Klage eingereicht 20.06.2013 13:30:32

Juristische Aufarbeitung des Libor-Skandals beginnt

Britische Behörden haben gegen den ehemaligen Händler Tom Hayes, der für die UBS und die Citigroup tätig war, Klage eingereicht. Damit versuchen die britischen Behörden erstmals, eine Person strafrechtlich zu belangen, die an der Manipulation des Interbanken-Referenzzinssatzes Libor beteiligt war. Der Vorwurf lautet, dass Hayes mit Kollegen bei mindestens acht anderen Banken illegale Absprachen getroffen habe.

   Hayes war am Dienstag der Verschwörung zum Betrug in acht Fällen angeklagt worden und erschien am Donnerstag erstmals vor einem Londoner Gericht. Er äußerte sich nicht zu der Anklage. Sein Fall wurde an ein anderes Gericht verwiesen, das eine Vorverhandlung für den 4. Juli angesetzt hat.

   Laut der am Donnerstag verlesenen Klageschrift umfasst der Fall der Anklage etliche große Namen in der Finanzbranche. Demnach soll der 33-jährige Hayes sich unter anderem mit Mitarbeitern der Deutschen Bank, HSBC, J.P. Morgan, Royal Bank of Scotland, Rabobank, ICAP, Tullett Prebon und R.P. Martin Holdings abgesprochen haben. Und darüber hinaus auch mit Kollegen im jeweils eigenen Haus - bei der UBS und der Citigroup.

   Vertreter der meisten Finanzhäuser lehnte eine Stellungnahme ab oder waren nicht umgehend zu erreichen. Eine ICAP-Sprecherin erklärte, das Unternehmen selbst sei nicht verklagt worden. Vielmehr habe es den Ermittlern Informationen zur Verfügung gestellt und kooperiere weiter ihnen.

   Hayes und einem ehemaligen Kollegen wurde im vergangenen Dezember vom US-Justizministerium krimineller Betrug zur Last gelegt. Sollte die Strafverfolgung in Großbritannien erfolgreich sein, muss sich Hayes jedoch vermutlich nicht in den USA verantworten - britische Gesetze verbieten die Auslieferung einer Person an eine andere Gerichtsbarkeit, von der ihr das gleiche Vergehen zur Last gelegt wird, wie in Großbritannien.

   Hayes hat sich zu seiner angeblichen Rolle bei den Libor-Manipulationen nicht öffentlich geäußert, abgesehen von einer SMS im Januar an das Wall Street Journal, in der es hieß: "Das geht noch weit über mich hinaus". Sein Anwalt hat dies bislang nicht kommentieren wollen. Hayes selbst hat sich zu den US-Vorwürfen noch nicht geäußert.

   DJG/DJN/jhe

   Dow Jones Newswires

Von David Enrich

LONDON

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