Weg aus der Preisschlacht 19.10.2015 12:51:41

Munich Re baut auf Cyber und autonomes Fahren

"Die Nachfrage nach Versicherungslösungen gegen Cyber-Risiken wird rapide zunehmen", sagte Vorstandsmitglied Ludger Arnoldussen am Montag beim Branchentreffen in Baden-Baden. Die jährlichen Schäden durch Computerkriminalität und Wirtschaftsspionage summierten sich laut einer Studie des Washingtoner Center for Strategic and International Studies auf rund 445 Milliarden US-Dollar.

Bei dem vielfach erwarteten Trend zu selbstfahrenden Autos forderte Arnoldussen, dass Unfallopfer auch künftig auf Schadenersatz vertrauen können - unabhängig davon, ob ein Fahrer oder ein Computer das Auto steuerte. Zudem müssten die Versicherer bei autonom fahrenden Autos im Schadenfall Regress von den Herstellern einfordern können, damit kein Geschädigter gegen einen Autokonzern vor Gericht ziehen müsse. Der Autobauer Volvo hatte bereits angekündigt, bei eventuellen Unfällen mit seinen selbstfahrenden Fahrzeugen die volle Haftung zu übernehmen. Allgemein ist noch offen, wie Politik und Autobauer mit dem Thema umgehen werden.

Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft zum kommenden Jahreswechsel steuern die Rückversicherer unterdessen auf einen weiteren Preisverfall zu. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherungsmakler Guy Carpenter erwartet, dass die Preise möglicherweise um zehn Prozent oder mehr einbrechen, wie er der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Arnoldussen erwartet im traditionellen Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa hingegen stabile Preise. Dazu will die Munich Re auch auf unrentables Geschäft verzichten. Im traditionellen Rückversicherungsgeschäft dürfte das Prämienvolumen der Munich Re daher schrumpfen, sagte Arnoldussen.

Die Preise in der Branche sind seit längerem im Sinkflug. Durch die Kapitalschwemme können mehr Risiken versichert werden. Zudem geben viele Erstversicherer weniger Risiken an Rückversicherer ab, wodurch die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von Rückversicherungsschutz weiter wächst. In Baden-Baden sprechen beide Seiten über die Konditionen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung für das kommende Jahr. Immer zum Jahreswechsel steht ein Großteil der Verträge zur Neuverhandlung an.

Welchen Schaden der Volkswagen-Skandal um manipulierte Abgaswerte den Versicherern verursacht, ist laut Arnoldussen noch nicht einschätzbar. Noch gebe es zu viele widersprüchliche Angaben. Die Munich Re werde aber voraussichtlich bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen am 5. November eine Schätzung ihrer eigenen Belastung abgeben. Volkswagen hat bereits 6,5 Milliarden Euro vor allem für die Behebung der Manipulationen zurückgestellt. Insgesamt dürfte die Affäre den Konzern Experten zufolge aber ein Vielfaches davon kosten. Die Managerhaftpflicht-Versicherung wird davon allenfalls einen Bruchteil abdecken.

/stw/fri/men

BADEN-BADEN (dpa-AFX)

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