schielen erst nach Deutschland, dort sehen sie aber einen Mangel an Produkten und stark gestiegene Preise." "Österreich ist aktuell das bessere Deutschland", bringt es EHL auf den Punkt.
Wien stelle vor allem für überwiegend stabilitätsorientierte Langfrist-Investoren einen Magnet dar, so Pöltl. In Deutschland bringe ein vergleichbares Objekt um 25 bis 50 Basispunkte weniger Rendite, dadurch würden bei uns - weil sich das Interesse auch auf die Landeshauptstädte erstrecke - zum Teil lokale Investoren verdrängt. Das wertet der EHL-Experte aber als eine "gute Entwicklung", denn es sei egal, ob ein deutscher oder österreichischer Versicherungskonzern hier investiere. Seit einem Jahr gebe es starke Nachfrage seitens deutscher institutioneller Investoren, bis hin zu Vorsorgewerken (Pensionskassen etc.), die auf der Suche nach Wohnimmobilien seien. Denn die Angebote in Österreich seien weniger riskant und weniger managementintensiv. Sowohl die demografische Entwicklung als auch die Urbanisierung würden den Markt fürs "Wohnen" treiben, der Sektor habe sich zu "Investor's Darling" gemausert, "da geht viel Geld hin, und da ist die Pipeline gut mit Produkten gefüllt". Das gelte auch für Vorsorgewohnungen und -häuser. Gekauft werde sehr früh, vielfach "vom Plan weg" und teils noch ehe eine Baugenehmigung vorliegt.
Auch am Büromarkt finden Vorvermietungen in Wien mittlerweile deutlich früher statt, erklärte EHL-Gewerbeimmo-Fachmann Stefan Wernhart vor Journalisten. Die Ausgestaltung der Räume zur Verwendung für moderne Arbeitsformen sei heute ebenso gefragt wie eine Erhöhung der Nutzerlebnisse. Damit lasse sich die Mitarbeiterproduktivität steigern und auch die Mitarbeiteridentifikation. Es gehe um die Anpassung von Office-Konzepten an moderne Arbeits- und Lebensbedingungen. Büros müssten auch für eine kurzfristige Anmietung für Projekte geeignet sein, Stichwort Co-Working. Auch Accelerators und Incubators müssten mit geeigneten Angeboten angesprochen werden.
Speziell für ansiedlungswillige Unternehmen aus Deutschland biete Österreich auch ansonsten gute Grundvoraussetzungen, etwa steuerlich. Um der Kreativität mehr zum Durchbruch zu verhelfen und den Zusammenhalt und Synergien besser nutzen zu können, würden Firmen versuchen, den Home-office-Anteil wieder zurückzudrängen. Mehr Augenmerk werde auch auf die Gesundheit der Mitarbeiter gelegt - mit Angeboten für Körper (Fitnessbereich) und Geist. Solche Trends zu modernen Büros mit spürbarem Mehrwert hätten nun auch Wien erfasst.
Mit einer Neuflächenproduktion von 280.000 m2 werde Wiens Büromarkt heuer den höchsten Fertigstellungsstand von über zehn Jahren erreichen, wiewohl davon voraussichtlich nur 230.000 m2 noch 2018 absorbiert werden könnten, meinte Wernhardt. Ein Teil davon werde zur Vermarktung 2019 übrig bleiben, dann werde das Fertigstellungsvolumen in Wien nur 35.000 m2 betragen. Insgesamt liege die Vermietung in Wien unter vergleichbaren deutschen Städten, da extreme Nachfragetreiber aus der Industrie - wie etwa BMW in München - fehlten. Das Mietpreisniveau bei uns sei niedriger als in Deutschland. Die Durchschnittsmieten in Wien bezifferte der Experte mit monatlich 14,80 Euro/m2 (0,50 Euro/m2 höher als 2017), die Spitzenmieten mit 25,50 Euro/m2. In Frankfurt, München, Düsseldorf lägen die Mieten teils deutlich über 30 Euro. Den Leerstand am gesamten Büromarkt Wiens beziffert EHL mit 5,1 Prozent, bei modernen Büros mit 4,7 Prozent.
Im ersten Halbjahr lag das Immo-Investitionsvolumen in Österreich laut Pöltl mit 2,170 Mrd. Euro ungefähr auf Höhe des Vorjahresvergleichs. "Im Gesamtjahr werden wir uns schwertun, wieder die 4,7 Mrd. Euro des Vorjahres zu erreichen", dennoch sei das Volumen aber auch 2018 "außerordentlich hoch". Im gewerblichen Bereich und beim Wohnen gebe es starkes deutsches Interesse, gefolgt von Interessenten aus Asien, etwa aus Korea, China oder auch aus Australien. Koreaner würden bevorzugt Volumina ab 100 Mio. Euro erwerben. Insgesamt seien außereuropäische Investoren aber "nicht so aktiv wie wir uns das wünschen", meinte Pöltl. Auch Frankreich trete als großes europäisches Land stark als Investor auf. Großbritannien und die USA seien jedoch unterrepräsentiert. Die Briten würden vorwiegend Zyklen nutzen wollen, die es in Wien so aber nicht gebe - und die Amerikaner würden sich stärker als opportunistische Investoren sehen, die dabei lokale Partner bräuchten. Für ein Ende des boomenden Investoren-Interesses an Austro-Immobilien sehe man "keine Indizien".
(Schluss) sp/itz
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