Schwaches drittes Quartal |
14.11.2017 18:12:41
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Nordex-Aktie verliert: Umsatzprognose gesenkt
Konzernchef José Luis Blanco beschwor am Dienstag indes die guten Mittelfristperspektiven seines Unternehmens und geht von einer Erholung im Jahr 2019 aus. An der Börse zog dieses Argument jedoch nicht: Die Investoren reagierten enttäuscht und zogen sich zurück. Zuletzt betrug das Kursminus noch 5,19 Prozent auf 7,30 Euro. Damit geht der Fall der Nordex-Aktie weiter. Seit Jahresbeginn hat das Papier inzwischen rund 64 Prozent nachgegeben - seit dem Zwischenhoch Ende 2015 sind es fast minus 80 Prozent.
Im dritten Quartal waren bei Nordex die Erlöse stärker zurückgegangen als erwartet. Der Umsatz sank um gut vier Prozent auf 818,3 Millionen Euro. Für das laufende Jahr traut sich der Konzern deshalb nunmehr einen Umsatz von weniger als 3,1 Milliarden Euro zu, nach 3,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Bislang hatten die Hanseaten für 2017 noch einen Wert zwischen 3,1 und 3,3 Milliarden Euro angepeilt. Auch die Auftragsbücher füllten sich dürftiger als gedacht. In den ersten neun Monaten rutschte der Überschuss um mehr als die Hälfte auf knapp 28 Millionen Euro ab.
Um seine neuen Ziele für das Jahr zu erreichen, vertraut das laufende Jahr vertraut das Nordex-Management nun auf ein starkes Schlussquartal: "Derzeit ermutigen uns die aktuellen Verhandlungen mit großen internationalen Kunden", sagte Konzernchef Blanco. Auch auf mittlere Sicht sieht der Manager gute Chancen für sein Unternehmen. Die Nachfrage insbesondere aus dem nicht- europäischen Ausland wachse, neue Produkte stießen auf zunehmendes Interesse.
Zunächst aber dürfte in den europäischen Kernmärkten die Nachfrage im kommenden Jahr schwach bleiben. In Deutschland sei gar mit einer Erholung nicht vor 2020 zu rechnen, so der Nordex-Chef.
Mit seinen Problemen steht der Hamburger Konzern nicht allein da. Die einstige Hoffnungsbranche Windenergie steckt derzeit in einer tiefen Krise, die schlechten Nachrichten aus der Branche häufen sich: Erst in der vergangenen Woche kappte der dänische Windanlagenbauer Vestas seine Margenprognose, der Windenergiekonzern Senvion berichtete von steigenden Verlusten. Auch größere Anbieter wie das deutsch-spanische Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gamesa mussten zuletzt ihre Gewinnziele senken und bauen nun in großem Stil Mitarbeiter ab.
Überkapazitäten drücken in der Branche auf das Preisgefüge. Den Kostendruck verschärfend kommt in vielen Märkten der Wegfall von Subventionen hinzu. In Deutschland werden neuerdings Bauprojekte für Solar- und Windparks staatlich ausgeschrieben. Konnten sich die Anbieter in Deutschland zuvor noch auf eine vom Staat garantierte Einspeisevergütung verlassen, bestimmt nach deren Wegfall nun der Wettbewerb den Preis. Nordex als mittelgroßen Anbieter bringt das ins Hintertreffen.
In den USA bremst Donald Trumps Entscheidung zum Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen die Konzerne aus. Die jüngsten Signale aus der Branche deuteten allerdings darauf hin, dass das US-Steuerförderungsmodell für die Windbranche nicht noch weiter angetastet werde, sagte Blanco. Eine Abschaffung würde laut Branchenbeobachtern insbesondere den Nordex-Konzern treffen, der in den USA sehr stark engagiert ist.
Viele Analysten sind gleichwohl pessimistisch. Analystin Virginia Sanz de Madrid Grosse von der Deutschen Bank geht für Nordex von einem merklichen Umsatz- und Margenrückgang im kommenden Jahr aus, allerdings lasse sich die Entwicklung derzeit kaum genau abschätzen.
Um seine Kosten zu senken, kontert Nordex mit einem Stellenabbau. Im September kündigte der Konzern den Wegfall von bis zu 500 Jobs in Europa an - weltweit beschäftigt Nordex mehr als 5000 Mitarbeiter. Betroffen sind laut Blanco vor allem in Deutschland Funktionen in der Zentrale, aber auch in der Produktion. Der Konzern setzt auf eine sozialverträgliche Lösung und hofft auf eine gute Annahme eines Freiwilligenprogramms bis Jahresende. Reicht der Zuspruch der Belegschaft nicht, werde es im schlimmsten Fall Kündigungen geben müssen, sagte ein Konzernsprecher. Die Personalmaßnahmen aber auch der Rotstift etwa bei Materialkosten sollen im kommenden Jahr Einsparungen von rund 45 Millionen Euro bringen.
Zum Handelsschluss sanken die Nordex-Papiere um 3,51 Prozent auf 7,43 Euro und waren damit Schlusslicht im TecDax. Bei einem Kurs von 7,109 Euro am Vormittag erreichten sie den tiefsten Stand seit August 2013. Insgesamt haben die Titel seit Jahresanfang bereits rund 62 Prozent an Wert eingebüßt und damit so stark wie kein anderes Unternehmen innerhalb der DAX-Familie.
Die Talfahrt der Nordex-Aktien begann mit Nachdruck im Februar. Damals hatte das TecDAX-Unternehmen den Markt mit der Kappung seiner Umsatzziele geschockt. Die Aktien brachen ein. Aber schon zuvor im November 2016 hatte Nordex über eingetrübte Umsatzaussichten geklagt. Im Verlauf des Jahres 2017 gab es zudem zunehmend negative Analystenkommentare, etwa Anfang Oktober von der Investmentbank Goldman Sachs, die in Erwartung schwerer Zeiten für das Windgeschäft in Deutschland das Nordex-Papier zum Verkauf empfahlen.
Mitte Oktober setzte die Gewinnwarnung beim größeren Wettbewerber Siemens Gamesa dann Nordex weiter zu und auch dessen trüber Ausblick, der Anfang November veröffentlicht wurde. Auch der dänische Konkurrent Vestas Wind Systems hatte kürzlich vor schwachen Zukunftsaussichten gewarnt und Senvion waren am vergangenen Freitag nach Zahlen auf Talfahrt gegangen./zb/jha/
HAMBURG (dpa-AFX)
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