Nettogewinn verdreifacht 12.08.2016 10:13:46

Talanx sieht sich nach erstem Halbjahr auf Kurs

Für das Erreichen der Gesamtjahresprognose sieht sich der MDAX-Konzern zwar auf "gutem Kurs", der Vorstandschef dämpfte gleichzeitig jedoch die Erwartungen.

Das Ziel von 750 Millionen Euro Gewinn nach Steuern bestätigte die Talanx AG, Vorstandschef Herbert K. Haas nannte es in einer Telefonkonferenz allerdings "ambitioniert". "Ich bin zuversichtlich, dass wir das Ziel erreichen werden, es gibt aber Schätzungen im Kapitalmarkt, die deutlich darüber hinausgehen", sagte Haas. Diese dürften kaum erreicht werden. Er verwies auf die schwierigen Marktbedingungen, insbesondere im Bereich Rückversicherungen, und das anhaltend schwache Zinsniveau. Zudem gebe es nach der hohen Großschadensbelastung keinen großen Spielraum mehr beim Schadensniveau.

Waldbrände in Kanada als größte Einzelschaden

Dabei hat Talanx im ersten Halbjahr beim Ergebnis nach Steuern mit einer Steigerung um 30 Prozent auf 401 Millionen Euro bereits mehr als die Hälfte des angepeilten Jahresgewinns verdient. Im zweiten Quartal hat das Unternehmen den Gewinn auf 179 Millionen Euro verdreifacht. Allerdings hatte eine Sonderbelastung im Vorjahr im Zusammenhang mit der Restrukturierung des Deutschlandgeschäftes von rund 155 Millionen Euro für einen außerordentlich niedrigen Gewinn von 60 Millionen Euro gesorgt. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten einen Gewinn von 190 Millionen Euro prognostiziert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte um knapp ein Drittel auf 491 Millionen Euro.

Das Versicherungsgeschäft war indes von einer hohen Schadensbelastung geprägt. In den ersten sechs Monaten stieg die Großschadensbelastung auf 495 von 363 Millionen Euro und blieb damit 10 Millionen Euro unter dem Großschadensbudget. Der tiefste Schlag ins Kontor waren die Waldbrände in der kanadischen Provinz Alberta, die mit 131,6 Millionen Euro zu Buche schlugen. Hinzu kamen ein Erdbeben in Ecuador mit 58 Millionen sowie Unwetter in Deutschland, Frankreich und Österreich mit insgesamt 55 Millionen Euro.

Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote der Schaden-Erst- und -Rückversicherung verschlechterte sich im zweiten Quartal auf 97,3 Prozent von 96,2 Prozent im Vorjahr, im Halbjahr betrug die Quote 96,8 Prozent. Je niedriger sie ist, desto profitabler arbeitet eine Versicherung. Deutlich besser als der Durchschnitt lag das Rückversicherungsgeschäft. Schlechter dagegen sah es in der Privat- und Firmenversicherung aus, was einerseits den Schäden, andererseits den Restrukturierungsmaßnahmen geschuldet war.

Keine Abstriche bei der Dividende zu erwarten

Das Kapitalanlageergebnis gab im zweiten Quartal um 10 Prozent auf 940 Millionen Euro nach. Auch hier machte sich ein Sondereffekt bemerkbar. Im Vorjahreszeitraum waren Talanx 39 Millionen Euro zugeflossen, weil sich ein Kunden aus einer US-Transaktion zurückgezogen hatte. Die Kapitalanlagerendite sank entsprechend um 0,5 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent. Sie befindet sich damit oberhalb der angepeilten Zielmarke für das Gesamtjahr von "mindestens" 3 Prozent.

Die Bruttoprämien sanken im ersten Halbjahr um 2,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro, im zweiten Quartal gab es einen Anstieg um 0,6 Prozent. Im laufenden Jahr erwartet Talanx auf Basis konstanter Wechselkurse weiter ein stabiles Bruttoprämienvolumen.

Wie immer ist der Ausblick der Prämisse unterworfen, dass es an den Währungs- und Kapitalmärkten keine Verwerfungen gibt und die Großschäden innerhalb der Erwartungen bleiben. Ziel sei es, auch für das Gesamtjahr einen Anteil von 35 bis 45 Prozent vom Konzernergebnis als Dividendenzahlung auszuschütten. Möglichen Abstrichen bei der Dividende im Falle einer schwachen zweiten Jahreshälfte erteilte Vorstandschef Haas eine Absage. Eine Dividende auf Vorjahresniveau sei, wenn es im zweiten Halbjahr schlecht läuft, "absolut wahrscheinlich." Für 2015 hatte Talanx 1,30 Euro je Aktie ausgeschüttet, was einer Quote von 37 Prozent entsprach.

DJG/mgo/cbr

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)

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