29.01.2020 22:31:48

MÄRKTE USA/Gewinne an Wall Street lösen sich mit Fed-Aussagen auf

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Am Mittwoch hat sich die Erholung der Wall Street nach den Verlusttagen am Freitag bzw. Montag nicht fortgesetzt. Trotz erneut alarmierender Schlagzeilen zum Coronavirus mit weiter steigenden Fallzahlen bei Todesopfern und Infizierten zeigten sich Anleger zunächst relativ entspannt. Die chinesische Regierung gab sich hinsichtlich einer Eindämmung des Virus zuversichtlich. Anleger nahmen diese Aussagen als Kaufargument. "Wer stört sich an einer möglichen globalen Pandemie, wenn Apple solche Zahlen vorlegt?", brachte Marktstratege Paul Hickey von Bespoke Investment Group die kalte Marktlogik auf den Punkt. Denn Apple überzeugte auf ganzer Linie. Überhaupt läuft die Berichtssaison rund: Annähernd 72 Prozent der Unternehmen aus dem S&P-500, die bereits berichtet haben, haben die Markterwartungen geschlagen.

Im späten Handel kamen die Aktienkurse allerdings zurück - die Gewinne lösten sich auf, nachdem die US-Notenbank ihren geldpolitischen Kurs sowie das Leitzinsniveau bestätigt hatte. Zugleich bekräftigten die Währungshüter den Ausblick, wonach die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften. US-Notenbankchef Jerome Powell sagte, dass alles, was die Fed mit ihrer Bilanz mache - Repos und Anleihenkäufe - technischer Natur sei. Viele Marktteilnehmer wollen diese Schritte als Stimuli interpretieren und hörten die Worte daher nicht gern. Powell räumte zudem ein, dass die Coronavirus-Epidemie "Unsicherheit" für den Ausblick bringe und die Bewertungen der Vermögenswerte "etwas erhöht" seien. Auch diese Aussagen kamen laut Händlern nicht gut an.

Der Dow-Jones-Index gewann 12 Zähler auf 28.735 Punkte, der S&P-500 verlor 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite erhöhte sich um 0,1 Prozent. Auf 1.462 (Dienstag: 2.050) Kursgewinner an der Nyse kamen 1.453 (868) -verlierer. Unverändert schlossen 100 (73) Titel.

Apple auf Allzeithoch

Apple profitierte im ersten Geschäftsquartal von einer starken Nachfrage nach ihren iPhones, Apps und den neuen drahtlosen Kopfhörern. Bereinigt übertraf der Technologiegigant die Marktschätzungen deutlich. Die Aktie gewann 2,1 Prozent und erklomm ein Rekordhoch. Auch die Analysten überschlügen sich mit positiven Kommentaren.

Das anhaltende Flugverbot für den Problemflieger 737 Max bescherte Boeing im vierten Quartal einen kräftigen Verlust. Auch im laufenden Jahr dürfte die Max-Krise das Unternehmen weiter stark belasten. Der um Sonderposten bereinigte Verlust je Aktie lag deutlich höher als die Befürchtungen des Marktes. Die Aktie legte dennoch um 1,7 Prozent zu. Die Schätzungen einiger Analysten seien von einem noch höheren Verlust ausgegangen, hieß es. Zudem sei mit der jüngsten Talfahrt bereits vieles eingepreist worden.

Die Fastfoodkette McDonald's übertraf im vierten Quartal die Erwartungen bei Wachstum und Gewinn je Aktie. Die Aktie stieg um 1,9 Prozent. AT&T verloren 4 Prozent. Der Telekomkonzern verbuchte bei nur leicht geringerem Umsatz im vierten Quartal einen Einbruch des Nettogewinns. Analysten hatten umsatzseitig zudem mehr erwartet.

Der Chemiekonzern Dow war im vierten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Bereinigt um Sondereffekte verdiente der Konzern aber mehr als erwartet und zeigte sich zudem zuversichtlich für 2020. Die Aktie kletterte um 5,3 Prozent. General Electric verzeichnete im Schlussquartal 2019 Gewinne und Umsätze über Erwartungen. Die Aktie gewann 10,3 Prozent.

AMD verloren 6 Prozent. Der Konzern verdiente im vierten Quartal dank eines Umsatzanstiegs und höherer Bruttomargen mehr als viermal so viel wie im Vorjahr. Allerdings sprachen Analysten von einem enttäuschenden Umsatzausblick des Intel-Konkurrenten. Intel sanken im Schlepptau um 1,5 Prozent.

Ein Minus von 4,5 Prozent verbuchte die Ebay-Aktie. Der Online-Marktplatz setzte zwar mehr um und verdiente auch mehr als von den Analysten geschätzt, doch auch hier enttäuschte der Umsatzausblick. Die Titel des Halbleiterkonzerns Xilinx brachen um 10,7 Prozent ein nach dem ersten Umsatzrückgang in vier Jahren. 7 Prozent der Belegschaft müssen nun gehen. L Brands schossen um 12,9 Prozent in die Höhe. Laut Kreisen wird der Verkauf der Dessousmarke Victoria's Secret geprüft.

Dollar reagiert nur kurz auf Fed

Der Dollar geriet mit der Aussicht auf ein noch lange unverändert tiefes Leitzinsniveau kurzzeitig unter Druck, erholte sich aber recht schnell wieder auf das Ausgangsniveau. Auf Tagessicht legte der Greenback zu, Händler sprachen von einer verspäteten Reaktion auf die sehr guten Wirtschaftsdaten des Vortages. Der Euro fiel wieder auf die Marke von 1,10 Dollar zurück nach Wechselkursen um 1,1028 im Tageshoch.

Die Ölpreise zeigten sich uneinheitlich. Die Berichte häuften sich, wonach das Erdölkartell Opec ihre Fördermengenbegrenzung ausdehnen könnte. Die Rohöllagerbestände in den USA hatten sich in der Vorwoche derweil stärker als erwartet ausgeweitet. Es war der höchste wöchentliche Lageraufbau seit November. Die Daten lieferten damit ein bärisches Signal für US-Rohöl. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI sank daher um 0,3 Prozent auf 53,33 Dollar, für die global gehandelte Sorte Brent ging dagegen es um 0,5 Prozent auf 59,81 Dollar nach oben. Brent wurde gestützt von Aussagen der mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen. Diese wollen unter anderem eine Ölanlage des saudischen Energieriesen Aramco angegriffen haben.

Der Goldpreis stieg, die Feinunze verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1.577 Dollar. Da es weiterhin keine Entspannung beim Coronavirus gebe, bleibe der "sichere Hafen" gefragt, hieß es. Die Risikoneigung bleibe sehr verhalten, das stütze Gold - ebenso die Fed-Aussagen.

Eine hohe Risikoaversion war auch am Rentenmarkt zu beobachten. Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten überstieg in China die Fallzahlen der früheren SARS-Epidemie von 2003. Steigende Notierungen drückten die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 7,1 Basispunkte auf 1,59 Prozent. Auch die Aussicht auf weiterhin niedrige Leitzinsen stützte den Markt.

===

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 28.734,45 0,04 11,60 0,69

S&P-500 3.273,40 -0,09 -2,84 1,32

Nasdaq-Comp. 9.275,16 0,06 5,48 3,37

Nasdaq-100 9.101,61 0,12 10,68 4,22

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 1,42 -5,1 1,47 21,7

5 Jahre 1,40 -7,5 1,48 -52,0

7 Jahre 1,50 -6,8 1,57 -74,5

10 Jahre 1,59 -6,9 1,66 -85,6

30 Jahre 2,04 -7,2 2,11 -102,6

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:05 Uhr Di, 17.07 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1005 -0,16% 1,1012 1,1002 -1,9%

EUR/JPY 120,05 -0,29% 120,12 120,02 -1,5%

EUR/CHF 1,0718 -0,06% 1,0726 1,0714 -1,3%

EUR/GBP 0,8455 -0,06% 0,8456 0,8471 -0,1%

USD/JPY 109,08 -0,15% 109,09 109,10 +0,3%

GBP/USD 1,3015 -0,08% 1,3022 1,2987 -1,8%

USD/CNH (Offshore) 6,9693 +0,05% 6,9636 6,9748 +0,0%

Bitcoin

BTC/USD 9.331,70 +2,20% 9.322,50 9.008,76 +29,4%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 53,11 53,48 -0,7% -0,37 -12,6%

Brent/ICE 59,64 59,51 +0,2% 0,13 -9,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.576,86 1.567,20 +0,6% +9,66 +3,9%

Silber (Spot) 17,56 17,50 +0,3% +0,06 -1,6%

Platin (Spot) 977,35 986,15 -0,9% -8,80 +1,3%

Kupfer-Future 2,56 2,58 -0,7% -0,02 -8,5%

===

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

January 29, 2020 16:32 ET (21:32 GMT)

Analysen zu AMD (Advanced Micro Devices) Inc.mehr Analysen

31.07.24 AMD Buy Goldman Sachs Group Inc.
31.07.24 AMD Market-Perform Bernstein Research
31.07.24 AMD Neutral JP Morgan Chase & Co.
27.02.24 AMD Market-Perform Bernstein Research
31.01.24 AMD Buy UBS AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

AMD (Advanced Micro Devices) Inc. 124,82 -0,38% AMD (Advanced Micro Devices)  Inc.
Apple Inc. 233,80 -0,81% Apple Inc.
Boeing Co. 168,00 1,16% Boeing Co.
Dow Inc 38,16 -0,25% Dow Inc
eBay Inc. 61,06 3,02% eBay Inc.
Intel Corp. 19,32 0,15% Intel Corp.
McDonald's Corp. 279,55 -0,52% McDonald's Corp.