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18.01.2022 22:20:00
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Microsoft kauft Activision Blizzard - Berenberg rechnet mit Kartellprüfung - Activision-Aktie +25 Prozent
Microsoft ist bereit, für Activision Blizzard einen heftigen Aufpreis zu zahlen: Das Gebot von 95 Dollar je Aktie liegt gut 45 Prozent über dem Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde damit insgesamt mit 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Mrd Euro) bewertet, wie Microsoft am Dienstag mitteilte.
Der umstrittene Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, werde weiter an der Spitze der Spielefirma bleiben, hieß es in der offiziellen Mitteilung. Das "Wall Street Journal" berichtete allerdings wenige Stunden später unter Berufung auf informierte Personen, er solle gehen, wenn die Übernahme abgeschlossen ist.
Kotick war in den vergangenen Monaten nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Diskriminierung bei dem Unternehmen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgehalten, nicht entschieden genug gegen Fehlverhalten von Managern eingeschritten zu sein.
Activision Blizzard war im Sommer vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies dies zunächst weit von sich, beauftragte dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung der Vorwürfe.
In der Branche wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob ein Neuanfang bei Activision Blizzard mit Kotick an der Spitze überhaupt möglich sei. Er hielt sich jedoch mit Rückhalt seines Verwaltungsrates fest im Chefsessel. Nach Abschluss der Übernahme soll Activision Blizzard Microsofts Spiele-Chef Phil Spencer unterstellt werden, kündigten die Unternehmen an.
Microsoft rechnet mit einem Abschluss des Deals bis Ende seines nächsten Geschäftsjahres, das bis Mitte 2023 läuft. Vorher muss unter anderem noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter eingeholt werden. Der Kurs der Activision-Aktie stieg im US-Handel am Dienstag zeitweise auf fast 87 Dollar und lag zuletzt bei gut 82 Dollar, noch deutlich entfernt von den gebotenen 95 Dollar - was eine gewisse Skepsis der Anleger zeigt.
Microsoft, das bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wie "Doom" und "Minecraft" unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spieler an. Rund 245 Millionen davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen "Candy Crush"-Anbieter King.
Die Spielebranche befindet sich aktuell in einem großen Wandel. Zum einen verlagert sich mehr Geschäft von Konsolen und PCs auf Smartphones. Dort sind die Games meist zwar kostenlos zu spielen - viele Nutzer geben aber Geld für zusätzliche Inhalte oder Hilfen aus. Diese kleinen Beträge addieren sich angesichts der Größe des Smartphone-Marktes zu beträchtlichen Summen.
Zum anderen gehört Microsoft zu den Plattform-Anbietern, die versuchen, Spiele-Streaming im Markt zu etablieren. Die Spiele laufen dabei eigentlich nicht auf den Geräten der Nutzer, sondern auf Servern im Netz. Das Modell bietet die Aussicht auf fortlaufende Abo-Einnahmen statt des einmaligen Verkaufs einer Konsole. Allerdings sind schnelle und reaktionsfreudige Internet-Verbindungen eine Grundvoraussetzung für das Modell, das bisher noch ein Nischenangebot ist.
Microsofts Geschäft mit der Xbox-Konsole wurde zuletzt - wie auch beim Konkurrenten Sony mit seiner Playstation - stark von den globalen Engpässen bei Chips und anderen Bauteilen gebremst. Xbox- und Playstation-Geräte der neuesten Generation sind mehr als ein Jahr nach der Markteinführung nach wie vor schwer zu bekommen.
Activision Blizzard profitierte wie auch andere Branchenplayer zeitweise von der Corona-Pandemie, in der Menschen mehr Zeit mit Videospielen und Smartphone-Games verbringen. Zuletzt verbuchte die Firma im Ende September abgeschlossenen Quartal ein leichtes Umsatzplus auf gut zwei Milliarden Dollar. Der Gewinn legte im Jahresvergleich um rund sechs Prozent auf 639 Millionen Dollar zu.
Berenberg rechnet mit Kartellprüfung
Die geplante Übernahme des Computerspieleanbieter Activision Blizzard dürfte nach Einschätzung der Privatbank Berenberg von den Kartellhütern genau unter die Lupe genommen werden. Die große Frage sei, ob die Regulierungsbehörden eingreifen, schrieb Berenberg- Analystin Sarah Simon in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Sie geht davon aus, dass es sich um einen Deal handelt, den die Aufseher genau unter die Lupe nehmen werden - insbesondere dann, wenn Microsoft die Spiele von Activision Blizzard nur noch exklusiv über die firmeneigene Konsole Xbox anbieten würde.
Die Berenberg-Expertin beließ die Einstufung für die Activision-Blizzard-Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel von 100 US-Dollar. Dieses beruht auf ihrem Bewertungsmodell für die Aktie und liegt damit um fünf Dollar über dem von Microsoft in Aussicht gestellten Preis.
Activision schnellen hoch nach Übernahmegebot durch Microsoft
Das Übernahmeangebot für Activision Blizzard von dem Software-Giganten Microsoft für fast 70 Milliarden US-Dollar hat den Kurs des großen Videospieleanbieters am Dienstag nach oben schnellen lassen. Als mit Abstand größter Gewinner im Technologie-Index NASDAQ 100 schossen die Aktien um rund 25,88 Prozent auf 82,31 Dollar hoch und erreichten den höchsten Stand seit Juli vergangenen Jahres. Im Tageshoch betrug der Aufschlag sogar 34,5 Prozent.
Die Aktien blieben damit allerdings zunächst noch unter dem von Microsoft gebotenen Kaufpreis von 95 Dollar je Aktie - ein kräftiger Aufpreis auf den Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde mit insgesamt 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Milliarden Euro) bewertet, wie Microsoft am Dienstag mitteilte.
"Activision Blizzard hat einige der wertvollsten Spiele der Welt wie 'Call of Duty' und eine Reihe anderer Spiele mit geradezu dogmatisch loyalen Kunden", schrieb Analystin Sophie Lund von Hargreaves Landsdown. Das Angebot von Microsoft zeige aber nicht nur das große Interesse vieler Menschen an derartigen Spielen auf. Es belege vielmehr "die integrale Funktion von Spielen als Teil des zukünftigen sozialen und digitalen Lebens".
Das Spielen habe sich zuletzt immer mehr auf das Internet verlagert, während Spielekonsolen immer kostspieliger geworden seien, schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets. Microsoft mit seinem prall gefüllten Geldbeutel könne erheblich in schnellere und realistischere Grafik investieren, was in der Folge immer bessere Angebote nach sich ziehen dürfte.
Die spektakuläre Übernahme und die voranschreitende Konsolidierung der Branche trieb am Dienstag auch die Kurse anderer Spielentwickler an: So verteuerten sich an der NASDAQ-Börse die Aktien von Electronic Arts um 2,66 Prozent und die von Take-Two Interactive um knapp ein Prozent Prozent. Take-Two hatte erst vor wenigen Tagen mit einer Offerte für den Browserspiele-Spezialisten Zynga einen ähnlichen Schritt vorgenommen.
/so/DP/eas
REDMOND (dpa-AFX)
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