Absatzmärkte in Rezession |
28.06.2013 11:01:00
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Wifo und IHS kürzen Wachstumsprognose stark
Gehemmt wird der Aufschwung in Österreich laut Wifo vor allem durch die Wirtschaftskrise im Euroraum, wobei die heimische Volkswirtschaft durch die Nachfrageschwäche der Eurozone gedrückt werde, wie das IHS betont. Die Export- und Investitionsdynamik Österreichs sei wegen des schwachen internationalen Umfeldes auch heuer gedämpft, und der nur mäßige Anstieg der Realeinkommen sowie zunehmende Sparanstrengungen der privaten Haushalte würden weiterhin die Konsumnachfrage belasten, erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut am Freitag.
2014 sollte Österreich als exportstarke Volkswirtschaft vom dann expandierenden Welthandel profitieren: Die heimischen Ausfuhren würden daraufhin stärker anziehen und vermehrt Investitionen stimulieren, hofft das Wifo. Und die privaten Haushalte würden ihre Einkommenszugewinne 2014 wieder vermehrt in den Konsum stecken.
Für die Arbeitslosenrate in Österreich befürchten sowohl Wifo als auch IHS wegen der schwachen Konjunktur heuer einen starken Anstieg von 7,0 auf 7,5 Prozent der unselbstständigen Erwerbstätigen. Das IHS rechnet für 2014 wegen der dann besseren Wirtschaftsaussichten nur noch mit einem Verharren auf diesem hohen Niveau, das Wifo prognostiziert jedoch nochmals eine leichte Verschlechterung auf 7,6 Prozent.
Die Inflationsrate wird sich heuer laut IHS im Jahresschnitt von 2,4 auf 2,0 Prozent zurückbilden, das Wifo rechnet lediglich mit einem Rückgang auf 2,2 Prozent. Für 2014 geht das IHS von einer Inflation von 1,8 Prozent aus, das Wifo von 2,0 Prozent.
Trotz Konjunkturerholung in den USA, Japan und Teilen Südostasiens sowie Südamerikas bleibt die Wirtschaftsentwicklung in Europa - vor allem im Euroraum - besonders schwach, stellte das Wifo außerdem fest. Belastet werde die Konjunktur in der Eurozone durch eine starke Einschränkung der öffentlichen Nachfrage in etlichen EU-Ländern gleichzeitig, die steigende Arbeitslosigkeit, eine gehemmte Kreditvergabe und die Flaute des Welthandels.
Österreichs Außenhandel bleibe heuer verhalten, da sich wichtige Absatzmärkte der heimischen Exportbranchen in der Rezession befinden oder stagnieren, sagen die Fachleute des Wirtschaftsforschungsinstituts. Die Handelsbilanz werde aber durch den Rückgang der Ölpreise entlastet. Durch den Nachfragemangel bleiben die Ausrüstungsinvestitionen beschränkt. Sobald eine stärkere Belebung des Außenhandels das Unternehmervertrauen festige, könnte die verfügbare Liquidität einen rascheren Aufschwung ermöglichen. "Die Abwärtsrisiken bleiben jedoch hoch, falls die Rezession im Euroraum anhält", warnt das Wifo.
Laut IHS hat sich zwar heuer die Weltkonjunktur in den ersten Monaten stabilisiert, das Expansionstempo blieb aber gering. Die Stimmungsindikatoren deuten dem Institut zufolge aber darauf hin, dass die internationale Konjunktur heuer im Jahresverlauf spürbar zulegen sollte. Es gebe auch Anzeichen dafür, dass die Strukturreformen in den Krisenstaaten des Euroraums allmählich positive Wirkungen zeigten. "Vor diesem Hintergrund erwartet das Institut, dass die Konjunktur im Euroraum im Jahresverlauf wieder an Fahrt gewinnt", erklärt das IHS.
Für Österreich geht das IHS für 2013 und 2014 von Defizitquoten von 2,2 bzw. 1,5 Prozent des BIP aus - nach unerwartet guten 2,5 Prozent im Vorjahr. "Nicht ausfinanzierte Wahlversprechen oder Konjunkturpakete kurz vor dem Aufschwung dürfen diesen Erfolg aber nicht gefährden", warnt das Institut für Höhere Studien die Politik.
Die Budgetprognose sei ohnedies mit erheblichen Risiken behaftet, so das IHS. Unsicher seien insbesondere die budgetären Effekte des Bankenpakets und die Erfolge zusätzlicher Konsolidierungsmaßnahmen (etwa Aufkommen der Finanztransaktionssteuer, Dämpfung der Dynamik der Gesundheitsausgaben).
Auch nach Wifo-Meinung ist der Konsolidierungspfad "mit zahlreichen Risiken behaftet", vor allem aufgrund möglicher Mehrausgaben zur Finanzmarktstabilisierung: Für 2013 und 2014 sei nämlich "ein zusätzlicher defiziterhöhender Kapitalbedarf für notverstaatlichte Banken nicht ausgeschlossen", und man könnte mit den für 2013 im Bundesvoranschlag vorgesehenen 1,15 Mrd. Euro nicht das Auslangen finden. Zudem seien Höhe und Zeitpunkt der Mittelzuflüsse aus den Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein unsicher. Für 2013 prognostiziert das Wifo ein Defizit des Gesamtstaates von 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und für 2014 von 1,7 Prozent.
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