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04.01.2022 22:06:00
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NVIDIA-Aktie dennoch im Minus: Chipnachfrage beschert Tech-Konzern Hochkonjunktur
DAS MACHEN DIE GESCHÄFTE BEI NVIDIA:
NVIDIA ist vor allem für seine Grafikkartenchips bekannt, die die heutigen Videospiele antreiben. Wie auch bei anderer Konsumenten-Hardware stieg die Nachfrage nach den Chips in der Corona-Pandemie stark an, sodass bei den besonders leistungsfähigen und lukrativen neuen Grafikkarten lange kaum Geräte zu bekommen waren - was für anziehende Preise sorgte.
Im dritten Geschäftsquartal (Ende Oktober) legte der Umsatz im Jahresvergleich konzernweit um 50 Prozent auf 7,1 Milliarden US-Dollar (6,3 Mrd Euro) zu, der Nettogewinn um 84 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. Größte Sparte ist das Geschäft mit Chips für Spielegrafikkarten, direkt dahinter folgen die Server-Chips für Rechenzentren, die noch etwas schneller zulegen konnten. Das kleinere Geschäft mit der Simulation virtueller Realität wies mit 144 Prozent das höchste Wachstum auf.
Die Fantasie der Anleger erregte kürzlich daher die Ankündigung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, sein Unternehmen voll auf ein sogenanntes "Metaverse" auszurichten - eine virtuelle Umgebung, in der Arbeiten, Freizeitaktivitäten und andere Dinge des realen Lebens möglich sein sollen. Dazu braucht es in der Breite viel Rechenkraft. Und auch, wenn der Facebook-Mutterkonzern Meta kürzlich ankündigte, bei Chips für die eigenen Serverfarmen zunächst auf den NVIDIA-Rivalen AMD zu setzen: NVIDIA hat seine eigene Platform namens "Omniverse" an den Start gebracht, um von dem Trend und dem Hype zur umfassenden Welten-Simulation ebenfalls zu profitieren.
Darüber hinaus gelten Grafikchips als gut geeignet, um neue Einheiten von Kryptowährungen wie Bitcoin zu "schürfen" - damit ist das aufwändige Errechnen neuer Bestandteile der jeweiligen Blockchain gemeint, die das technische Rückgrat der Digitalassets sind. Allerdings geraten die Kryptowährungen wegen ihres hohen Energiehungers zunehmend in Kritik, einige Digitalwährungen haben den Prozess bereits auf andere, weniger energiefressende Verfahren umgestellt. Dennoch ist der Anreiz, eigene Krypto-Assets zu errechnen, mit den anziehenden Kursen vieler Digitalwährungen in den vergangenen beiden Jahren noch einmal deutlich gestiegen.
NVIDIA-Chips kommen auch in spezialisierten Anwendungen zum Einsatz: Zum Beispiel bei Verfahren der sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI), die auch für Autonomes Fahren in Autos eingesetzt wird. Hier setzt etwa Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern auf NVIDIA-Technik. Doch es gehört auch eine ganze Reihe von asiatischen Elektroauto-Newcomern zu den Kunden, die damit Fahrassistenten anbieten will: NIO, Xpeng, Canoo, Faraday Future und Vinfast etwa. Diese Autobauer sind zwar noch klein, könnten aber starkes Wachstum liefern.
Hauptkonkurrent von NVIDIA bei Grafikchips ist der AMD-Konzern. In Rechenzentren spielen neben NVIDIA und AMD auch die Chips von Intel eine gewichtige Rolle. Um sich auch bei Smartphone-Chips zu stärken, will NVIDIA den britischen Chipdesigner Arm vom japanischen Tech-Investor Softbank übernehmen.
NVIDIA-Chef Jensen Huang legte daher im September 2020 eigene Aktien im Wert von damals rund 40 Milliarden US-Dollar auf den Tisch, mittlerweile wäre der Deal wegen des gestiegenen Aktienkurses sogar noch deutlich schwerer. Die britische Wettbewerbsbehörde, die EU-Kommission und jüngst nun auch die US-Handelsbehörde FTC befürchten allerdings eine zu große Marktmacht von NVIDIA, sollte es zur Übernahme kommen. Analysten des renommierten IT-Marktforschers Gartner glauben wegen des Gegenwinds von Aufsehern nun nicht mehr an einen Erfolg des Deals.
SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT:
Die Aktie von NVIDIA war schon länger gut gelaufen, doch im vergangenen Oktober ist sie noch einmal regelrecht abgehoben. Anfang Oktober war das Papier teils noch für unter 200 Dollar zu haben - im November ging es dann schon bis über 346 Dollar hinaus. Damit brachte NVIDIA zu dem Zeitpunkt 834 Milliarden US-Dollar Gewicht auf die Börsenwaage und schickte sich an, schon bald die symbolträchtige Marke von einer Billion Dollar zu erreichen. Diese haben in den USA bisher nur die Techriesen Apple, Microsoft, Amazon, der Google-Dachkonzern Alphabet, die Facebook-Mutter Meta Platforms und Tesla übersprungen. Anfang 2021 lag der NVIDIA-Börsenwert noch bei rund 300 Milliarden Dollar.
Zuletzt knickte der Kurs von NVIDIA aber wieder etwas ein. Mit gut 300 Dollar je Papier liegt die Marktkapitalisierung insgesamt bei um die 753 Milliarden Dollar (664 Mrd Euro). Das ist immer noch knapp sechsmal Volkswagen (118 Mrd Euro) oder rund viermal SAP (168 Mrd Euro). An Prozessor-Dino Intel (216 Mrd Dollar) ist NVIDIA schon vor Jahren vorbeigezogen.
Länger investierte NVIDIA-Anleger können sich ohnehin kaum beschweren. Seit Anfang 2019 haben im technologielastigen NASDAQ 100 nur Börsenüberflieger Tesla (+1702 Prozent) und der Biotech-Konzern Moderna (+1439 Prozent) mehr Kursplus aufzuweisen als der NVIDIA-Konzern, dessen Anteile sich im Wert verneunfacht haben. Von Anfang 2016 an gesehen liegt nur der Chiprivale AMD vor NVIDIA, dessen Aktien im Wert auf das 52-fache gestiegen sind, während NVIDIA-Aktionäre mit dem 36-fachen ihres damaligen Werts vorlieb nehmen müssen.
Bis zur Billionen-Bewertung ist es nun zwar noch ein ganzes Stück, aber die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass es bei den Tech-Riesen aus dem Silicon Valley auch mal ganz schnell gehen kann - wenn Investoren bereit sind, eine noch höhere Bewertung mitzutragen oder die Umsätze und Gewinne entsprechend schnell zulegen. Allerdings ist der Chipmarkt derzeit in vielerlei Hinsicht unwägbar: Materialknappheit bei den Waferproduzenten, knappe Produktionskapazitäten bei den asiatischen Chipauftragsfertigern - und die Corona-Infektionslage mit möglichen weiteren Lockdowns von Fabriken kommt erschwerend noch hinzu.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Vivek Arya von der Bank of America (BofA) sieht NVIDIA rund um das Trendthema "Metaverse" als Antreiber. Mit der eigenen Omniverse-Plattform bringe der Konzern seine Technik rund um Grafik, Künstliche Intelligenz und Simulation in einer virtuellen Umgebung zusammen. Mehr als 500 Großkonzerne prüften bereits die Möglichkeiten für sich, hieß es in einer Studie des Experten Ende Oktober.
Stacy Rasgon von Bernstein merkte nach den Zahlen zum dritten Quartal Mitte November an, es könne kaum runder laufen für den Chipkonzern. Es blieben zwar Risiken, darunter auch ein möglicher Abschwung bei Rechenzentren. Die Kryptowährungen könnten zwar ebenfalls ein Risiko sein, doch angesichts der Engpässe in den Versorgungskanälen sollte die Nachfrage nach Grafikchips das Angebot weiter übersteigen. Falls die Digitalwährungen nachgäben und die Nachfrage von dieser Seite schwächle, stünden zudem wohl Videospieler als Käufer von Grafikkarten bereit. Das Management habe für das Geschäft mit Rechenzentren außerdem einen positiven Ton rund um das kommende Geschäftsjahr angeschlagen. Zur immer geringeren Aussicht einer Arm-Übernahme schrieb die Expertin im Dezember, mit einem Gelingen habe ohnehin keiner mehr gerechnet.
NVIDIA sei auch ohne Arm reich an Wachstumschancen, schrieb DZ-Bank-Analyst Ingo Wermann im Dezember. Er geht davon aus, dass der Zukauf scheitert. Der Konzern könne die hohe Wachstumsdynamik mit seinen Angeboten bei Onlinespielen, Rechenzentren, dem Autonomen Fahren und der virtuellen Realität aber voraussichtlich dennoch beibehalten.
Auch die Gesamtsicht der von Bloomberg befragten Expertinnen und Experten ist positiv. 39 von 47 Stimmen empfehlen den Kauf, sechs das Halten und zwei den Verkauf der Papiere. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 346 Dollar, womit der Kurs noch 15 Prozent Luft nach oben hätte von seinem derzeitigen Niveau bei 301 Dollar. Die zuversichtlichste Schätzung für die Kursentwicklung liegt bei 400 Dollar, die pessimistischste bei 177,50 Dollar.
Am Dienstag schloss die NVIDIA-Aktie an der NASDAQ 2,76 Prozent tiefer bei 292,90 US-Dollar.
/men/ngu/jha/
SANTA CLARA (dpa-AFX)
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