Russland-Ukraine-Konflikt |
24.02.2022 17:48:00
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Österreichische Firmen mit Niederlassungen in Russland und Ukraine im Krisenmodus
In Russland haben heimische Firmen 650 Niederlassungen, in der Ukraine 200. Schon die bisherigen Sanktionen gegen Moskau haben der heimischen Wirtschaft jährlich rund 400 Mio. Euro Wertschöpfung gekostet. Nun sind neue viel härter Sanktionen geplant.
Die Raiffeisen Bank International (RBI) meinte heute in einer Stellungnahme: "Wir hatten bis zuletzt auf eine diplomatische Lösung gehofft, uns aber gleichzeitig auf verschiedene Szenarien, darunter auch eines militärischen Konflikts, vorbereitet. Dennoch hoffen wir, dass die Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren." Heute sei es noch verfrüht, die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklungen abzuschätzen.
"Unsere Banken in Russland und in der Ukraine sind gut kapitalisiert und finanzieren sich selbst. Zudem haben wir bereits im vergangenen Jahr im Rahmen unserer vorausschauenden Risikopolitik Rückstellungen gebildet und unseren Rubel-Hedge erhöht sowie einen Hrywnja-Hedge eingerichtet", so die RBI. Weitere Sanktionen würden erwartet. "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine Einschätzung über Auswirkungen allfälliger Sanktionen auf die RBI treffen", betonten die Banker.
Bei den ÖBB werden noch keine Einschränkungen beim Güterverkehr beobachtet. Sollte es zu Problemen kommen könnten Alternativstrecken, etwa über Weißrussland und die Türkei, genutzt werden.
Die Salzburger Porsche Holding, Generalimporteur des VW-Konzerns für Österreich mit Zuständigkeit für mehrere südosteuropäische Länder, hat die Geschäftstätigkeiten ihrer Tochtergesellschaften in der Ukraine auf einen Notbetrieb umgestellt. "Die österreichischen sowie in der Ukraine tätigen Expats der Porsche Holding sind im Laufe der vergangenen Woche vorsorglich auf normalem Wege ausgereist. Für alle weiteren Schritte und Maßnahmen sind wir in enger Abstimmung mit den österreichischen Behörden. Zudem stehen wir in ständigem Austausch mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Ukraine, die bis auf Weiteres von zu Hause aus arbeiten", so die Porsche Holding zur APA.
Der Wiener Zuckerkonzern AGRANA ist seit 1997 in der Ukraine tätig und beschäftigt dort rund 550 Mitarbeiter. Er verarbeitet in Vinnitsa (300 km südwestlich von Kiew) Früchte zu Fruchtzubereitungen für die Molkereiindustrie sowie zu Fruchtsaftkonzentraten für Getränkehersteller. Daneben betreibt die AGRANA im westukrainischen Luka einen eigenen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb für Früchte für den regionalen Frisch- und Verarbeitungsmarkt. "Aktuell läuft die Produktion planmäßig, die Schichtpläne werden jedoch entsprechend der Situation adaptiert", so die AGRANA.
Der heimische Ziegelriese Wienerberger ist in Russland aktiv, ortet aber keine schwerwiegenden Auswirkungen auf den Geschäftsgang insgesamt. "Das 'Exposure' der Wienerberger nach Russland ist unter 1 Prozent des Umsatzes, in der Ukraine sind wir nicht tätig - wir sehen auch kurzfristig keine Auswirkungen auf unser Geschäft", so CEO Heimo Scheuch mit Blick auf den militärischen Konflikt. 1 Prozent vom Jahresumsatz bedeutet bei dem Baustoffkonzern rund 40 Mio. Euro.
Der Salzburger Hebevorrichtungs-Hersteller Palfinger ist in Russland mit fünf Werken vertreten, drei eigenen und zwei Joint-Venture-Werken. In Summe beschäftigt der Konzern in Russland 1.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Kurzfristig habe der Angriff auf die Ukraine für Palfinger keine tiefgreifenden Folgen, hieß es am Donnerstag von Palfiner auf APA-Anfrage. In den russischen Werken werde aus der Region heraus für die Region produziert. "Das ist vorderhand ungefährdet, auch im Fall eines Swift-Ausschlusses von Russland - da wir innerhalb Russlands in Rubel fakturieren", so das Unternehmen. Längerfristig sei aber mit Embargomaßnahmen zu rechnen, die das Wachstum in diesem Markt limitieren. In der Region CIS machte Palfinger zuletzt 7 Prozent des Gesamtumsatzes von 1,84 Mrd. Euro. Palfinger will sich daher noch stärker auf die Wachstumsmärkte Nord- und Lateinamerika fokussieren.
Die voestalpine wiederum weist darauf hin, dass sie einen Teil des Eisenerzes bzw. der Pellets aus der Ukraine bezieht. Aus heutiger Sicht sei die Versorgung der Produktionsbereiche für die nächsten Monate durch eigene Lagerstände abgesichert. "Wir gehen davon aus, unseren Rohstoffbedarf über diesen Zeitraum hinaus durch unsere anderen Rohstofflieferanten abdecken zu können", so die Stellungnahme des Unternehmens. Die Auswirkungen der aktuellen Situation in der Ukraine seien zwar schwer einzuschätzen, aber die voestalpine habe sich "auf verschiedene Szenarien bestmöglich vorbereitet".
Die AMAG wollte die aktuelle Lage nicht kommentieren.
phs/stf/cgh/kre/kan/tsk
APA
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