Stellenabbau |
02.10.2018 08:34:41
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Neuer Novartis-Chef räumt auf
DAS IST LOS BEI NOVARTIS:
Als der studierte Mediziner Narasimhan im Februar den Stab von seinem langjährigen Vorgänger Joseph Jimenez übernahm, trat er kein leichtes Erbe an. Novartis litt unter zunehmendem Konkurrenzdruck für wichtige Arzneien, die Generikasparte Sandoz kämpfte in den USA mit den dort sinkenden Preisen und die vor Jahren übernommene verlustreiche Sparte Alcon stand auf dem Prüfstand. Bereits zur Halbjahresbilanz 2018 konnte Narasimhan aber mit überraschend guten Ergebnissen punkten.
Der gebürtige US-Amerikaner drückt aufs Gaspedal. Seine Duftmarke setzte er gleich in Sachen Unternehmenskultur. Jimenez Nachfolger setzt auf mehr Transparenz und die Öffnung des Konzerns. Gleichzeitig richtet Narasimhan den Konzern stärker auf Zukunftsthemen aus. So soll die Digitalisierung nun stärker vorangetrieben werden. Und hatte Jimenez den früheren Gemischtwarenladen bereits auf die drei Standbeine Pharma, Alcon und Sandoz geschrumpft, will Narasimhan nun einen Konzern mit Fokus auf neuartige Technologien. Traditionellere Fertigung soll dafür weichen.
Dafür ist bereits die Trennung von der Augensparte Alcon über einen Börsengang im ersten Halbjahr 2019 gesetzt. Große Hoffnungen setzt der Konzern unterdessen auf innovative Medikamente, vor allem neuartige Gentherapien sollen eine große Rolle spielen. Für die Arbeitnehmerschaft bedeutet der Übertritt des Konzerns in ein neues technologisches Zeitalter höhere Anforderungen an ihre Spezialisierung.
Der jetzt angekündigte Stellenabbau kommt indes nicht von ungefähr. Das Unternehmen leidet in seinen Werken unter Überkapazitäten. Bereits Jimenez hatte angekündigt, die Produktion entlang der einzelnen technologischen Plattformen besser organisieren zu wollen, um die Kosten einzudampfen. Nach Ländern wie USA und Japan trifft es nun das Heimatland selbst. In der Schweiz sollen in den kommenden vier Jahren mehr als 1400 Arbeitsplätze in der Produktion gestrichen und weitere 700 in der Verwaltung in Länder mit niedrigerer Entlohnung verlagert werden. Der Konzern müsse effizienter und profitabler werden, um wiederum genügend Geld in die Forschung und Entwicklung stecken zu können, erklärt Narasimhan.
Auch der Generikahersteller Sandoz kommt um einen Umbau nicht herum. Das Unternehmen soll sich künftig auf komplexe Medikamente und vor allem Biosimilars - Nachahmer biotechnologisch hergestellter Arzneien - konzentrieren. Dazu kündigte der Konzern bereits Anfang September den Verkauf von nicht mehr in diese Strategie passenden Teilen des Sandoz-Portfolios in den USA an, darunter die Dermatologie-Arzneien.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Von den 21 im dpa-AFX Analyser erfassten Experten ist aktuell niemand pessimistisch zur Aktie eingestellt. Eine hauchdünne Mehrheit empfiehlt, das Papier zu halten. Am optimistischsten zeigen sich die Experten von der US-Investmentbank Merrill Lynch, die dem Papier ein Kursziel von 100 Franken zutrauen - und damit ein Aufwärtspotenzial von fast einem Fünftel sehen.
Bei Analysten kam zuletzt vor allem gut an, dass sich Novartis in einem Patentstreit um das Multiple-Sklerose-Mittel Gilenya in den USA durchsetzen konnte. Dies verschaffe dem Konzern erst einmal Entlastung, so die einhellige Meinung. Die ursprünglich erstmals für das kommende Jahr befürchtete Generika-Konkurrenz für das Mittel werde es damit wohl nicht geben, schrieb Merrill-Lynch-Analyst Graham Parry. Gleichzeitig rechnet er dank neuer Produkte mit überdurchschnittlichem Wachstum der Schweizer.
Der jetzt angekündigte Stellenabbau hat Novartis-Kenner Michael Leuchten von der Schweizer Bank UBS indes wenig überrascht. Die Pläne seien Teil des bereits unter Jimenez eingeleiteten weltweiten Restrukturierungsprogramms, betont er. Der neue Novartis-Chef Narasimhan habe aber bereits deutlich gemacht, dass sich der Pharmahersteller in der Vergangenheit nicht gerade als Sparchampion hervorgetan habe.
Die neuen Ziele des Unternehmens, im Geschäft mit innovativer Medizin eine operative Marge (Ebit) von rund 35 Prozent zu erzielen, machten Programme zur Verbesserung der Produktivität notwendig, so der Analyst. Leuchten geht deshalb davon aus, dass den jüngsten Maßnahmen noch weitere Ankündigungen durch den Konzern folgen dürften.
DAS MACHT DIE AKTIE:
In den vergangenen drei Jahren hatte Novartis recht maue Ergebnisse geliefert, die die Herzen der Aktionäre nicht gerade höher schlagen ließen. Nach dem bisherigen Rekordhoch im Juli 2015 bei mehr als 103 Franken ging es im Zickzack-Kurs immer weiter abwärts.
Und auch mit dem neuen Novartis-Chef, der 2018 wieder bessere Ergebnisse liefern will, scheint die Börse noch ihre Mühe zu haben. Bis Ende Juni fiel der Kurs auf ein Zwischentief bei 71,84 Franken herunter. Erst langsam wuchs zuletzt wieder das Vertrauen in die Schweizer. Inzwischen steht das Papier immerhin wieder auf dem zu Jahresbeginn erreichten Niveau. Mit einem moderaten Plus steht die Novartis-Aktie sogar besser da als der Gesamtmarkt.
BASEL (dpa-AFX)
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