05.09.2013 22:14:59

Neue OZ: Kommentar zu Gesellschaft / Umfragen / Krisen

Osnabrück (ots) - Gelassene Bürger

Atomkrieg, Waldsterben oder Hyperinflation - es ist noch nicht so lange her, da jagte ein Untergangsszenario das andere. Was Psychologen mit den Traumata des 20. Jahrhunderts erklärten, fand sogar Eingang ins Englische. Doch mit der "German Angst" ist es offenbar vorbei.

Die Autoren der jüngsten "Angst-Studie" sind auf eine relativ gelassene Bevölkerung gestoßen. Der "Angst-Index" ist nach Zwischenhochs von 50 Prozent und mehr auf 41 Prozent gesunken. Die Deutschen haben begriffen: Angst ist keine Weltanschauung. Schlimmstenfalls lähmt sie nur.

Daraus folgt aber nicht, dass die Bürger ein sorgenfreies Leben führen. Die Ängste-Liste der Deutschen wird heute von wirtschaftlichen und sozialen Themen dominiert. Wen wundert's? Die Sorgen wegen steigender Lebenshaltungskosten und Konsequenzen der Euro-Krise sind nicht aus der Luft gegriffen. Hinzu kommt: In einer schrumpfenden Gesellschaft sind harte Verteilungskämpfe programmiert. Das dämmert anscheinend auch den meisten Bürgern.

Die Politik kommt in der Umfrage unerwartet gut davon. Diesen Vertrauensvorschuss hat sie nur verdient, wenn sie Sorgen ernst nimmt, Lösungen sucht und nicht davor zurückschreckt, auch mal bittere Wahrheiten zu verkünden. Das kann sie den Deutschen zumuten, ohne gleich Endzeitstimmung auszulösen.

Manuel Glasfort

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