Corona-Krise |
29.07.2020 17:45:00
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Ölpreisverfall drückte OMV in die Verlustzone - OMV-Aktie etwas fester
Das um Bewertungseffekte korrigierte CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten brach im zweiten Quartal zwar um 86 Prozent ein, war aber noch mit 145 Mio. Euro positiv. Im Halbjahr betrug der Rückgang 53 Prozent. Der Periodenüberschuss drehte im Halbjahr auf -11 Mio. Euro in die Verlustzone (nach 1,15 Mrd. Euro Überschuss in der ersten Jahreshälfte 2019), im zweiten Quartal lag er aber mit 58 Mio. Euro (-91 Prozent) noch über der Nulllinie.
Der den Aktionären zuzurechnende Periodenüberschuss schmolz von 543 Mio. auf 24 Mio. Euro zusammen - von der APA befragte Analysten hatten mit einem Nettoverlust von 75 Mio. Euro gerechnet. "Trotz Corona haben wir ein hervorragendes Cash-Management hingelegt, denn wir haben immer noch über eine halbe Milliarde Euro an operativem Cashflow gemacht", sagte Seele. Nach Dividenden war der Free Cashflow im ersten Halbjahr mit 372 Mio. Euro positiv, im zweiten Quartal betrug er jedoch -109 Mio. Euro.
Im Vergleich zu den Mitbewerbern in der Branche habe man sich also gut geschlagen, sagte Seele. "Die Kostensenkungsmaßnahmen greifen bei der OMV. Wir haben im zweiten Quartal deutlich die Bremse gezogen und die Ausgaben für Investitionen sind sehr stark zurückgegangen." Die Investitionen (inkl. Akquisitionen) wurden im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 386 Mio. Euro zurückgefahren, im Halbjahr gab es eine Reduktion um 38 Prozent auf 855 Mio. Euro.
Inzwischen beginne man erste Anzeichen für eine Erholung zu sehen, sagte Seele. "Wir haben im zweiten Quartal nur einen Ölpreis von 30 Dollar gesehen, derzeit ist es eine schwache 40." Bei den Gaspreisen gebe es noch keine starke Erholung, "das ist aber im Sommerquartal auch so üblich". Das Petrochemie-Geschäft sei sehr stabil. "Die Akquisition der Borealis zeigt sich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten in ihrem gesamten Wert." Die Auslastung der Raffinerien habe im ersten Halbjahr 80 Prozent betragen, für das Gesamtjahr plane man 85 Prozent. Allerdings sei die Marge im zweiten Quartal deutlich auf 2,3 Dollar zurückgegangen. "Wir gehen davon aus, dass wir im Gesamtjahr 3 Dollar sehen werden, das heißt, das zweite Halbjahr schätze ich auch bei den Raffineriemargen nicht als sehr hochpreisig ein."
Um die Dividende an die Aktionäre aus dem Cashflow bezahlen zu können, also um einen positiven Free Cashflow nach Dividenden zu erzielen, brauche die OMV einen Ölpreis zwischen 25 bis 30 Dollar, erklärte Seele. Allerdings komme es nicht auf den Ölpreis alleine an, sondern auch auf die Raffineriemarge, und insbesondere durch die Akquisition der Borealis sei man nun auch im Downstream-Geschäft gut aufgestellt, "der Ölpreis alleine ist für uns jetzt nicht das substanziell Entscheidende". Den Borealis-Zukauf will die OMV teilweise mit einer neue Hybridanleihe im Gesamtvolumen von 1,5 Mrd. Euro finanzieren, wie am Dienstagabend angekündigt wurde.
Ebenfalls am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass die Dividende für 2019 nicht wie ursprünglich geplant erhöht, sondern unverändert zum Vorjahr bei 1,75 Euro je Aktie belassen wird. "Das ist nicht eine Maßnahme zur Cash-Optimierung", betonte Seele. Der damit eingesparte Betrag sei eher symbolisch, man wolle aber "in Zeiten von Corona nicht eine weitere Rekorddividende zahlen".
"Wir gehen davon aus, dass die Welt ein Rezept finden wird, um mit Corona zu leben", sagte der OMV-Chef. Erste Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung sehe man bereits, und man erwarte im Laufe des Jahres 2021 mit einer Normalisierung. "Wir sehen, dass jetzt der Kraftstoffverbrauch wieder zurückkommt und langsam auch der Kerosinverbrauch." Dennoch sei man bei der Planung für das zweite Halbjahr und für 2021 weiterhin vorsichtig.
Mit dem Abschluss des GasConnect-Verkaufs rechnet Seele noch für heuer - der Verbund hatte ja bereits Mitte Juni ein verbindliches Angebot für 51 Prozent der Anteile gelegt. "Wir sind weiterhin in intensiven exklusiven Gesprächen mit dem Verbund, wir müssen uns ja nicht nur über den Preis einigen, sondern es gibt auch andere Positionen, die geklärt werden müssen."
Zu Berichten zu einer Besetzung der OMV-Förderanlagen in Libyen äußerte sich Seele zurückhaltend. "Die Anlagen sind in einem Top-Zustand, es ist nichts beschädigt worden. Das Problem, das wir haben, sind der Transport und die Verladung des Rohöls." Kurzfristig erwarte man da keine deutliche Verbesserung. "Wir sind in enger Abstimmung mit der libyschen Ölgesellschaft NOC, die managt auch die Exporte und die Sicherheit in den Anlagen." Die Situation in Libyen bleibe fragil, "wir planen derzeit keine Produktion im dritten Quartal".
Die OMV-Aktie schloss im Wiener Handel kaum verändert bei 28,76 Euro.
APA
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