04.12.2017 22:33:56
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Personalwechsel bei der CSU Seehofer, kein Mann mit Zukunft Rasmus Buchsteiner, Berlin
Bielefeld (ots) - Halb zog man ihn, halb sank er hin. Horst
Seehofer ist nun ein geschrumpfter Riese in der Welt der CSU. Im
Frühjahr hatte er seine ursprüngliche Rückzugsankündigung für das
Jahr 2018 wieder leise einkassiert - und seine möglichen Erben
gegeneinander ausgespielt. Es gab kaum Widerspruch oder Murren, die
Partei folgte ihm. Doch nach dem CSU-Debakel bei der Bundestagswahl
wuchs erneut die Unruhe: Seehofer, der 2013 die absolute Mehrheit in
Bayern zurückerobert hatte, wird die Wiederholung dieses Erfolgs
nicht zugetraut. Hätte er jetzt im Freistaat den Weg nicht frei
gemacht für seinen Erzrivalen Markus Söder, der im Frühjahr in die
Münchener Staatskanzlei einziehen soll - die Christsozialen wären
noch tiefer ins Chaos gestürzt. Etwas, woran viele Spitzenpolitiker
scheitern, ist auch Seehofer nicht gelungen: den Zeitpunkt zu finden
für einen würdigen Abschied aus der ersten Reihe. Ohne die Politik
kann er nicht. Auf das Ministerpräsidentenamt in Bayern verzichtet er
nun nicht etwa freiwillig, sondern weil ihn seine Leute ultimativ
dazu gezwungen haben. Den CSU-Vorsitz indessen will Seehofer nicht
hergeben. Das Amt bietet ihm eine Möglichkeit, das Ende seiner
politischen Laufbahn hinauszuzögern. Doch was genau will Seehofer mit
der gewonnen Zeit anfangen? Will er nach Berlin gehen? Sich einen
Kabinettsposten geben lassen, etwa das Sozialministerium, in dem er
einst als Staatssekretär unter Norbert Blüm angefangen hatte? Auch
wenn CSU-Granden, die bei den Jamaika-Sondierungen dabei waren,
Seehofer eine hervorragend sachkundige Verhandlungsführung
bescheinigen: Sein bundespolitisches Comeback wäre verbunden mit
einem massiven Autoritätsverlust. Er hätte sich der
Kabinettsdisziplin unterzuordnen, wäre einer unter vielen. Seehofer
ist kein Mann mit Zukunft. Um erfolgreich zu sein, braucht eine
Partei wie die CSU ein Machtzentrum, nicht zwei. Dass er und sein
Rivale Söder, die sich einander zuletzt nur der "Schmutzelei"
bezichtigt haben, plötzlich als "Dream-Team" funktionieren, ist mehr
als unwahrscheinlich. Abgesehen davon: Die CSU hat in der
Vergangenheit mit Doppelspitzen keine besonders guten Erfahrungen
gemacht. Von Aufbruchstimmung ist in München keine Spur. Die
Nervosität der Christsozialen mit Blick auf die Landtagswahl 2018
wird in nächster Zeit eher zu- als abnehmen. Für die Berliner Bühne
bedeutet das: Die CSU wird noch unberechenbarer und rauflustiger
auftreten, als sie es in den vergangenen Jahren ohnehin getan hat.
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